Für ihren Standort plant die Deutsche Bundesbank ein Gesamtkonzept -von Thomas Seidel-

Deutsche Bundesbank mit "Ginnheimer Spargel"
(Quelle: Thomas Seidel)

Die Stadt Frankfurt kann sich glücklich schätzen. Sie ist und bleibt Residenz zweier Zentralbanken, das ist einmalig in der Welt. An ihrem jetzigen Standort wird für die Deutsche Bundesbank eine Sanierung der über fünfzigjährigen Bausubstanz fällig. Dort plant die Deutsche Bundesbank künftig alle ihre Mitarbeiter unterzubringen und entwickelt dafür ein gewaltiges Gesamtkonzept, den Bundesbank-Campus.

Seit dem frühen 19. Jahrhundert zieht sich in der Stadt Frankfurt am Main der sogenannte Alleenring wie eine Grenzlinie für das West-, Nord- und Ostend vom westlichen zum östlichen Mainufer. An dieser klaren städtebaulichen Linie, entlang seines nördlichen Bereichs, von der Miquel- bis zur Nibelungenallee haben sich in den letzten Jahren drei große Universitäten in der Stadt angesiedelt: Die Goethe-Universität, die private Frankfurt School of Finance an Management und die University of Applied Science. Schon bald könnte sich genau dort, nördlich der Miquelallee, ein weiterer, wenngleich auch nicht universitärer, Campus dazu gesellen, der Bundesbank-Campus.

Der Bockenheim-Campus
Die Deutsche Bundesbank, die seit 1969 auf diesem Areal gleich gegenüber dem Funkmeldeturm „Ginnheimer Spargel“ ihren Sitz hat, steht vor der Herausforderung, das inzwischen in die Jahre gekommene Gebäude zu sanieren. Das Gelände ist sehr weitläufig, hat auf seiner Südseite einen schönen Park und grenzt gegenüber der Autobahn A66 direkt an einen der größten Stadtparks den Grüneburgpark an. Direkt neben diesem, befindet sich der ebenfalls sehr grüne Campus der Goethe-Universität. Aber nicht nur die Zentralverwaltung der Deutschen Bundesbank ist auf dem Gelände untergebracht, es birgt auch noch einen guten Teil des Goldschatzes der Deutschen. Es ist, wenn man so will, das deutsche Fort-Knox.

Johannes Beermann Vorstand der Deutschen Bundesbank
(Quelle: Thomas Seidel)
Bei der Gelegenheit einer notwendigen Gebäudesanierung will die Deutsche Bundesbank aber auch gleich alle ausgelagerten Arbeitsplätze an diesem einen Standort vereinen. Wo heute etwa 1.600 Mitarbeiter ihren Dienst tun, sollen es künftig alle 5.000 Mitarbeiter der Deutschen Bundesbank sein.
Was die Deutsche Bundesbank plant, ist ein gewaltiges Vorhaben:
Inklusive einer Tiefgarage, mit einer Kapazität für 1.500 Fahrzeuge, will man mit dem Projekt Bundesbank-Campus sage und schreibe 160.000 qm Bruttogeschossfläche schaffen, dass entspricht locker einem Äquivalent von vier Hochhäusern. Genau solche Hochhäuser kann und will die Deutsche Bundesbank aber dort nicht bauen. Man hat wohltuend erkannt, dass Hochhäuser an diesem Standort nur ein jedermann störendes Element wären. Die ganze geplante Baumasse allerdings dennoch unterzubringen ist also eine echte Herausforderung! So ist auch nach langer Zeit einmal wieder von dem Begriff einer „Sichtachse“ die Rede, ein Wort das Architekten der Moderne und Postmoderne sonst eher nicht einfällt. Gemeint ist nicht die allenthalben moderne Sicht aus Gebäuden auf ihre Umgebung, wie das in der Hochhausstadt Frankfurt gerne auch als Verkaufs- und Vermietungsargument benutzt wird. Vielmehr geht es um die Sicht von draußen auf das Gebäudeensemble und damit um den Repräsentationscharakter der Anlage. So betonte der Architekt Prof. Ferdinand Heide auch, der Ort solle seinen eigenen Charakter haben und dazu gehört eben auch der ungehinderte Blick auf das Hauptgebäude von 1969.

Immer locker: Der Architekt Prof. Ferdinand Heide
(Quelle: Thomas Seidel)
Das dieses alte Hauptgebäude, einstmals errichtet im fehlgeleiteten Zeitgeschmack der brutalen Betonarchitektur, zwar kernsaniert, aber weitestgehend erhalten bleiben wird, fasst man als einen Tribut an historische Kontinuität auf. Der zuständige Vorstand der Deutschen Bundesbank Johannes Beermann erinnert denn auch an die Zeiten des ECU-Währungsverbundes, als die Deutsche Mark Europas führende Währung war und die zweiwöchentlichen Entscheidungen des Zentralbankrates aus diesem festungsartigen Hause wie ein Donnerhall durch Europa schallten und sich alle anderen wichtigen europäischen Zentralbanken den deutschen Entscheidungen mehr oder weniger anpassen mussten. Dazu gehörte übrigends damals auch Großbritannien und das Englische Pfund, eine Konstellation die heute in Zeiten von €uro und Brexit unvorstellbar wäre.

Einbindung in die Stadt Frankfurt
Erfreulich ist auch ein Grußwort des Frankfurter Magistratsmitglieds Mike Josef (SPD) der für Stadtplanung und Wohnen zuständig ist. Offensichtlich nimmt man inzwischen auch in der Frankfurter SPD die Existenz der Deutschen Bundesbank in der Stadt überhaupt erst einmal wahr. Da, wie bereits geschildert, inzwischen am nördlichen Alleenring auch alle drei großen Universitäten der Stadt angrenzen und bis jetzt die Versorgung all dieses Institutionen mit einer modernen öffentlichen Verkehrsanbindung eher mangelhaft ist, hört man gerne von Überlegungen, die U-Bahn-Linie 4 nicht nur von Bockenheim aus zu verlängern, sondern sogar von der Anlage einer Ringbahn zu sprechen. Mike Josef deutet sogar eine mögliche öffentliche Nutzung des Fernmeldeturms an, was dieser nördlichen Ecke Frankfurts durchaus sehr gut tun würde. Schon heute könnte man zu Fuß den Alleenring, startend am Palmengarten/Grüneburgpark und der Bundesbank, entlang der drei Universitäten bis am Ende des Alleenrings bei der Europäischen Zentralbank herauskommend, entlang latschen und dabei geradezu einen baugeschichtlichen Exkurs durch Frankfurt unternehmen. Welche Stadt bietet schon solche Möglichkeiten? Hier gilt es, mit der Idee einer Campus-Meile städtebauliche Schätze zu heben.

Wie lange das alles bis zu seiner Fertigstellung dauern wird und was es kostet, das ist zur Zeit noch nicht bekannt. Die Deutsche Bundesbank jedenfalls, die bislang an ihrem Standort ein eher tristes Dasein ohne jede nahe Infrastruktur verbracht hat, könnte es mit seinem Bauvorhaben schaffen, sich mehr in das Stadtbild und das städtische Leben zu integrieren.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Herrschaft der Minderheiten - Ein Essay von Thomas Seidel-

Erneute Verschleierung durch die SPD: Das Ende der Fallpauschale im deutschen Gesundheitswesen -von Thomas Seidel-

Südlich der Alpen* - Ein Reisebericht - von Thomas Seidel