Luxemburg wird größter Standort von Hauck & Aufhäuser -Exklusivinterview mit Michael Bentlage CEO Hauck & Aufhäuser- von Thomas Seidel
![]() |
Hauck & Aufhäuser Frankfurt am Main (Quelle: Hauck & Aufhäuser) |
Ende letzten Jahres erwarb das Frankfurter Privatbankhaus Hauck & Aufhäuser die luxemburger Aktivitäten des Bankhauses Sal. Oppenheim von der Deutschen Bank. Das bedeutet eine erhebliche Änderung in der Entwicklung von Hauck & Aufhäuser, welches selbst zu fast einhundert Prozent zur chinesischen Gruppe Fosun gehört und sich erst vor wenigen Tagen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt hat.
Ich traf Michael Bentlage (MB) in den Frankfurter Büros
des Bankhauses. Der CEO von Hauck & Aufhäuser sprach mit mir über die
weitere Ausrichtung der Bank und ihre Pläne in Luxemburg.
TS: Was bedeutet der Erwerb, der Sal. Oppenheim Aktivitäten
in Luxemburg für Hauck & Aufhäuser aus strategischer Sicht?
MB: Hauck & Aufhäuser hat drei Geschäftsfelder. Das
klassische Private Banking, Financial Markets, und Asset Servicing. Dort machen
wir die ganze Administration für Fonds und das Custody. Wir beschäftigen heute
in Luxemburg ca. 170 Mitarbeiter. Die eine Stoßrichtung ist, dass wir die ganze
Palette der Real Asset-Fonds, also
Immobilienfonds, Private Equity Fonds, Infrastrukturfonds etc.
administrieren und Custody-Business machen. Die zweite Stoßrichtung war, neben
Vermögensverwaltern und Assetmanagern auch mittelgroße Versicherungen und
Pensionskassen zu akquirieren. Beides ist mit sehr starkem Wachstum gelungen.
Da passt jetzt Oppenheim sehr gut in dieses Geschäftsfeld hinein. Die Hauck
& Aufhäuser Gruppe heute administriert ca. 60 Mrd. Euro, mit Oppenheim
kommen wir auf 85 Mrd. Euro. Das ist eine signifikante Größenordnung. Wir
fühlen uns unter den deutschsprachigen Häusern als Nummer Zwei. Oppenheim ist
deutlich internationaler aufgestellt als Hauck & Aufhäuser es bisher war.
Wir werden stärker in die internationale Ausrichtung gehen. Wir sehen, dass
Luxemburg international wirklich einen hervorragenden Brand hat.
TS: Wollen Sie dann auch auf dieser breiteren Basis von
Luxemburg aus die Internationalisierung voran treiben?
MB: Genau. Wir haben beispielsweise auch unser Rechenzentrum
in Luxemburg.
TS: Wie muss man sich die technische Integration vorstellen?
MB: Wir werden im Wesentlichen auf die Systemumgebung von
Hauck & Aufhäuser wechseln. Ich betone im Wesentlichen, weil es Elemente
bei Oppenheim gibt, die besser sind wie bei uns.
TS: Werden die von Ihnen geschilderten Pläne hinsichtlich
Konzentration von Aktivitäten und Internationalisierung mit einer Steigerung
von Mitarbeiterzahlen in Luxemburg einher gehen?
MB: Definitiv. Wir werden in Summe ca. 300 Mitarbeiter in
Luxemburg beschäftigen, was bezogen auf den Gesamtkonzern etwa die Hälfte, aber
der größte Standort der Bank ist.
![]() |
Michael Bentlage (Quelle: Thomas Seidel) |
TS: Hauck & Aufhäuser betreut seit sehr langer Zeit
intensiv Freie Vermögensverwalter. Inwieweit wirkt sich der Erwerb von Sal.
Oppenheim in diesem Bereich aus?
MB: Ich denke die Vermögensverwalter sind nach wie vor
unsere Kerngruppe an Kunden, die wir bestmöglich versuchen zu bedienen und ich
glaube, sie werden von dieser Entwicklung profitieren. Das ist unser
Kerngeschäft und wir wertschätzen diese Kunden.
TS: Ist Hauck & Aufhäuser proaktiv als Kaufinteressent
von Sal. Oppenheim an die Deutsche Bank heran getreten?
MB: Es war tatsächlich so. Wir sind an die Deutschen Bank
heran getreten und dann ganz normal in den Verkaufsprozess mit eingebunden
worden.
TS: Das heißt aber, Sie hatten eine klare strategische
Vorstellung, was Ihnen der Erwerb von Sal Oppenheim nutzen könnte?
MB: Ja!
TS: Wie wollen Sie jetzt die mittelfristige Zukunft
gestalten?
MB: Wir haben uns eine 12- 18-monatige Integrationsphase
gegeben. Was wir als Bank verfolgen ist, auch in den anderen Geschäftsfeldern
weiter zu wachsen. Wir wollen die Bank effizienter aufzustellen. Wir wollen
organisch stärker wachsen, als der Markt.
Wir wollen Nutzen aus dem neuen Gesellschafter ziehen, Synergien mit der
Fosun-Gruppe herstellen und wir wollen für die Bank weiterhin anorganisches
Wachstum.
TS: Wird der Brand Oppenheim untergehen?
MB: Der Brand Oppenheim ist nicht Bestandteil des Kaufs. Das
bedeutet, dass nach der Genehmigung durch die Aufsicht, wir in sehr kurzer Zeit
die Namensgebung ändern werden.
TS: Welche Auswirkungen hat der Erwerb auf das
Topmanagement?
MB: Wir haben für dieses Geschäftsfeld ein eigenes
Executiv-Board gegründet und in diesem Board sind die Hälfte der Leute aus
Luxemburg. Momentan werden die Vorstände natürlich regelmäßige Meetings und
Besuche abstatten. Perspektivisch müsste man sehen, ob der Sitz der
Gesellschaft in Deutschland bleibt.
TS: Welche Investitionen werden in die Geschäftsentwicklung
getätigt?
MB: Für Modernisierung und Fortentwicklung werden in den
nächsten Jahren regelmäßig einstellige, mittlere Millionenbeträge investiert.
TS: Herr Bentlage, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen