Vorerst kein Ersatz des Diesel in Europa möglich von Thomas Seidel
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Dieselrußwolken eines amerikansichen Transportfahrzeugs (Quelle: wikipedia U.S. US Government, gemeinfrei, Urheber Enviromental Protection Agency) |
In einer typisch deutschen
Sommeraufgeregheit versucht eine kleine Interessenklientel ein
verbindliches politisches Votum gegen den Dieselmotor zu erzwingen.
Gerade aber in ganz Europa wird es noch auf Jahrzehnte hinaus keinen
wirksamen wirtschaftlichen Ersatz für diese Motorisierungsart geben.
Zu lange hat man sich selbst in die Tasche gelogen und eine andere
mächtige Industrie behindert in Wahrheit jeden technologischen und
infrastrukturellen Fortschritt.
Die Sache hat damit angefangen, dass
man sich auf europäischer Ebene schon vor Jahren auf absurde Grenzwerte zur
Luftreinhaltung eingelassen hat, von denen Fachleute zu jeder Zeit
wussten, dass sie niemals mit der vorhanden Technologie und
Infrastruktur einzuhalten sind. Vielleicht dachte man sich, damit auf
eine billige Art Forderungen von Umweltschützern politisch entgegen
kommen zu können und sie dadurch für einige Jahre in diesem Thema
ruhig zu stellen. Das die geforderten Einschränkungen bei der
Emission von Kohlendioxyden und Stickoxyden, sowie die Vorstellungen
von einem durchschnittlich sinkenden Kraftstoffverbrauch nur eine
Schimäre sind, konnte sich jeder nur halbwegs technisch
Interessierte an zwei Fingern abzählen. Jeder Autofahrer der es
wollte wusste, die offiziellen Angaben zum tatsächlichen
Kraftstoffverbrauch sind illusorisch. Abgasuntersuchungen sind nur
eine Kostenbelastung der Fahrzeughalter bezüglich der Umwelt für
die Katz. Sowohl bei der Musterzulassung, als auch bei der
technischen Überwachung der Fahrzeuge hat man erst gar nicht
versucht, realistische Messmethoden anzuwenden. Bewusst verschloss
man auf politischer und behördlicher Seite in Europa die Augen vor
der Tatsache, dass viel zu viel Giftgas in die Umwelt geblasen wird.
Die Schuld, die Verantwortung, die
Konsequenzen und letztlich die Kosten für dieses gewollte
industriepolitische Versagen aber vor allem gerne den Autofahrern mit
Dieselmotor auf's Auge drücken zu wollen, ist gleichermaßen gefühlt
ungerecht wie juristisch nicht haltbar. Die Debatte ist sachlich
ausgeufert und argumentativ emotionalisiert. Keiner will das ganze
Problem ist seiner wirklichen Tragweite sehen.
Allein ein Blick auf die
PKW-Dieselneuzulassungen in Europa macht deutlich, um wie viel mehr
abhängig besonders die Nachbarländer von dieser Antriebsart sind.
Während in Deutschland zwischen 2012 und 2016 der Dieselanteil von
48 % auf 45,8 % sogar leicht sank und mithin in dieser Zeit immer
unter 50 % lag, sieht die Situation in anderen Ländern so aus:
Frankreich 73 % bis 52,1 %; Belgien 69 % bis 52 %; Italien 52 % bis
57 %; Spanien 69% bis 56,9%. Das liegt unter anderem auch daran, dass
man sich in vielen dieser Länder einen Fahrbetrieb mit Benzinmotoren
wirtschaftlich schlicht nicht leisten kann, besonders weil das
Treibstoffkostenniveau dort meist ohnehin viel höher als in
Deutschland liegt.
Anteil der Logistik und Industrie
Bisher war in der Dieseldebatte immer
nur von Personenkraftwagen die Rede. Was völlig aussen vor gelassen
wird, ist, dass der gesamte Güterverkehr auf der Straße nahezu
ausschließlich auf den Dieselantrieb angewiesen ist. Vom Balkan bis
zur Nordsee, von der Iberischen Halbinsel bis zum Baltikum rattert
jeglicher Lieferverkehr immer nur mit stinkenden Dieseln durch Europa
und sehr viele davon kreuz und quer durch Deutschland. Eine
konsequente Forderungen nach einer zügigen Abschaffung des Diesel
müsste die Güterbranche mit einbeziehen. Aber halt, gibt es an den
Tankstellen für LKW-Diesel nicht auch noch extra niedrige Preise?
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Containerschiff NYK Virgo sie bringen uns alles, auch Erdbeeren im Winter (Quelle: wikipedia, CCL, Urheber: Bernhard Fuchs) |
Doch dem stark ansteigen Lieferverkehr
steht zunehmend die moderne Lebensweise, auch und insbesondere der
selbsternannten Umweltschützer, immer mehr entgegen. Der explosiv
anwachsende Paketlieferismus, besonders aufgrund von
Warenbestellungen im Internet; das heute allgegenwärtige Bedürfnis
alle Lebensmittel zu jeder Jahreszeit und an jedem Ort verfügbar
haben zu müssen und ähnliche Bequemlichkeiten, führen zu einer
steil ansteigenden Kurve in der Transportlogistik, deren Antrieb
nichts anderes als der Dieselmotor ist. So geht es immer weiter:
Frachtschifffahrt, Bauindustrie, Stromgewinnung, Garten- und
Forstwirtschaft, Schwerindustrie, Maschinenbau, Textilwirtschaft,
kaum ein Industriezweig in dem nicht mächtig und ausgiebig mit
Dieselmotoren täglich herum gestänkert wird. Mit anderen Worten,
ein Dieselverbot würde das komplette europäische Wirtschaftssystem
und die derzeitige Lebensweise der allermeisten Menschen ins Mark
treffen.
