Tummelplatz der Scheußlichkeiten -Ein Beitrag aus Anlaß der aktuellen IAA in München- von Thomas Seidel


Alle zwei Jahre zelebriert die Automobilbranche die bislang wichtigste Industriemesse in Deutschland, die Internationale Automobilausstellung (IAA). Was die längste Zeit am wichtigsten Verkehrsknotenpunkt Europas in Frankfurt am Main stattgefunden hat, wird seit neuestem abwegig in der Provinzhauptstadt Bayerns in München veranstaltet. Doch die Branche leidet nicht nur an den Folgen durch die  Desorientierung beim Standort der Produktpräsentation. Fehleinschätzungen über die Zukunft des Automobils häufen sich bei den Herstellern mehr und mehr und lassen Produkte entstehen, die am Sinn und Zweck für das Autofahren und dem Geschmack der Kunden inzwischen völlig vorbei gehen.

Der Begriff für ein Automobil in der deutschen Amtssprache lautet nicht umsonst "Kraftfahrzeug". Demnach bedarf es einer Kraftquelle, um einem Gefährt "autonom" Vortrieb zu geben. Somit kann ein rein batteriebetriebener Wagen per se niemals ein Kraftfahrzeug sein. Das sollten die Behörden beim Thema Kraftfahrzeug-Zulassungsordnung mal endlich bedenken. 

Ein Fahrgestell mit einem Elektroantrieb, der seine Energie aus Batterien bezieht, auszustatten, ist keinerlei technische Innovation. So etwas können schon etwa 9 bis 12 jährige Kinder mit einem Legobaukasten und einer 9-Volt-Batterie zustande bringen und ist als solches bereits weit über einhundert Jahre alt. Man fragt sich ernsthaft, für was die Investoren der Firma Tesla von Elon Musk ihm ihr Geld eigentlich hinterher schmeissen. Eine Zukunft jedenfalls hat diese veraltete und primitive Technik nicht.

Insbesondere in der strahlungsfreien Politik unserer Tage strebt man, zumindest in Europa, ernsthaft an, die allgemeine Mobilität künftig emissionsfrei von allerlei "klimaschädlichen" Abgasen zu machen. Das die bislang rauchenden, rußenden, stinkenden und giftigen Dämpfe die da so vielen Kraftfahrzeugen entweichen auch keine Menschen mehr umbringen sollen, ist übrigens zu keinem Zeitpunkt ein erklärtes politisches Ziel gewesen.

Bevorzugt werden von der Politik derzeit die bereits angesprochenen primitiven batteriegetrieben Antriebslösungen. Die dafür notwendigen Rohstoffe sind mitunter schwer zu bekommen und nach Gebrauch noch viel schwieriger umweltfreundlich wieder zu entsorgen. Man stelle sich mal in ein paar Jahren die Berge von ausgelutschten Litium-Ionen-Batterien vor, die bei geschätzten 350 Millionen Autos allein in der EU entstehen werden. Haufen von wieder giftigen Materialien, die sich zumindest bislang hartnäckig einer gründlichen Wiederverwertung entziehen, dafür aber bevorzugt nur schwer löschbar gerne einmal abbrennen. Hier wird der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben.

Wenn man bei der Annahme eines "Kraftfahrzeugs", also ausgerüstet mit einem eigenen Kraftwerk, bleiben will, böte sich tatsächlich eine bereits vorhandene Alternativen an. Die müsste man halt ausgereift entwickeln, aber sie kann tatsächlich bereits allen Forderungen nach Vortrieb bei gleichzeitiger Umweltverträglichkeit entgegen kommen. Gemeint ist die Wasserstofftechnologie. Allein, man scheint es weder in der Branche noch in der Politik ernsthaft zu wollen.

Inzwischen leisten es sich die diversen Automobilhersteller mit ihren batteriebetriebenen oder hybriden Modellen, konfrontativ dem guten Geschmack der Kunden vor den Kopf zu stoßen. Seit Jahrzehnten ist man ja bereits den Wettlauf fast aller asiatischen Autohersteller um den Pokal des häßlichsten Autos gewöhnt, zu dem sich in Europa gerne mal auch diverse französische und italienische Produzenten gesellen. Amerikanische Autos sind hierbei ausser Konkurrenz, den diese werden nach wie vor auf dem technischen Stand von Fords seligem Modell-T gebaut. 

Aber wenn man sich heute die Modelle anschaut, die explizit als elektrisch angetrieben gepriesen werden, kann es einem nur schaudern. Kastenwagen, so abwegig in Form und Funktion, gegen die der einstige Renault R4 noch als gelungenes Raum-Nutzen-Konzept für den kleinen Geldbeutel gelten darf. Welche Geschmacksverwirrung reitet eigentlich die Designerabteilungen in den Automobilkonzernen? Oder will man einfach nur die Kunden vom Kauf eines sowieso nicht zukunftsfähigen Elektroautos auf Batteriebasis abhalten? Wartet man, bis vielleicht einmal ein minutenschnell mit Wasserstoff betankter Kraftwagen daher kommt, den man dann wieder als echtes "Kraftfahrzeug" bezeichnen könnte?

Jedenfalls was zur Zeit bei der automobilen Elektrotechnik angeboten wird, ist eher ein Zumutung als eine zukunftsweisende Lösung. Die Branche täte insgesamt gut daran, ihre bisherige Strategie zu überdenken und gleichermaßen attraktive wie umweltfreundliche Produkte anzubieten. 


Bildnachweis: BMW künftige Elektroautoklasse vorgestellt auf der IAA 2023

Quelle: FAZ

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