Bedroht ist nicht das Leben, sondern sein Sinn -Bericht von der 40. Vermögensverwalter-Veranstaltung von Hauck & Aufhäuser- von Thomas Seidel
Im Frankfurter Marriot-Hotel fand die 40. Vermögensverwalter-Veranstaltung des Bankhauses Hauck & Aufhäuser statt (Quelle: Thomas Seidel) |
In der aktuellen
VV-Tagung des Frankfurter Privatbankhauses Hauck & Aufhäuser
drehte sich diesmal alles um die Zukunft. Stichworte wie
Digitalisierung, Generationenbeziehungen aber auch Sicherheit waren
wesentliche Schwerpunkte. Deutlich wurde, auf welche Tendenzen sich
VV-Beratung künftig ausrichten muss.
Das Privatbankhaus Hauck & Aufhäuser ist weiter eine wichtige
Anlaufstelle für Vermögensverwalter, nicht nur in Deutschland,
sondern auch in Luxemburg. Die mit über zweihundert Teilnehmern
allein im Frankfurt sehr gut besuchte Veranstaltung, sowie die
maßgeschneiderte Auswahl an Rednern, ist für die Branche ein
informatives Forum.
Dr. Holger Sepp Hauck & Aufhäuser (Quelle: Thomas Seidel) |
In einem kurzen Grußwort durch das neue Vorstandsmitglied Dr. Holger
Sepp, zuständig für Asset Services und Private Banking, konnte von
einer positiven Fondsgeschäftsentwicklung berichtet werden. Das
Bankhaus ist inzwischen seit über 50 Jahren im Fondsgeschäft und
hat im Bereich Assett Servicing, so wie es betrieben wird, seine
Kernkompetenz als Alleinstellungsmerkmal entwickelt. Seit 2012
verzeichnet man als Verwahrstelle für offene Wertpapierfonds einen
Zuwachs von 292 Prozent. Dabei stieg das Volumen bis Ende 2018 auf
13,3 Mrd Euro. So ist Hauck & Aufhäuser heute hierbei die
viertgrößte Verwahrstelle. Mit Topplätzen auch bei anderen
Wertpapierfonds verwahrt man in Deutschland inzwischen Vermögenswerte
im Gesamtvolumen von über 34,8 Mrd Euro. Dazu tragen die Aktivitäten
in Luxemburg einen nicht unerheblichen Teil bei.
Den Übergang zum Hauptvortrag formuliert die Leiterin der Financial
Assets Deutschland von Hauck & Aufhäuser Anja Schlick eher mit
einer schattigen Aussage: Die Digitalisierung würde zu einer
Neudefinition des Begriffs Wohlstand führen, oder der Wohlstand
würde durch die Digitalisierung allgemein abnehmen.
Mitten im
Umbruch der Gesellschaft
Der Zukunftsforscher Prof. Dr. Opaschowski skizzierte die
gesellschaftliche Zukunft. Der Mensch sei das einzige Wesen, welcher
Güter horte. Wirtschaft sei bislang eher ein Aufzug gewesen, der
immer nach oben führe. Künftig stelle er sich die Wirtschaft eher
wie eine Art PaterNoster vor, der ständig auf und ab fahre. Die
junge Generation sieht Opaschowski als eine neue Art von Nomaden. Sie
werden zur gleichen Zeit immer mehr Dinge parallel erledigen müssen,
etwa in mehreren Jobs arbeiten. Die Deutschen setzten auf die Große
drei „G“: Geld – Gesundheit – Geborgenheit. Künftig gäbe es
aber immer mehr Unsicherheit. So würde Sicherheit wichtiger als die
Freiheit. Man wolle vor allem Arbeitsplatzsicherheit. Für die
Mehrheit der Deutschen sei der wichtigste Wunsch, ohne Geldsorgen an
dem Ort leben zu können, wo man es möchte. Sans souci. Erstaunlich
auch die Aussage, für nur ein Viertel der Bevölkerung spielten
Umweltfragen die wichtigste Rolle. Der großen Mehrheit erschienen
ökologische Aspekte mehr als eine Bedrohung.
