Deutsche Bundesbank startet eines der größten Bauprojekte Frankfurts von Thomas Seidel

Deutsche Bundesbank in Frankfurt am Main Nordseite
(Quelle: Deutsche Bundesbank)

In einer Pressekonferenz am letzten Donnerstag, hat das u.a. für Bauvorhaben zuständige Bundesbank-Vorstandsmitglied Dr. Johannes Beermann eines der größten und langfristigsten lokalen Bauvorhaben für die nächsten zehn Jahre angekündigt, die Sanierung der Zentrale der Deutschen Bundesbank.

Dr. Johannes Beermann
Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank
(Quelle: Deutsche Bundesbank)
Nach einer ersten Voruntersuchungsphase startete man am gleichen Tag mit einer in vielen Medien geschalteten Anzeige, wonach man Büroflächen ab 35.000 qm sucht. Die Belegung soll ab dem IV. Quartal 2019 für einen Zeitraum von sieben bis zehn Jahren für ca. 2.000 Mitarbeiter ausreichen. Als Lokation kommt der Frankfurter Wirtschaftsraum in Frage. Dass sich Lagen wie etwa Eschborn schon im benachbarten Main-Taunus-Kreis befinden, kann man für diese temporäre Unterbringung großzügig übersehen. Ansonsten gilt: Das Bundesbank-Gesetz sieht die Stadt Frankfurt am Main als Standort der Deutschen Bundesbank vor und so soll es auch und bleiben.

So ist die Deutsche Bundesbank auch Eigentümerin des großzügigen Geländes im Stadtteil Ginnheim. Der jetzige Standort soll künftig Arbeitsflächen für alle Mitarbeiter der Deutschen Bundesbank in Frankfurt bieten. Rund 1.600 Mitarbeiter seien schon länger vor allem in den Hochhäusern Trianon und Skyper in der Stadt untergebracht.

Es muss also zu irgendeiner Art von Neubau auf dem Gelände der Deutschen Bundesbank kommen. Allerdings hat man sich über die stadtgestalterischen und architektonischen Lösung noch keine konkreten Gedanken gemacht. Sicher ist zur Zeit nur, der Frankfurter Hochhausrahmenplan lässt an dieser Stelle keinen Hochhausbau zu. Städtebaulich ist man offensichtlich nicht an einem Kontrapunkt zur Europäischen Zentralbank interessiert. Das heutige weithin bekannte Gebäude wird gleichwohl nicht abgerissen, sondern kernsaniert. Notwendig wird das bei dem inzwischen fast fünfzig Jahre alten Gebäude, nicht nur wegen des Alters sondern auch z. B. wegen geänderter feuerpolizeilicher Vorschriften und natürlich einer völlig neuen Art moderner Arbeitsplatzgestaltung.

Das bisherige Gebäude ist in jeder Hinsicht ein Kind der späten 1960er Jahre mit all seinen innen- und aussenarchitektonischen Verfehlungen. Von aussen wie ein festungsartiger Betonhochbunker wirkend, setzte man die Fenster in horizontaler und nicht vertikaler Richtung ein, was das Gebäude noch dicker und schwerer wirken läßt. Ein optischer Effekt wie bei einem quergestreiften Hemd. Es ist heute nur schwer vorstellbar, wie man diesem Koloss in seiner Aussenansicht mehr Leichtigkeit geben kann, Das ist sicherlich eine anspruchsvolle architektonische Aufgabe. Innen, man erinnert sich, die Bauzeit war gleichzeitig die hohe Zeit des Groovie, fallen nackte Betonwände, psychedelische Farben, traditionelle Büroräume für Staatsbeamte und Möblierungsexperimente der Bauhausmoderne zusammen. Kaum noch vorstellbar ist, wie ein solcher Baukörper auch nur annähernd ökonomisch klimatisiert werden kann. Es ergeben sich also viele Herausforderungen für eine Grundsanierung und einen Neubau, man darf gespannt sein, wie sich die Lösungen dafür entwicklen werden.

Eine moderne Zentralbank ist längst nicht mehr nur ein aktenwälzender Beamtenapparat. Allein die Anforderungen an die Kernaufgabe der Sicherstellung eines reibungslosen Zahlungsverkehrs, bedeutet eine hochgradige technische Ausrüstung auf dem Stand der Zeit und gewappnet für eine immer anspruchsvollere Zukunft. Dafür ist eine visionäre Vorausschau notwendig. Das gilt auch für die Definition der Aufgaben der Deutschen Bundesbank. Niemand kann heute voraussagen, unter welchen politischen Rahmenbedingungen die Deutsche Bundesbank in zehn Jahren ihre Arbeit zu verrichten hat.

Blick auf einen Teil des nationalen Goldhorts
(Quelle: Deutsche Bundesbank)
Schon von Anfang an lag der Standort der Deutschen Bundes-bank in Frankfurt in einem toten Winkel des öffentlichen Verkehrs. Bis heute frequentiert allenfalls eine sporadisch vorbeifahrende Buslinie das Verwaltungsgebäude. Anbindungen an das U-Bahn-System der Stadt Frankfurt existiert nur an der weit entfernen Eschersheimer Landstraße im Osten, sowie an das Straßenbahn-netz an der Ginnheimer Land-straße im Westen. Beide Haltepunkte liegen viele hundert Meter vom Bundesbank-Gebäude entfernt. Ein U-Bahn-Anschluss vor der Haustüre wäre sicherlich eine feine Sache, nicht zuletzt weil die Deutsche Bundesbank für die Stadt Frankfurt nicht nur eine der größten, sondern auch eine der prestigeträchtigsten öffentlichen Institutionen ist. Wie man hört, gibt es in der Stadt Überlegungen einer U-Bahn-Verlängerung, etwa von der Bockheimer Warte aus. Angesichts eines solchen Projekts fragt man sich aber gleich, wo die finanziellen Mittel dafür bei der Stadt Frankfurt herkommen sollen und wie lange man sich in den politischen Gremien der Stadt mit einem solchem Projekt befassen würde. Die viel zu späte Erschließung des Europaviertel mit einer U-Bahn ist jedenfalls kein gutes Beispiel für eine zielführende Stadtplanung in Frankfurt.


Trotz aller Baumaßnahmen und einer avisierten Projektphase von zehn Jahren, was sofort unschöne Erinnerungen an die Elbphilharmonie weckt, einer wird von alldem nicht betroffen sein. Der an dem Standort in besonderen Tresoren lagernde Goldschatz der Bundesrepublik Deutschland. Angaben zufolge lagern dort mit 1.700 Tonnen immerhin schon etwa die Hälfte des nationalen Goldhorts und es soll ja in Zukunft noch mehr werden. Vor diesem Hintergrund muss man sich vor Augen führen, der Standort der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main ist nicht nur Arbeitsplatz für Zentralbank-Beamte, sondern gleichzeitig auch das „Fort Knox“ von Deutschland. Zwei Staats-Schönheiten die es durchaus verdienen, in der Öffentlichkeit und insbesondere von der Politik mit etwas mehr Respekt behandelt zu werden.

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