Eine Reise in das Salzkammergut -Ein Bericht von Thomas Seidel-



In dem seit 1656 erstmals so urkundlich erwähnten Salzkammergut, wurde schon seit römischen Zeiten das immer begehrte Salz produziert und hat seit über 2000 Jahren so manchen Landesfürsten reich gemacht. Allen voran das Herrschergeschlecht der Habsburger. Geprägt wird das alpine Land von einer Vielzahl von Gletscherseen, etwa wie dem Attersee, Fuschelsee, Mond- und Wolfgangsee die einst der Dachsteingletscher dort hinterlassen hat. Das ist die Grundlage für den heutigen touristischen Reichtum.

Wir haben als Standort den Wolfgangsee gewählt und dort an dessen südlichem Ende den Ort Strobl. Das erwies sich als eine gute Wahl, denn anders etwa als St.Gilgen am Nordufer des Sees und dem mittelalterlichen Pilgerort St. Wolfgang an dessen Osthängen, ist Strobl der ruhigste Platz am See.

Insbesondere die Wahl unserer Unterkunft erwies sich insgesamt als glücklich. Das Hotel Brandauer's Villen hat einen direkten Zugang zum See und nutzt ihn auch als übergroßen Swimmingpool, was freilich nur im Sommer möglich ist. Der Plural im Namen des Hotels deutet auf zwei Gebäude hin. Es handelt sich um eine alte ehemalige Villa mit einem riesigen Parkgrundstück, das wohl noch genug Platz für den Bau eines zweiten Gebäudes geboten hatte. Dort ist auch eine weitläufige Wellness-Anlage untergebracht, aber eben kein Schwimmbad, obwohl dafür mehr als ausreichend Platz wäre. So fragt man sich, wo Gäste im Winter denn schwimmen könnten, wenn der See dafür wetterbedingt nicht geeignet ist. Wir betrachten dieses Nutzungskonzept als eine Verschwendung von Möglichkeiten. Beide Villenhäuser sind durch einen unterirdischen Tunnel miteinander verbunden, so gelangt man bequem und bei jedem Wetter auch nur mal im Bademantel von einem zum anderen Haus. 

Zwischen den Gebäuden liegt eine gepflegte Parkanlage und es hat großzügige Terrassen auf denen es sich bei schönem Wetter angenehm sitzen und bei einem Schwof den Ausblick in die Landschaft genießen läßt.  Ein Höhepunkt des Hauses ist die Küche. Das ohnehin in Österreich meist sehr gute Essen, wird dort auf angenehm zeitgenössische Weise sehr schmackhaft zelebriert, ist phantasie- und abwechslungsreich, saisonal und wohl auch regional. Wir haben auf Speisekarten im Kleingedruckten nachlesen können, wo die Küche regelmäßig ihre Einkäufe macht, ein echter Beitrag zur Transparenz der deutschen Restaurants auch gut tun würde. Ergänzt wird der überwiegend gute Eindruck durch einen gästeorientierten persönlichen Service. Die guten Geister versuchen ihren Gästen das Leben stets angenehm zu machen. Allein dass es sich manchmal mit dem Personal besser in Englisch als Deutsch verständigt, irritiert etwas in dieser österreichischen Provinz. 

Bei allem Lob muss gleichwohl ein Wort über die Inneneinrichtung verloren werden. Bis auf das Restaurant hat man wohl einem modernistischen Innenarchitekten die Planung und Gestaltung der Zimmereinrichtungen überlassen. Das führt automatisch zu jenen völlig dysfunktionalen Möblierungen, die es in Raum und Dusche an allem notwendigen Kleinigkeiten fehlen lassen, die man im Alltag halt mal so braucht. Vor allem in der Dusche gibt es keine vernünftigen Ablagen, etwa für diverse Körperpflegemittel- und Instrumente, Haken für Tücher wo man sie bräuchte und Griffe zum festhalten. Der ebenerdige Abfluss lässt das Wasser in das Bad schwappen und rutscht man aus, kann man sich allenfalls am Duschvorhang abfangen. Ein klassisches Unfallszenario. Es scheint, dass die Leute die diese Einrichtungen entworfen haben, sich selbst nie waschen oder duschen. Solche Einrichtungen sind allerdings ein Trend, der mehr und mehr in modernen Hotels Einzug hält, bis hin zu dem Blödsinn eine Dusche oder gar Badewanne ohne jede Abschirmung mitten ins Schlafzimmer zu stellen.  Das Zimmer selbst hatte zwar einen großen Balkon, freilich war die Möblierung mit Tisch, Stühlen und vor allem Liegen und Sonnenschirm einfach nur so dahin geschmissen, es sah aus wie in einer Rumpelkammer.

Brandauer's Villen haben nur 30 Zimmer, eher Suiten, und entsprechend überschaubar ist selbst bei Höchstbelegung die Anzahl der Hotelgäste. Die Nutzung des Betriebs wird von zahlreichen Seminarveranstaltungen ergänzt. Man kann es mögen oder auch nicht, wenn tagsüber sich ständig selbst beklatschende Seminarteilnehmer zusätzlich zu den Hausgästen im Hotel, auf Terrassen und Park herumlungern. Betriebswirtschaftlich ist es aber sinnvoll und ab 17:00 kehrt wieder Ruhe ein. Allerdings führt die Raumnutzung für Seminarzwecke dazu, dass das Hotel keine Lobby oder Bar besitzt, wo man sich vor allem bei schlechtem Wetter kultiviert aufhalten könnte, um vielleicht mal einen Drink zu genießen. 

