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IV. Die Deutsche Bundesbank -Die verwunschene Festung der Deutschen Mark am Main- von Thomas Seidel

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Gleich aus welcher Himmelsrichtung man auf Frankfurt am Main zukommt, schon von weiter Ferne erkennt man den Frankfurter Fernmeldeturm. Mit einer Gesamthöhe von über 337 Metern das höchste Gebäude weit und breit. Seit seiner Erbauung erhebt er sich wie ein überdimensionierter Wachturm für das nur wenige hundert Meter entfernte, festungsartige Gebäude der Deutschen Bundesbank. Bundesbank Hauptverwaltung mit Fernmeldeturm im Hintergrund  (Quelle: Thomas Seidel) Folgt man dem Turm, kommt man unweigerlich zur Zentralbank der Deutschen Mark. Obgleich diese bauliche Konstellation ein örtlicher Zufall ist, die anschauliche Symbolik ist nicht zu überbieten. Trotzig erhebt sich das Gebäude der Deutschen Bundesbank in einer nüchternen Betonbüroarchitektur der 1960er-Jahre und dennoch erscheint heute die einst mächtigste Zentralbank Europas wie ein verwunschenes Zauberschloss. Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank Südseite (Quelle: Deutsche Bundesbank) Denn ihr ist der

Das Menetekel von Ferguson -Erschütterungen der amerikanischen Gesellschaft- von Thomas Seidel

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Es war eindeutig eine Hinrichtung. Wer das Video von der Ermordung des 18-jährigen Michael Brown in Ferguson, Missouri gesehen hat, wird kaum Zweifel haben können. Kein Wort, keine Körperhaltung, keine Gestik des jungen Mannes war annähernd bedrohlich genug, um Grund zu sein auch nur einen einzigen Schuss abzugeben. Stattdessen wurde Michael Brown auf offener Straße und vor den Augen vieler beteiligter Zeugen mit zwölf Kugeln beschossen, von denen sechs trafen. Die ganze Szene macht den Eindruck einer bewussten Machtdemonstration der Polizei von Ferguson gegenüber der farbigen Bevölkerung, in Form einer öffentlichen Hinrichtung. Öffentliche Hinrichtungen als Warnungen bewaffneter Kräfte an die eigene Bevölkerung? Seltsam das mit nur wenig zeitlichem Abstand andere selbsternannte Ordnungskämpfer, im Irak die angeblichen Gottesstaatskrieger der ISIS und im Gaza-Streifen die Terrorgruppe Hamas, ebenso öffentlich und provokant, als Warnung Menschen hinrichteten. Freilich im Nahen und

III. Banque de France -Ein Kind der Französischen Revolution und Napoleons- von Thomas Seidel

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Der Blick der Deutschen auf den 9. November wird geprägt von vielerlei historischen Ereignissen, guten wie schlechten. Jüngst erinnert der 9. November an den Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 und damit für einen der raren glücklichen Momente deutscher Geschichte. Verdunkelt wird die Erinnerung an diesen Tag durch die nationalsozialistischen Novemberprogrome gegen die jüdische Bevölkerung von 1938. Genau siebzig Jahre vor dem Fall der Berliner Mauer fand im Jahr 1919 an jenem Tag die Ausrufung der Weimarer Republik statt. Noch weiter zurück, ins Jahr 1848 fällt die Hinrichtung von Robert Blum, eines linksliberalen Abgeordneten der einzigen deutschen Nationalversammlung, und damit das Ende einer gesamtdeutschen Revolution. Doch ist der 9. November keinesfalls nur ein deutscher Schicksalstag, sondern vielmehr ein europäischer. Für die heutige Prägung von ganz Europa wichtiger war der 9. November 1799, der allerdings nach dem Französischen Revolutionskalender als der 18. Brumaire des J

IBAN die Schreckliche oder Konjunkturspritze in Europa von Thomas Seidel

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In wenigen Wochen, zum 1. August 2014 tritt die Single European Payment Area (SEPA) verbindlich anstelle aller alten nationalen Zahlungssysteme Europas in Kraft. Zumindest für Überweisungen und für Lastschriften. Was auf den ersten Blick recht langweilig klingt, ist in Wirklichkeit eine weltweit einmalige Herausforderung mit einem großen Potenzial von Möglichkeiten aber auch Schwierigkeiten für den Europäischen Wirtschaftsraum. Anders als oberflächlich gedacht gilt SEPA nicht nur für den EURO-Raum, sondern schließt auch andere europäische Länder mit ein. Das selbst dann wenn sie über eine eigene Währung verfügen wie etwa in Großbritannien das Pfund oder in Schweden die Krone. Mit der Schweiz ist sogar ein Land völlig außerhalb der Europäischen Union und des EURO mit dabei. Was über SEPA täglich an Zahlungen abgewickelt wird ist beeindruckend. 140 Millionen Zahlungstransaktionen. Diese unterteilen sich in jeweils 70 Millionen Überweisungen und ebenso viele Lastschriften. Einer der

Unter Beschuss von allen Seiten –Über die Beschlüsse der EZB vom 5. Juni 2014- von Thomas Seidel

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Man möchte kein Zentralbankpräsident sein, schon gar nicht ein Mario Draghi in diesen Tagen. Das Getümmel auf der gestrigen Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) spiegelte deutlich eine übersteigerte Erwartungshaltung an die Beschlüsse der EZB wider. Ganz so, als ob für das wirtschaftliche Wohl und Wehe in Europa allein die Zentralbank verantwortlich gemacht werden könnte. Doch muss in diese Gemengelage aus falschen Ansprüchen an die, und verkehrten Vorstellungen über die Rolle der Zentralbank Ordnung gebracht werden. Zunächst die nackten Fakten. Der Hauptrefinanzierungszins für Banken wird ab 11. Juni auf 0,15 und parallel der Spitzenrefinanzierungssatz auf 0,40 Prozent gesenkt. Beide Sätze gehen damit noch näher an die Null-Prozent-Marke heran. Zum gleichen Zeitpunkt wird für Geldeinlagen von Banken, welche über die bei der Zentralbank zu haltende Mindestreserve hinausgehen, mit Minus 0,10 Prozent erstmals von der EZB ein sogenannter Negativzins auf Guthaben eingef