Wie sich Unternehmer wegen ihrer Mitarbeiter selbst ruinieren


Nachdem die Betriebsstörungen wegen der Corona-Epidemie inzwischen abgeklungen sind, hört man allerorten, aber besonders vom Hotel- und Gaststättengewerbe, es gäbe Schwierigkeiten ausreichend qualifiziertes Personal zu finden. Diese Entwicklung geht einher, mit der modernen Vorstellung junger Menschen von einem Arbeitsleben in einer Work-Life-Balance, also einer Ausgewogenheit von Arbeits- und Freizeit. Warum das in der Realität nicht zusammenpasst, zeigt ein persönlicher Erfahrungsbericht.

Aus Anlass eines hohen Jubiläumsgeburtstages in der Familie, wollen wir diesmal nicht im bekannten heimatlichen Rhein-Main-Gebiet feiern. Aus verschiedenen Gründen darf es nicht allzu weit weg sein, die Lokation soll aber einen schönen Landschaftsblick und ein nettes Ambiente bieten. Die Wahl fällt auf ein  traditionsreiches Familienhotel in der Nähe von Bonn, direkt am Rhein gelegen. Das Haus atmet Geschichte. Allerlei politisches Gesindel wie Adolf Hitler und Josef Goebbels tummelten sich dort, später okkupierten für eine zeitlang die Alliierten Hochkommissare der westlichen Siegernationen des 2. Weltkriegs das Haus für sich. Aber auch glamouröse Gäste gingen dort ein uns aus, etwa Unverdächtige wie Charlie Chaplin und Greta Garbo aber auch Zwielichtige wie Hans Albers oder Marlene Dietrich.

Wie dem auch sei, wir wollen dort von Dienstag auf Mittwoch übernachten und im Hotelrestaurant einen schönen Abend lang dinieren. Die gewünschten Zimmer mit Rheinblick zu bekommen ist kein Problem, doch zu Essen gibt es nichts. Die Küche bleibt kalt und es gibt natürlich auch keinen Wiener Wald. Der Grund ist, um den Mitarbeitern die gewünschte Work-Life-Balance zu ermöglichen, betreibt man zwar ein Hotel, schließt aber Montags und Dienstags das Restaurant. Die werten Gäste können zusehen wo sie was zu Essen bekommen (Montags immer ein netter Spießrutenlauf, weil sehr viele andere Gastronomiebetriebe da ja traditionell auch geschlossen sind). Für einen Zwei-Schichten-Betrieb fehlt den Hoteliers entweder das Geld oder sie kriegen ihren Laden auch sonst nicht auf die Reihe.

Die Folgen sind absehbar. Wenn ein Unternehmer sich mehr an den Wünschen seiner Geld kostenden Mitarbeiter ausrichtet, als an denen seiner Geld zahlenden Kunden, kann man sich fast schon ausrechnen, wie lange ein solches Unternehmen noch überleben wird, weil sich diese Art von Nicht-Dienstleistung früher oder später herum spricht und dann die Kunden (hier Hotelgäste) ganz ausbleiben.

Für die junge Arbeitnehmergeneration aber gilt: Trotz derzeit angespannter Arbeitsmarktlage ausnahmsweise mal zu Gunsten der Arbeitnehmer; überhaupt einen Arbeitsplatz zu haben und Geld verdienen zu können, war nie und wird auch in Zukunft nicht selbstverständlich sein. Diese simple Wahrheit ergibt sich spätestens dann, wenn man ins Rentenalter kommt.

Wir jedenfalls haben uns jetzt für ein Hotel in Düsseldorf entschieden. Das ist offensichtlich groß genug, dass dort für die Gäste noch rund um die Uhr geschafft wird. Ein Hoch auf den freien Wettbewerb!

Bildnachweis: Quelle: wikipedia, CCL, Urheber: Eigenes Werk Wolkenkratzer

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