Die meisten Gäste in der Gegend sind entweder als Bergradler oder Kraxler tagsüber unterwegs und zu unserer Überraschung eher Österreicher als Ausländer. Diese Leute sind allerdings eine nervige Spezies von Menschen, oft in fortgeschrittenem Alter, die scheinbar der Meinung sind, den inzwischen bei ihnen sichtbaren und fortschreitenden körperlichen Zipperlein mit allerlei pseudosportlichen Bewegungsaktivitäten entgegen treten zu müssen. Sie benehmen sich allzu oft unangenehm beckmesserisch und meinen auf Straßen und Wegen ein natürliches Vorfahrtsrecht zu haben und fühlen sich sicht- und vor allem hörbar selbst von Fußgängern gestört, auf die sie aber besser Rücksicht zu nehmen hätten.

Der Wolfgangsee selbst ist bezaubernd überschaubar und bietet ein schönes Bergpanorama. Der nördliche Ort St. Gilgen gilt als Familienferienort, ist aber durch allerlei moderne Apartmenthäuser eher unangenehm verbaut. Das "Nannerl", die Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart, lebte hier. Das Haus ist heute als kleines Museum eingerichtet. Das einst der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl hier gerne öfter Urlaub machte, ist aber kein Grund den Ort zu besuchen, sondern eher peinlich. Von den umliegenden Bergen hat man eine schöne Aussicht auf die Landschaft und den See, ansonsten ist der Ort eher wenig attraktiv.

Ganz anders geht es in St. Wolfgang zu. Entstanden als mittelalterlicher Wallfahrt- und Pilgerort aus den Legenden um den 1052 heilig gesprochenen ehemaligen Regensburger Bischof Wolfgang. Er gilt als Gründer der Regensburger Domspatzen. St. Wolfgang ist das Ende eines Pilgerwegs. Das Gasthaus das "Weiße Rößl am Wolfgangsee" ist durch Theater und Film bekannt geworden. Der Volksbarde Peter Alexander zwitscherte im gleichnamigen Film von 1960 das immer noch bekannte Lied "Im Weißen Rößl am Wolfgangsee". Heute präsentiert sich der Ort vor allem als ein einziger Touristennepp, dem Rheingauer Rüdesheim nicht unähnlich nur etwas heiliger halt. Der Ort schmiegt sich steil an die Berge an und ist nur von Süden her über eine Straße zugänglich, ansonsten über den See.

In der Nähe, nur etwa 15 km entfernt, befindet sich der alte Kurort Bad Ischl an der Traun, einst quasi im Privatbesitz des Hauses Habsburg. Deutlich wird das durch die Kaiservilla, welche noch heute im Eigentum des längst verblichenen kaiserlichen Herrscherhauses ist und sich in einem entsprechend verfallenden Zustand befindet. Vor allem der unglückliche Kaiser Franz Joseph und seine, später in Genf von einem italienischen Attentäter dahin gemeuchelte, Kaiserin Elisabeth, genannt Sissi, verbrachten lange dort die jährliche Sommerfrische. Solche kaiserliche Prominenz zog im 19. Jahrhundert natürlich andere hochadlige Investoren an, die dann ihrerseits vor Ort herrschaftliche Gebäude errichteten. Schöne Promenaden wurden angelegt, Paläste zur kulturellen Unterhaltung für Bälle, Theater und Oper errichtet. Angenehme Caféhäuser, in Österreich unabdingbarer Bestandteil der Lebenskultur, entstanden. Von diesem Flair zehrt der Ort heute noch und macht seinen inzwischen überwiegend republikanischen Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich. 


Das Salzkammergut ist in vielerlei Hinsicht ein schönes Fleckchen Erde auf dem man es sich eine zeitlang gerne gut gehen lassen kann. Spielt der Wettergott mit, entfaltet die Landschaft ihre ganze von Menschenhand gepflegte Pracht. Besonders von München ist es nicht weit, selbst von Frankfurt aus in vernünftiger Zeit erreichbar. Wer allerdings zu saisonalen Verkehrs-Hauptstoßzeiten unterwegs ist, verdirbt sich selbst die Erholung. Für einen drei- bis viertägigen Besuch ist es aber im Sommerhalbjahr stets ein lohnendes Ziel.

Bildnachweise in der Reihenfolge ihrer Erscheinung:

Wolfgangsee vom Plombergstein (Quelle: wikipedia, CCL, Urheber: Dr. Egbert Kainzbauer, Salzburg)

Alte Villa Brandauer (Quelle: Thomas Seidel)

Blick auf die Parkanlage von Brandauer's Villen, rechts Neue Villa Brandauer (Quelle: Thomas Seidel)

Blick vom Seesteg auf Brandauer's Villen und Parkanlage (Quelle: Thomas Seidel)

Zustand der Aussenmöblierung auf Balkon in Brandauer's Villen (Quelle: Thomas Seidel)

Sankt Gilgen (Quelle: wikipedia, CCL, Urheber: arne-mueseler.com / CC-BY-SA-3.0)

St. Wolfgang  (Quelle: wikipedia, CCL, Urheber: Bwag/CC-BY-SA-4.0)

Bad Ischl an der Traun (Quelle: Thomas Seidel)

Kaiservilla in Bad Ischl (Quelle: Thomas Seidel)


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