Batterien das Entsorgungsproblem der
Zukunft
Doch fast noch schlimmer ist das
aktuelle Geschwätz von einem schnellen Umstieg zur Elektromobilität.
Tatsächlich gibt es zu den, mit fossilen Energieträgern laufenden,
Motoren keine wirksame und umweltfreundliche Alternative. Will man
die bisherige Lebensart und die vorhandene Wirtschaft weiter so
betreiben wie bisher, muss in den Transportfahrzeugen jeglicher Art
ein Kraftwerk arbeiten. Nicht umsonst bezeichnen die Behörden
Automobile jeder Art in Deutschland von Anfang an als Kraftfahrzeuge.
Doch die Vorstellung, einen durch Batteriestrom gespeisten
Elektromotor arbeiten zu lassen, ist gleichermaßen dumm wie töricht.
Batterien sind keine und werden niemals eine Kraftmaschinen sein. Sie
können mit welcher Technologie auch immer keine ähnlichen
Leistungen erbringen, wie ein herkömmlich Motor. Batterien sind und
bleiben nichts anderes als mangelhaft funktionierende ineffektive
Energiespeicher, gerade mal nur gut für eine kurzzeitige
Überbrückungsdauer. Dahinter stehen schlicht unabänderliche,
physikalische Grundgesetzlichkeiten. Das Schlimmste aber an Plänen
zum weitreichenden Einsatz von Großbatterien ist die erneute
Ignoranz gegenüber den damit einhergehenden neuen Umweltproblemen.
Batterien, ganz gleich aus welcher metallisch-irdenen
Materiallegierung, sind in ihrem Inhalt eine überaus giftige
Substanz. Man stelle sich jetzt nur einmal für Deutschland vor, der
überwiegende Teil aller Millionen PKW wäre zum Antrieb mit
Batterien ausgestattet, die notwendigerweise alle paar Jahre komplett
ausgetauscht werden müssten. Hat sich je ein Umweltschützer darüber
Gedanken gemacht, wie die dann vorhandenen hunderte von Millionen
Tonnen hochgiftiger ausgebrannter Batterien entsorgt werden sollen?
Will man wirklich vom Feinstaubproblem, dass vielleicht noch vom
Winde verweht wird, sehenden Auges zum Metallgiftproblem wechseln?
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Hino_Standardized_Selective Catalytic Reduction_Unit Auch die besten Abgasanlagen werden das Problem nicht lösen (Quelle: wikipedia, CCL, Urheber: z22) |
Verhinderte Lösung
Tatsächlich gibt es aber eine
technologische Alternative, die langfristig den Dieselmotor ablösen
könnte, kein Batteriegiftproblem erst aufkommen lassen würde und
die dennoch der bisherigen Lebensweise nicht den Garaus macht. Es ist
ein schon längst zur Großserienreife entwickeltes Antriebssystem,
dass auch ein wirkliches Kraftwerk unter der Motorhaube darstellt. Es
ist nichts anderes, als die mit Wasserstoff betriebene
Brennstoffzelle, deren Emission am Ende schlicht Wasser ist. Das
Beste aber daran ist, Wasserstoff lässt sich schon heute völlig
umweltneutral allein durch Sonnenlicht erzeugen. Doch der Wasserstoff
und die Brennstoffzelle haben seit jeher einen mächtigen Feind, dem
es bislang immer wieder gelungen ist, deren Einsatz in der Breite
wirksam zu unterdrücken. Natürlich ist Wasserstoff als solcher
nahezu überall in ausreichenden Mengen vorhanden. Jeder könnte ihn
quasi jederzeit produzieren. Deshalb würde eine millionenfache
alltägliche Nutzung von Wasserstoff jenen anderen
Primärenergieträger überflüssig machen, von dem heute in der
Wirtschaft und unserem Lebensstil alles abhängt, dem Eröl. Nichts
fürchtet die Erölindustrie natürlich mehr als ihren Ersatz durch
eine Primärenergie, die für Jedermann an jedem Ort und zu jeder
Zeit billig verfügbar wäre.
Alles was es für den breiten Einsatz
der Brennstoffzelle braucht und damit einem wirklichen Ersatz für
mit Öl betriebene Motoren, ist eine wirksame Infrastruktur zur
Versorgung der Privathaushalte und der Industrie mit den entsprechend
ausreichenden Mengen an umweltfreundlich hergestelltem Wasserstoff.
Das wäre eine politische Agenda, die tatsächlich bis 2030 oder
spätestens 2050 umsetzbar sein könnte. Doch ob die europäische
Politik jemals die Kraft aufbringt sich aus der scheinbar
vollkommenen Umklammerung durch die Mineralölkonzerne zu lösen,
bleibt zunächst zweifelhaft. Junge Politiker werden sich jedenfalls
daran messen lassen müssen!
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