Die Wirkung der Ayn Rand


 


Unter den aufstrebenden Unternehmern gibt es immer wieder Blender, die es schaffen, mit ihrem oftmals skurrilen Auftreten Investoren viel Geld aus der Tasche zu ziehen und dafür auch noch gerne von der Presse überschwänglich gefeiert zu werden. In Deutschland war es zuletzt ein gewisser Markus Braun, der das Unternehmen Wirecard gegründet hatte, welches durch allerlei Betrügereien einen der größten Wirtschaftsskandale in der Geschichte der Bundesrepublik auslöste. Dennoch nur ein kleiner Fisch, gemessen an dem andauernden Schauspiel, welches ein gewisser Elon Musk aus Amerika heraus liefert.

Aus einem Lego-Bausatz ein Fahrgestell zusammen basteln, eine Elektromotor dran machen und es mit Strom aus einer Batterie zum laufen zu bringen, das kann jedes elfjährige Kind. Genau damit hat Elon Musk das Unternehmen Tesla begründet. Keinerlei Innovation, absolut nichts neues aber von der Presse hochgejubelt. Bis heute haben Tesla-Aktionäre keinen angemessenen Gewinn auf ihre investierten Mittel in der Tasche gesehen.

Nicht anders mit Space-X. Man nimmt eine, vor hundert Jahren von den deutschen Obert und Wernher von Braun entwickelte Rakete, packt statt einer Bombe eine Kapsel drauf, in die sich Menschen reinquetschen können, und schiesst die Dinger als privater Unternehmer ab ins All. Keinerlei neue Technik, keine Innovation aber ein mächtiger Marketinggag für einen Unternehmer, der nichts anderes macht, als was die NASA schon seit Jahrzehnten betreibt. Wieder verklärt die Presse den Selfmademan zum Wunderknaben eines neuen Techzeitalters.

Mit dem Geld, dass die Börse Elon Musk hinterher schmeisst, kauft dieser das moderne Meinungsmacher-Unternehmen Twitter. Frech wie Rotz, schmeißt Musk nicht nur die bisherige Unternehmensführung, sondern gleich auch noch mindestens jeden dritten Mitarbeiter auf die Straße. Gleichzeitig ändert er den Ton und die Taktik von Twitter dergestalt, dass Musk mit diesem Instrument den größtmöglichen Einfluss auf die politische Meinungsbildung nicht nur in seinem Heimatland nehmen kann.

Spätestens jetzt offenbart sich eine Geisteshaltung bei Elon Musk, die sehr stark an die Denkweise einer gewissen Ayn Rand (eigentlich die 1905 im russischen St. Petersburg geborene Alissa Sinowjewna Rosenbaum) und ihre bibelartigen Dauererfolgsromane "Fountain Head" (dt. "Der ewige Quell) "und "Atlas Shrugged" (dt. Atlas wirft die Welt ab") erinnert. Rand postuliert in romanhafter Form darin den von ihr sogenannten "Objektivismus". Das ist nichts anderes, als die Forderungen nach totaler Liberalität, in der dem Staat im Grunde genommen nur noch die Aufgaben des Eigentumschutzes der Besitzenden und allenfalls der inneren und äußeren Sicherheit zugestanden werden. Das sind auch die Ziele der "Tea-Party-Bewegung innerhalb der amerikanischen republikanischen Partei, die die Inhalte der Bücher von Ayn Rand geradezu sektenhaft in sich aufsaugen.

Die konkrete Gefahr der Twitterübernahme durch eine Person wie Elon Musk liegt darin, dass sich die politische Meinungsbildung in den USA endgültig in die Richtung des totalen Liberalismus dreht, was  zu nichts anderem führt, als einer oligarchischen Herrschaft narzisstischer Wirtschafts-Warlords, wie man es aktuell im putinschen Russland bereits sehr anschaulich studieren kann.  


Bildnachweis: Ayn Rand 1943

Quelle: Portrait Talbot, wikipedia, gemeinfrei, public domain

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Herrschaft der Minderheiten - Ein Essay von Thomas Seidel-

Erneute Verschleierung durch die SPD: Das Ende der Fallpauschale im deutschen Gesundheitswesen -von Thomas Seidel-

Südlich der Alpen* - Ein Reisebericht - von Thomas Seidel