Warum die Zentralbanken die Inflation nicht bekämpfen können -von Thomas Seidel-

Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main
Quelle: EZB


In diesem ersten Halbjahr 2021 ist es weltweit bereits zu kräftigen Preiserhöhungen für die Verbraucher gekommen. Rund dreißig Prozent bei Benzin, Diesel und Heizöl, in manchen Märkten zusätzlich getrieben von höheren Abgaben auf Kraftstoffe. Besonders bemerkbar, macht sich der Preisanstieg auch bei Lebensmitteln und sonstigen Gütern des täglichen Bedarfs. Auf der jüngsten Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) wurden keine inflationsbekämpfenden Maßnahmen beschlossen. Das ist in der ganzen westlichen Welt so. Es gibt einen Grund, warum die Zentralbanken zur Zeit nicht gegen die rapide steigende Inflation vorgehen können.

Schuld daran ist das Verhalten der Zentralbanken in der inzwischen schon etwas zurückliegenden Staatsschuldenkrise. In der €uro-Zone, zur Rettung von Ländern wie Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und Irland, hatte insbesondere die EZB angefangen, in monatlichen Milliardenpaketen bis dahin unvorstellbare Mengen an Liquidität in die Märkte zu pumpen. Gleichzeitig sanken die Zinsen gegen Null und sogar darunter. Die Bedienung ihrer Staatsanleihen zu günstigsten Konditionen schien den gefährdeten Staatshaushalten zu helfen. Doch war schon zu Beginn dieser Aktion vor vier fünf Jahren klar, dass die betroffenen Länder niemals in der Lage sein würden, ihre Schuldenlast, selbst zu ganz normalen Zinskonditionen, wieder tilgen zu können. Das Problem hat man bislang dadurch umgangen, indem man Ankaufprogramme immer wieder verlängert hat und so die Liquidität der Schuldner aufrecht erhielt.

Das rächt sich jetzt. Würden die Zentralbanken, neben der EZB vor allem auch das amerikanische FED, sowie die Bank of Japan und die Bank of England, ihre Zinskonditionen dem Verlauf der Inflation nach oben hin anpassen, käme es sofort wieder zu einem heftigen Ausbruch der Staatsschuldenkrise. Das bedeutet, die Zentralbanken haben momentan jeglichen Handlungsspielraum zur Inflationsbekämpfungen  wegen der Finanzierung des Staatsschuldenkrise verloren!

Das war von Anfang an absehbar und wurde in diesem Blog so auch deutlich zum Ausdruck gebracht. Jetzt ist wirklich Kreativität gefragt. Besonders die EZB muss Wege finden, vor allem die südeuropäischen Länder vor dem Staatsbankrott zu retten und gleichzeitig gegen die Inflation wieder handlungsfähig zu werden. Die Zeit drängt. Deutschland steckt politisch in der Wahlkampffalle. Die nächsten sechs Monate ist man hier de facto entscheidungsunfähig. Man darf gespannt sein, welches Kaninchen Madame Lagarde demnächst aus dem Hut zaubert. 

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