Das Bürgerhospital in Frankfurt am Main -Eine Oase inmitten der tosenden Stadt- von Thomas Seidel


Die Stadt Frankfurt am Main verdankt sehr 
viel seinen Bürgern und Stiftern auf das es stolz sein kann. Dazu gehören unter anderem das weltberühmte Städelmuseum, genauso wie das Opernhaus (heute: Alte Oper), der Palmengarten und die Stiftung des Arztes und Naturforschers Johann Christian Senkenberg (1707-1772). Diese umfasst unter anderem das ebenso weltberühmte Senkenbergische Naturkundemuseum, die Bibliotheca Senkenbergia und das Bürgerhospital. Worin sich das letztgenannte Krankenhaus von anderen Einrichtungen seiner Art unterscheidet, konnte der Autor gezwungenermaßen kürzlich selbst erleben.

Der zeitgenössische Krankenhausbetrieb in Deutschland unterscheidet im Wesentlichen zwischen drei Arten von Trägerschaften. Dazu gehören an erster Stelle die öffentlichen Krankhausträger wie Bund, Länder und Kommunen, gefolgt von freigemeinnützigen Krankenhausträgern vor allem Kirchen und karitative Einrichtungen, sowie gemeinnützige Einrichtungen und Stiftungen. Schließlich, sich wie ein Krebsgeschwür im deutschen Gesundheitswesen ausbreitend, profitorientierte private Krankenhausträger. Das Bürgerhospital in Frankfurt am Main ist ein Stiftungskrankenhaus und das älteste seiner Art in der Stadt überhaupt. Diese Stiftungsträgerschaft und die inzwischen über zweihundertvierzigjährige Geschichte und Tradition merkt man der Einrichtung als Patient sofort an.

Ein operativer Eingriff war dringend notwendig geworden und das Bürgerhospital bietet sich genau für dieses Problem als spezialisiertes Haus an. Neben der gesundheitlichen Notwendigkeit hatte der Autor aber bereits früher eine andere Verbundenheit mit dem Bürgerhospital. Als ehemaliger Projektleiter für das Bankhaus Metzler. Frankfurter Bankiersfamilien wie Bethmann, Metzler u.a. sind ohnehin traditionell mit Rat und Tat und nicht zuletzt mit ihrem Vermögen bis heute wichtige Träger dieser stolzen Frankfurter Bürgerkultur.


Nach vielen Gesprächen mit Mitarbeiter aus allen Bereichen wie der Verwaltung, den Ärzten, den Krankenschwestern, dem Pflegepersonal und sogar einem Seelsorger und den Erfahrungen mit den Abläufen während des Krankenhausaufenthalts zeichnete sich schnell ab, worin sich das Frankfurter Bürgerhospital als Stiftungseinrichtung etwa von den riesigen ungelenken Universitätskliniken aber besonders den profitorientierten Privatkliniken á la Helios oder Asklepois wesentlich unterscheidet. Es ist die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit ihrem Arbeitsumfeld. Das strahlt auf die Patienten hinüber. Man merkt sofort, hier gilt man als leidender Mensch (eigentliche Bedeutung des Wortes "Patient") dem man gemeinsam behilflich sein will das konkrete Leiden zu überwinden. Es geht nicht nur um die professionelle Erledigung einer medizinischen Aufgabe. Man spürt die Kümmernis um den einzelnen Menschen. Das trägt viel, auch seelisch, zum individuellen Heilungsprozess bei.


Das Frankfurter Bürgerhospital, an dem vielbefahrenen Alleenring gelegen, ist ein Fuchsbau. Über die Zeit sind immer wieder Anbauten, Neubauten und Umbauten entstanden, die aber insgesamt neben dem reinen Sachzweck auch durchaus einen Teil des Charmes des Hauses ausmachen. Es ist eben keine unpersönliche offensichtlich moderne Gesundheitsmaschine, auch wenn die Patienten auf dem Stand der neuesten medizinischen Erkenntnisse und technischen Mittel behandelt werden. Innerhalb der Mauern dieses Hauses befindet sich ein Garten und eine begrünte Dachterrasse. Dort ist es ganz still, fast klösterlich, kleine Orte der Besinnung. Frankfurt am Main ist reich an solchen Paradisgärtlein. Das Liebfrauenkloster am gleichnamigen Liebfrauenberg gehört dazu, das Nizza am Mainufer, das Katherinenkloster, selbst der Schwedlersee mitten im Osthafen und natürlich das gleichnamige mittelalterliche Bild im Städelmuseum. Das sind nur einige wenige solcher Frankfurter Kleinodien.

Auch wenn die Umstände warum man sich im Bürgerhospital stationär behandeln lassen muss, zumeist beschwerlich und belastend sind, die Menschen im Bürgerhospital tun spürbar alles, um ihre Patienten am Ende wieder etwas besser in ihr eigenes Leben zu entlassen.

Bildnachweis:

Das Titelfoto zeigt die Hauptfront des Altbaus, Quelle: Google, Urheber: Irene Savella

Das mittlere Foto zeigt einen Teil des Innenhofgartens Quelle: Google, Urheber: Silvia Martin

Das untere Foto zeigt einen Teil des Dachgartens Quelle: Deutsches Architekturmuseum, Urheber: ZinCo GmbH


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