Die Rettung von Griechenland? -Eine zwinkernde Betrachtung- von Thomas Seidel

Akropolis
(Quelle: wikipedia creative common Lizenz A Savin)


Zwischen 270 und 330 Milliarden €uro, einen solchen Betrag haben griechische Staatsbeamte als geltend zu machende Reparationsforderungen gegen die Bundesrepublik Deutschland errechnet. Das betrifft die unbestreitbar schweren Schäden und das unsägliche Leid, welche deutsche Nazionalsozialisten, sowie italienische und bulgarische Faschisten während der Besetzung Griechenlands im 2.Weltkrieg über das griechische Volk gebracht haben.

Es geht hier nicht um eine Analyse, wie genau die heutigen griechischen Staatsbeamten auf die Ermittlung dieses Betrags gekommen sind. Es soll hier im Folgenden um die bestechende Idee gehen, die von der derzeitigen griechischen Regierung entwicklet wurde, um den finanziellen Sorgen des Landes ein Ende zu bereiten.

Parlamentsgebäude Griechenland
(Quelle: wikipedia creative-common-Lizenz Andreas Trepte)


Wie zufällig kommen die rund 300 Milliarden €uro in etwa der gesamten aktuellen Schuldenlast Athens nahe und geben einen Hinweis auf die Kaufkraftermittlung dieser Forderung. 300 Milliarden €uro für vier Jahre faschistischer Besatzungszeit, das entspricht 75 Milliarden €uro pro Jahr. Eine Zahl, mit der sich im Weiteren gut nachvollziehbar rechnen lässt.

Man erlaube die Reparationsforderungsidee gegenüber Deutschland weiter zu entwickeln. Denn allein der Gedanke von Deutschland Kriegsentschädigungen in besagter Höhe zu verlangen, lößt allenfalls die aktuellen Verschuldungsprobleme des modernen griechischen Staates. Eine wirkliche Zukunft für die griechische Gesellschaft begründet das aber noch nicht. Vielleicht lässt sich die Idee, die Gegenwart und Zukunft Griechenlands mit einem Rückgriff auf die Vergangenheit zu gestalten, noch viel weiter spinnen. Denn viel öfter und viel mehr als unter einer vierjährigen faschistischen Herrschaft hat Griechenland bereits für die heheren Ideen und Idole Europas gelitten.

Karte des Osmanischen Reiches
(Quelle: wikipedia creative-common-Lizenz André Koehne)


Gut und gerne 360 Jahre lang, etwa von 1451 bis zu griechischen Revolution in 1821, befand sich das ostchristliche Griechenland unter der erdrückenden Herrschaft der Besatzung durch das Osmanische Reich der Türken. Da ließen sich an die heute wirtschaftlich so prosperierende Türkei unter Präsident Erdogan schon mal leicht Wiedergutmachungsforderungen stellen:

Recep Tayyip Erdogan
Präsident der Republik Türkei
(Quelle: wikipedia Türkisches Prime Minister Office)


Beim von den griechischen Behörden ermittelten Jahressatz von 75 Milliarden €uro mal 360 Jahre würde das gleich mal den sagenhaften Betrag von 27 Billionen €uro ausmachen.

Senatus Populusque Romanus -Senat und Volk von Rom-
(Quelle: wikipedia  GNU-Lizenz Lamré)


Doch damit allein sind alle historischen Quellen noch längst nicht ausgenutzt. Im Jahr 146 vor Christus erdreisteten sich, aus damaliger griechischer Sicht, unzivilisierte römische Erorberer, Hellas, das strahlende Land von epischen Sagen und sagenhaften Philosophen, dem römischen Reich gewaltsam einzugliedern. Diese Episode sollte bis zur Reichsteilung im Jahr 395 nach Christus andauern, ganze 541 Jahre. Wir rechnen flugs nach und kommen beim bekannten Jahressatz von 75 Milliarden €uro und 541 Jahren auf 40 Billionen 575 Milliarden €uro. Allerdings, diesen Betrag vom wirtschaftlich dauerhaft kränkelnden heutigen Italien auf einmal zu verlangen?

Dann gibt es aber zum Trost noch eine anzapfbare Öl- und damit Geldquelle, die in naher Zukunft wahrscheinlich auch wieder reichlich fließen wird. In Anerkennung an die zivilisatorisch größte Leistung der antiken griechischen Völker muss man wohl ihren Mut und ihre Kraft preisen, über 20 Jahre lang, etwa in der Zeit von 500 bis 480 vor Christus, allen Versuchen, des in jeder Hinsicht weitaus überlegeneren Machtanspruchs des Perserreichs, vor allem unter der Führung der Achämenidenherrscher Dareios I. und dessen Sohn Xeres I. wiederstanden zu haben.

Jacques-Louis David: Leonidas an den Thermopylen von 1814
Museé Louvre
(Quelle: wikipedia gemeinfrei)


Die glorreichen Schlachten bei Marathon und Salamis und an den Thermopylen bekunden uns bis heute davon, dass hier die griechischen Völker ein für alle mal die Orientalisierung Europas verhindert haben.

