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Ein alter Masterplan gegen die Bankenkrise von Thomas Seidel

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Im Jahre des Herrn 2014 wird an die einhundertjährige Wiederkehr des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs gedacht. Heute sprechen einige von der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Tatsächlich war der Große Krieg nur der Auftakt zu einer ständigen Abfolge schlimmster, von Menschen verursachten, Katastrophen. Doch neben den militärischen Auseinandersetzungen, wie etwa dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, Koreakrieg, Vietnamkrieg, Kubakrise, den ständigen Konflikten im Nahen- und Mittleren Osten, Gemetzeln auf dem afrikanischen Kontinent Millitärputschen, Revolutionen und Bürgerkriegen, fanden in den letzten 100 Jahren auch noch unzählbare viele Wirtschaftskrisen statt#1. Im Gedächtnis der Menschen heute sehr gegenwärtig, ist natürlich die jüngste Finanzkrise, die eigentlich seit 2007 andauert. Daneben aber, und das in einer erstaunlich lebendigen wenngleich inzwischen auch legendenhaften Erinnerung: die Hyperinflation der frühen 1920er Jahre in Deutschland; der Börsencrash in New York, be

Werfen Schattenbanken Schleier auf das Bankgeschäft? -Bericht von der 19. Handelsblatt-Tagung Banken im Umbruch- von Thomas Seidel

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Kurz vor der Arbeitsaufnahme einer zentralen, bei der Europäischen Zentralbank angesiedelten Bankenaufsicht, treffen sich Spitzenmanager der Finanzindustrie in Frankfurt am Main und diskutieren über die Zukunft der Bankenwesens. 19. Handelsblatt-Tagung (Quelle: © EUROFORUM/St. Hergenröter) Gleich zu Beginn ging Anshu Jain von der Deutschen Bank auf die Größe des Schattenbanksektors ein. Er sprach davon, dass diese, wie er es nannte, 4. Dimension des globalen Finanzwesens etwa ein zweieinhalbfaches Geschäftsvolumen hat wie der registrierte Bankensektor. Dabei will Jain den Schattenbanksektor nicht grundsätzlich verteufeln. Er sieht darin sogar eine wichtige volkswirtschaftliche Dimension. In deren Streben nach deutlich höheren Profiten würden Schattenbanken toxische Geschäfte von den regulierten Banken aufnehmen. Das verschafft diesen mehr Handlungsspielraum und entlastet deren Eigenkapitalbasis. Gleichwohl erwartet auch Jain, von den Schattenbanken mehr Transparenz und Lic

IV. Die Deutsche Bundesbank -Die verwunschene Festung der Deutschen Mark am Main- von Thomas Seidel

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Gleich aus welcher Himmelsrichtung man auf Frankfurt am Main zukommt, schon von weiter Ferne erkennt man den Frankfurter Fernmeldeturm. Mit einer Gesamthöhe von über 337 Metern das höchste Gebäude weit und breit. Seit seiner Erbauung erhebt er sich wie ein überdimensionierter Wachturm für das nur wenige hundert Meter entfernte, festungsartige Gebäude der Deutschen Bundesbank. Bundesbank Hauptverwaltung mit Fernmeldeturm im Hintergrund  (Quelle: Thomas Seidel) Folgt man dem Turm, kommt man unweigerlich zur Zentralbank der Deutschen Mark. Obgleich diese bauliche Konstellation ein örtlicher Zufall ist, die anschauliche Symbolik ist nicht zu überbieten. Trotzig erhebt sich das Gebäude der Deutschen Bundesbank in einer nüchternen Betonbüroarchitektur der 1960er-Jahre und dennoch erscheint heute die einst mächtigste Zentralbank Europas wie ein verwunschenes Zauberschloss. Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank Südseite (Quelle: Deutsche Bundesbank) Denn ihr ist der

Das Menetekel von Ferguson -Erschütterungen der amerikanischen Gesellschaft- von Thomas Seidel

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Es war eindeutig eine Hinrichtung. Wer das Video von der Ermordung des 18-jährigen Michael Brown in Ferguson, Missouri gesehen hat, wird kaum Zweifel haben können. Kein Wort, keine Körperhaltung, keine Gestik des jungen Mannes war annähernd bedrohlich genug, um Grund zu sein auch nur einen einzigen Schuss abzugeben. Stattdessen wurde Michael Brown auf offener Straße und vor den Augen vieler beteiligter Zeugen mit zwölf Kugeln beschossen, von denen sechs trafen. Die ganze Szene macht den Eindruck einer bewussten Machtdemonstration der Polizei von Ferguson gegenüber der farbigen Bevölkerung, in Form einer öffentlichen Hinrichtung. Öffentliche Hinrichtungen als Warnungen bewaffneter Kräfte an die eigene Bevölkerung? Seltsam das mit nur wenig zeitlichem Abstand andere selbsternannte Ordnungskämpfer, im Irak die angeblichen Gottesstaatskrieger der ISIS und im Gaza-Streifen die Terrorgruppe Hamas, ebenso öffentlich und provokant, als Warnung Menschen hinrichteten. Freilich im Nahen und

III. Banque de France -Ein Kind der Französischen Revolution und Napoleons- von Thomas Seidel

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Der Blick der Deutschen auf den 9. November wird geprägt von vielerlei historischen Ereignissen, guten wie schlechten. Jüngst erinnert der 9. November an den Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 und damit für einen der raren glücklichen Momente deutscher Geschichte. Verdunkelt wird die Erinnerung an diesen Tag durch die nationalsozialistischen Novemberprogrome gegen die jüdische Bevölkerung von 1938. Genau siebzig Jahre vor dem Fall der Berliner Mauer fand im Jahr 1919 an jenem Tag die Ausrufung der Weimarer Republik statt. Noch weiter zurück, ins Jahr 1848 fällt die Hinrichtung von Robert Blum, eines linksliberalen Abgeordneten der einzigen deutschen Nationalversammlung, und damit das Ende einer gesamtdeutschen Revolution. Doch ist der 9. November keinesfalls nur ein deutscher Schicksalstag, sondern vielmehr ein europäischer. Für die heutige Prägung von ganz Europa wichtiger war der 9. November 1799, der allerdings nach dem Französischen Revolutionskalender als der 18. Brumaire des J