Stichtag 20. Juli – Griechenland zahlt Schulden zurück -Bericht von der heutigen EZB-Pressekonferenz- von Thomas Seidel
Bekanntlich hat Griechenland in den vergangenen Wochen zwei Kreditrückzahlungen an den Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht geleistet. Am kommenden Montag, 20. Juli 2015 ist auch eine Kreditrückzahlung an die EZB fällig. Bislang bestehen erhebliche Zweifel, dass Griechenland diesen Kredit pünktlich zurück zahlen kann.
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EZB-Rat-Sitzungssaal Quelle: EZB |
Doch EZB-Präsident Mario Draghi machte in der Presskonferenz
vom letzten Donnerstag deutlich, dass er keinen Zweifel daran habe, dass
Griechenland zum Stichtag 20. Juli, also am nächsten Montag, nicht nur den
fälligen Kredit an die EZB zahlen wird, sondern auch die ausstehenden Raten an
den IWF, die sich mittlerweile auf etwa 1,6 Milliarden Dollar angesammelt
haben. Auf Nachfragen woher Draghi seine Zuversicht nehme, erläuterte der
EZB-Präsident, ohne dabei auf nähere Einzelheiten einzugehen, es gäbe ein
Konzept der Europäischen Kommission, das Problem der akuten Liquiditätsfalle
für Griechenland zu lösen.
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EZB-Präsident Mario Draghi (Quelle: wikipedi CCL World Economic Forum) |
Diese recht erstaunliche Mitteilung fügt sich ein in eine
allgemeine Erörterung des EZB-Präsidenten zu griechischen Liquiditätsfragen. Die
Nichtbereitschaft der EZB, zuletzt keine weiteren Barmittel an die griechischen
Banken zu geben, führte zu deren temporären Schließung und drastischer Beschränkung
der Bargeldausgabe. Die EU-Verhandlungen vom Montag in Verbindung mit den
Gesetzesbeschlüssen Griechenlands am Mittwoch, habe eine Verbesserung der
Gesamtsituation ergeben. Dadurch sei die Qualität der von Griechenland zu
stellenden Sicherheiten für Beleihung so verbessert worden, dass erneut
Barmittel den griechischen Banken zur Verfügung gestellt werden könnten. Denn
nach den Regeln für Notkredite (Emergency Liquidity) seien diese weder bedings-
noch grenzenlos. Damit will Mario Draghi wohl schon vorab erläutern, warum die
EZB in Kürze die Geldbeutel der Griechen wieder klingeln lassen wird.
Vor all den Aufgeregtheiten um die aktuelle Entwicklung in
Griechenland, verblassen die in der EZB-Ratssitzung gemachten
Grundentscheidungen. Etwas das die Eckzinsen unverändert bleiben. Das
monatliche Ankaufsprogramm von 60 Milliarden Euro geht wie gehabt weiter. An
den wesentlichen wirtschaftlichen Grundannahmen, auf deren Basis die EZB ihre
Entscheidungen trifft, hat sich nichts bedeutend verändert.
Alexis Tsipras Griechischer Ministerpräsident (Quelle: wikipedi CCL FrangiscoDer) |
Nachdem Alexis Tsipras in Brüssel die griechische
Referendums- entscheidung seines Volkes weitestgehend ignoriert hat und das
griechische Parlament, nur mit den Stimmen der Opposition, den Forderungen der
Gläubiger nachgegeben hat, scheint nun auch für die EZB eine Grundlage
vorhanden zu sein, ihre Rolle, immer im Rahmen ihres Mandates wie Mario Draghi
es gebetsmühlenartig wiederholt, im Drama um die Rettung Griechenlands weiter
zu spielen.
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