Karte der Perserkriege
(Quelle: wikipedia creative-common-Lizenz Captain Blood)


Obwohl tatsächlich nur ein Zeitraum von 20 Jahren zu betrachten ist, diese historische Großtat wiegt weit mehr als das es schnöde Zahlen hergeben. Dennoch 20 Jahre a´ 75 Milliarden €uro von Forderungen gerichtet gegen den Iran, da kommen noch mal 1 Billion 500 Milliarden €uro zusammen. Und als Bonus, für die Rettung der okzidentalen westlichen Welt, von allen heutigen Demokratien, vielleicht eine Art Rentenzahlung ab sofort von sagen wir 75 Milliarden €uro pro Jahr?

So innovativ gedacht, kommen unterm Strich zunächst einmal verschiedene Reparationsforderungen von 69 Billion und 75 Milliarden €uro zustande. Wobei allerdings der größte Posten 40 Billionen und 575 Milliarden €uro aus der antiken römischen Besatzungszeit, vielleicht auf ebensoviele 541 Jahre in die Zukunft mit 75 Milliarden €uro pro Jahr gestreckt werden müsste.

Capitol in Washington DC
(Quelle: wikipedia creative-common-Lizens Martin Falbisoner)


Diese jährlichen 75 Milliarden und jene oben erwähnten jährliche 75 Milliarden Ablöse für die Idee der Demokratie brächten dem Land also für die nächsten 541 Jahre 150 Milliarden €uro jährlich und das bei bereits durch Deutschland getilgten Altlasten. Selbstverständlich darf die Athener Regierung dabei nicht vergessen eine Dynamisierungsklausel wegen der zukünftig möglichen Inflation in ihre Forderungen einzubauen.

Wenn dann schon für vergangene griechische Leistungen an die menschliche Zivilisation so viel Geld fließen würde, entstünde sofort die Verteilungsfrage. Doch für die moderne Wirtschaftstheorie gibt es da gar keine Fragezeichen. Neben der reinen wirtschafltichen Wiedergutmachung sei ja der Sinn, dass alle heute und für 541 Jahre künftig lebenden Griechen sich für die Leistungen ihrer Vorfahren ausruhen dürfen. Damit sie aber nicht gezwungen wären für irgendetwas auch noch zu arbeiten, müssten sie alles was sie für ihr Leben bräuchten von anderswo importieren. Auf diesem Weg flöße all das Geld wieder zurück in den Wirtschaftskreislauf arbeitender Länder und würde dort entsprechend die Konjunktur ankurbeln.

Der Geldwechsler und seine Frau 1533-1545
Marinus van Reimerswaele
Alte Pinakothek München
Quelle: wikipedia gemeinfrei)


Alle gegenüber Griechenland zahlungspflichtigen Länder müssten nur darauf bestehen, die alleinigen exklusiven Lieferanten für Griechenland zu sein, und zwar gemessen an ihrem jeweiligen Zahlungsanteil.

Natürlich werden in Anbetracht eines solchen Zahlenspiels sofort Skeptiker auf den Plan gerufen und daran zweifeln, ob solche unvorstellbaren Beträge überhaupt gehandhabt werden können. Diesen Zweiflern sei aber schon jetzt ein „pah“ (!) zugerufen.

Europäische Zentralbank im kalten Winter
(Quelle: wikipedia creative-common-Lizenz epizentrum)


Schließlich, was sind zweimal 75 Milliarden Euro im Jahr für Griechenland schon gegen die aktuell 60 Milliarden €uro Schuldtitelankäufe durch die Europäische Zentralbank pro Monat?

Also Herr Varoufakis, das wären mal Verhandlungsvorschläge mit langfristiger Durchschlagskraft und Lösungsansätzen zumindest für ein halbes Jahrtausend. Wenn die dann vorbei sind, steht Ihnen mit Sicherheit keine Angela Merkel mehr im Wege.

Yanis Varoufakis
Griechischer Finanzminister
(Quelle: wikipedia creative-common-Lizenz Jörg Rüger)


Wenn aber all das nicht klappt, könnte man noch über eine Alternative nachdenken! Wie wäre es damit, alle griechischen Reparationsforderungen gegenüber Deutschland an Russland zu verkaufen Herr Tsipras? Da müsste man zwar sicher einen erheblichen Abschlag in Kauf nehmen, aber ein Wladimir Putin könnte, anders als Griechenland selbst, einer Angela Merkel immerhin auch mal mit einem Atomschlag drohen, sollte es mit dem Forderungseinzug nicht so klappen.

Wladimir Putin Russischer Präsident und Angela Merkle Bundeskanzlerin 2006
(Quelle: wikipedia creative-common-Lizenz www.kremlin.ru)


Das birgt allerdings auch ein anderes Risiko. Dann käme nämlich neben der Europäischen Union auch noch die Nato ins Spiel und dort könnte man auf die Idee kommen, sich von einem seiner Mitglieder eben doch nicht erpressen zu lassen. Das aber würde heißen, aufwachen die Herren aus Griechenland. Die reale Welt taugt nun mal nicht für den göttlichen Heros und die Beugung der Geschichte!

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