Prof. Dr. Horst W. Opaschowski (Quelle: Thomas Seidel) |
Wertvollste Währung der Zukunft wird Vertrauen sein, nach dem
Dreisatz: Vertrauen – Verantwortung – Verlässlichkeit. Doch
Vertrauen lässt sich nicht einfach kaufen. Ein Vertrauensschwund
bedeute gleich einen Legitimationsschwund. Total digital würde
völlig normal. Doch die Digitalrevolution würde bald an ihre
Grenzen stoßen. Zwar würde der digitale Wandel den globalen
Austausch von Informationen und Innovationen fördern, mache aber die
Welt deswegen nicht besser. Zeit zu haben, wird ein Vermögenswert
werden. Das heißt, die Erreichbarkeit zu reduzieren, sich nicht dem
Diktat der Sozialen Netzwerke zu beugen, reale Kontakte aufzubauen
und sich nicht durch die digitalen Medien definieren zu lassen.
Langfristige
Planung statt schneller Erträge
Mieten
statt Besitzen werde wichtig. Konsumieren nach Maß wird das neuen
Sparen. Persönliche Assistenzangebote sollen zu mehr eigener Zeit
beitragen. Die Familie sei den Deutschen heilig, selbst die Karriere
müsse dafür hinten anstehen. Das treffe auf ein
erweitertes Familienverständnis. Patchworkfamilien oder
generationenübergreifendes Zusammenleben erfordere eine neue Art von
Wohnimmobilien. Ein Haus für mehrere Generationen mache wieder Sinn.
Wohngenossenschaften würden mehr gefragt sein, genauso wie der Wert
einer gut gepflegten Nachbarschaft. Es wird eine neue Balance
zwischen Lebens- und Arbeitszeit geben. Wichtig für den Erfolg wird
aber Selbständigkeit, Selbstvertrauen und Durchsetzungsfähigkeit
sein.
Man tauscht sich gerne und intensiv aus (Quelle: Thomas Seidel) |
Schon heute zeichne sich ab, dass die
Digitalisierung nicht
zu einem massiven Abbau von Arbeit führen wird. Die jetzt schon am
meisten digitalisierten Länder wie die USA, Japan und Deutschland
verzeichneten die niedrigsten Arbeitslosenquoten. Langfristige
wirtschaftliche Planungen werden entscheidend, nicht kurzfristige
Erfolge. Man wird immer länger arbeiten und immer später in Rente
gehen. Es zeichne sich ein Ende des Jugendwahns ab. Wohlstand wird
auch bedeuten, mit weniger Gütern besser zu leben. Das mache in
Zukunft die Generationenbeziehungen wichtiger als die
Partnerbeziehungen. Nachgewiesen sei, die Fürsorge über
Generationen hinweg wirke lebensverlängernd. Durch diese veränderten
Ansprüche könne das Leben durchaus erfüllter sein, selbst wenn man
in Sachen Geld relativ ärmer ist. Bedroht sei nicht das Leben,
sondern sein Sinn.
Dr. Martin Lück von BlackRock (Quelle: Thomas Seidel) |
Mitten im
Umbruch der Wirtschaft
Der Vortrag von Dr. Martin Lück, Chief Investment Stratege bei
BlackRock für Deutschland, Austria und Osteuropa, beschäftigte sich
mit dem wirtschaftliche Geschehen. Er spricht von fünf Megatrends:
Die Verschiebung der globalen Wirtschaftszentren. So tragen die
Schwellenländer heute schon mehr zum globalen Wachstum bei als die
klassischen Industrienationen.
Die erneuerbaren Energien, bei denen man sich nur noch fragen müsse,
was es an Rendite koste, nicht dort zu investieren.
Der demographische und soziale Wandel. Wird China sein Wachstum
halten können, bevor es veraltet? Dazu werden Frauen künftig die
wichtigste Rolle spielen.
Der technologischen Wandel. Deutschland sei eine großartige
Industrienation gewesen, würde aber künftig wie andere von China
überholt werden.
Die Urbanisierung. Städte müssten massiv in ihre Infrastrukturen
investieren. All diese Trends wirken mit- und untereinander.
Vermögensverwaltung muss also sehr viel flexibler agieren als
bisher. Langfristige Verträge mit Verfügbarkeiten jenseits von 30
Jahren Laufzeit, kann es so künftig nicht mehr geben. Darin steckt
aber auch die Chance, viel öfter mit den Kunden in Kontakt zu sein.
Der Erfolg wird künftig noch mehr am Kriterium Zuverlässigkeit
gemessen werden.
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