Die Wirkung von Licht und Tiefe -Vincent van Gogh im Städel-Museum- von Thomas Seidel

Einladung zu einem tieferen Verständnis van Gogh's
(Quelle: Thomas Seidel)

Das Städel-Museum in Frankfurt am Main zeigt eine kompakte Ausstellung von Werken des niederländischen Malers Vincent van Gogh (1853- 1890). Dabei ist es dem Museum gelungen, das Werk des Malers in einen Kontext mit Bildern anderer Künstler um seine Zeit herum zusammen zu bringen. So steht nicht die sattsam bekannte wechselhafte Biographie des malerischen Ausnahmetalents im Mittelpunkt, sondern der Kern des Werkes selbst.

Die Hafenarbeiter in Arles 1888
Museo Nacional Thyssen-Bornemisza Madrid
(Quelle: Thomas Seidel)
Scheinbar ein wenig ruhig ist es schon geworden um das Städel-Museum, welches in Frankfurt eine der bedeutensten Kunstsammlung Deutschlands beherbergt. Der neue Direktor Philipp Demandt reisst sich, anders als sein Vorgänger Max Hollein, nicht um jeden öffentlichkeitswirksamen Auftritt. Was die Kuratoren der aktuellen van Gogh-Ausstellung allerdings erarbeitet haben, ist wahrhaftig eine besondere Leistung. Das Konzept, van Gogh in einen Kontext mit anderer Kunstschaffenden um seine Zeit herum auszustellen, ermöglicht nicht nur einen Vergleich der Werke. Es eröffnet erst einen besonderen Blick auf das aussergewöhnliche Schaffen des Künstlers und seiner Sonderstellung im Kontext der Zeit. Mit anderen Worten, man erlebt das Aussergewöhnliche an van Gogh. Die Macher haben auch Wert darauf gelegt, den frühen Erfolg des Malers, besonders beim deutschen Publikum am Beginn des 20. Jahrhundert, heraus zu arbeiten und zu zeigen, welch feinsinnige Gesellschaft das Land damals durchaus bevölkerte. Freilich ist seit dem nationalsozialistischen Stumpfsinn davon bis heute viel zu wenig übrig geblieben.

Allee bei Arles 1888
Pommersches Landesmuseeum
Greifswald
(Quelle: Thomas Seidel)
Viel Mühe und Fleiß hat man sich gemacht, so viele Bilder wie möglich zusammen zu bringen. Darunter nicht nur reichlich Leihgaben von Museen weltweit, sondern auch aus privaten Sammlungen, die dem breiten Publikum sonst nicht so leicht zugänglich sind.

Nicht, dass solche besonderen Ausstellungen dem Städel nicht schon früher gelungen wären. Aber einmal mehr stellt gerade dieses Kunstinstitut unter Beweis, dass in der Lage ist, in der ganz obersten Liga bedeutender Museen weltweit wirksam mitzuspielen. 

Die Pappeln von Saint-Rémy 1889
The Cleveland Museum of Art
Gerade vor einem Jahr konnten wir das Bild
an seinem Stammplatz bewundern
(Quelle: Thomas Seidel)













Einen Beitrag dazu leistet auch die Organisation. Man kann sich sehr frei bewegen, die Erläuterungen und Führungen sind informativ, das Personal ist auf diskrete Weise präsent. Wer nach van Gogh noch Lust und Kraft für mehr hat, dem sei ein Teilrundgang durch die Stammausstellung empfohlen, was sich immer wieder lohnt. Nette Gelegenheiten zum Pausieren machen einen Aufenthalt im Städel-Museum leicht zu einem lohnenden Ganztagsausflug.





Erich Heckel: Kanal bei Caputh 1913
Städel Museum Frankfurt
(Quelle: Thomas Seidel)
Ernst-Ludwig Kirchner: Haus am Wald 1908
Nolde Stiftung Seebüll
(Quelle: Thomas Seidel)



Die beiden obigen Beispiel zeigen deutlich den Unterschied zur Darstellungsart von van Gogh und vor allem seine Wirkung des Lichts.

Vincent van Gogh: Ernte in der Provence, 1888
The Israel Museum, Jerusalem
(Quelle: Thomas Seidel)


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