Die Geldüberschwemmung der EURO-Zone hält weiter an -Bericht von der jüngsten EZB-Rat-Sitzung- von Thomas Seidel
Die übliche Belagerung der EZB-Führung durch Fotojournalisten zu Beginn einer EZB-Pressekonferenz. Doch von rechts kommend, räumt eine Sicherheitsbeamtin auf! (Quelle: Thomas Seidel) |
Auch gegen Ende seiner Amtszeit als
Präsident der Europäischen Zentralbank weicht der EZB-
Zentralbankrat nicht von den großen Linien seiner bisherigen
Geldpolitik ab. Wenn sich daran etwas ändern soll, so muss es unter
der Leitung der designierten Nachfolgerin Christine Lagarde
geschehen. Freilich zeichnen sich am Horizont Zweifel an der
bisherigen Geldpolitik der EZB ab.
Unbestritten hat in turbulenten Zeiten
die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank nicht nur den EURO
gerettet. Zumindest lobt man sich auch als Schaffer von über 11
Millionen Arbeitsplätzen, als Treiber von Wirtschaftswachstum und
indirekt wohl auch als Grund für kräftige Kaufkrafterhöhungen bei
den Konsumenten. Was leider aber einfach nicht klappen will ist, die
Inflation deutlich an das definierte Ziel von „knapp unter zwei
Prozent“ zu bringen. Allein warum das so ist, kann immer noch
niemand erklären. Die Lösung für dieses „Problem“ bleibt,
soviel Geld wie möglich in die Wirtschaft pumpen. Irgendwann müsste
die so heiß laufen, dass die Inflation sich beginnt aufzublasen,
anstatt wie ein schlapper Luftballon nur so darum zu hängen.
Der Mechanismus der Geldpumpe ist, alle
möglichen Wertpapiere, insbesondere Staatsanleihen, von Banken der
EURO-Zone anzukaufen und über die Banken immer mehr Geld in den
Wirtschaftskreislauf zu stecken. Inzwischen ist die EURO-Zone mit
Geld überflutet. Doch eine der Hauptsorgen der EZB ist, welche
Geldanlagen (Asset's) man überhaupt noch ankaufen kann, ohne die
eigenen Qualitätsprinzipien allzu sehr ausdehnen zu wollen und damit
vielleicht sogar noch unglaubwürdig zu werden.
Der EZB-Präsident (Mitte) ist noch dabei sich zu sortieren (Quelle: Thomas Seidel) |
Dennoch wirken manche Aussagen von
Mario Draghi widersprüchlich. Einerseits seien die Gesamtrisiken für
eine Rezession in der EURO-Zone gering. Anderseits schwächle vor
allem die deutsche und italienische Warenproduktion. Schuld daran
habe die Fiskalpolitik. An der kann die EZB natürlich nichts ändern.
Doch wir wissen, einer lahmenden Wirtschaft hilft man am besten mit:
Noch mehr Geld! Kritische Fragen, ob man vielleicht das
Inflationsziel ändere, werden verworfen.
Das die, bei den europäischen Banken
so beliebten, zinsorientierten Geschäftsmodelle durch die Minus-
und/oder Nullzinspolitik zusammen gebrochen sind und die Banken,
unfähig neue profitable Geschäftsmodelle zu entwickeln, erhebliche
Ertragsprobleme haben, ficht die EZB nicht an. Auch nicht, dass neben
den Banken der Kapitalversicherungssektor und die Pensionsfonds
leiden. Auch nicht, dass der erreichte Wohlstand von heute, wieder
einmal auf Kosten der Altersvorsorge einer ganzen künftigen
Generation gelebt wird. Champagner für Alle!
Seiner Nachfolgerin Christine Lagarde
bescheinigt Mario Draghi die notwendigen Qualitäten. In den
Entscheidungsgremien des Internationalen Währungsfonds (IWF), den
Christine Lagarde nun lange Jahre geleitet hat, gehe es sehr ähnlich
zu wie bei der EZB. Man weiß nicht, ob man darüber nun froh oder
traurig sein soll. Einen schelmischen Rollentausch wird es aber nicht
geben. Mario Draghi erklärt, für das vakante Amt des
IWF-Präsidenten stehe er nicht zur Verfügung!
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