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Auf der verzweifelten Suche nach einem verloren gegangenem Schrecken von Thomas Seidel

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Schon seit Jahrhunderten tobt von Zeit zu Zeit eine wirtschaftliche Seuche, die man gemeinhin als Inflation (Geldentwertung) bezeichnet. Bekannt ist das Phänomen schon aus den Zeiten des römischen Reichs, es traf im 18. Jahrhundert zweimal Frankreich und im 19. Jahrhundert während des Bürgerkriegs auch die USA. Besonders im kollektiven Gedächtnis der Deutschen hängen geblieben ist allerdings, als Folge der Kriegsentschädigungszahlungen (Reparationen) an die Siegermächte des für Deutschland verloren gegangenen Ersten Weltkriegs, die Hyperinflation insbesondere zu Anfang der 1920er Jahre. Mit monatlichen Geldentwertungsraten von in der Spitze bis zu 32.400 Prozent, das entspricht einer Vervierfachung der Preise in einer Woche, kam es zu aberwitzigen Banknoten im Nennwert von Millionen, Milliarden, ja sogar in einem Fall von 100 Billionen Mark. 100 Billionen Mark Geldschein (Quelle: wikipedia) Nicht nur die kriegsbedingt hohen Auslandsschulden bedrückten die Kaufkraft der alte

Nach Milchseen und Butterbergen kommt jetzt das Euro-Binnenmeer von Thomas Seidel

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EZB im neuen Haus am Main (Quelle: EZB) Die Europäische Union ist bekannt für Zeiten von Überproduktion. Man erinnert sich noch an die Milchseen und Butterberge und gelegentlich werden auch schon mal so viele Tomaten produziert, dass die Hersteller sie lieber auf die Straße kippen, als unter Garantiepreis zu verkaufen. Jetzt schafft die Europäische Zentralbank in der Euro-Zone, die freilich nicht mit der ganzen EU identisch ist, ein Binnenmeer von Eurogeld. Für bis zu 60 Milliarden Euro pro Monat wird die EZB künftig, zusammen mit ihrem bereits laufenden Asset-Ankaufsprogramm, Anleihen aus dem privaten und öffentlichen Sektor ankaufen, bis Ende September 2016. In der Summe kommt das auf ein Volumen von 1,1 Billionen Euro. Dagegen waren die Milchseen von einst dünne Regentümpel und die Butterberge allenfalls flache Hügel. EZB Atrium (Quelle: EZB) Vor dem Hintergrund einer nicht mehr vorhandenen Inflation im Euro-Raum und einem im Weltvergleich erschreckend niedrigen Wir

VI. Nippon Ginko – The Bank of Japan -Vollstrecker des Finanzministeriums in Geldsachen- von Thomas Seidel

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Historische Ausgangslage Wer sich in Japan nach modernen Strukturen und Institutionen, zumindest nach den Vorstellungen der westlichen Welt, umsieht, muss sich immer über die Bedeutung des Jahres 1854 für das Land klar sein. Es war das Jahr indem eine vierschiffige amerikanische Kriegsflotte unter Führung des Admirals Matthew Perry widerstandslos in den Hafen von Edo, dem heutigen Tokyo, einlaufen konnte. Edo, das heutige Tokyo um 1840 (Quelle: wikipedia) Der amtierende US-Präsident Millard Fillmore forderte die Regierung der herrschenden Tokugawa Familie auf, in den Handel mit den USA einzutreten. So endete eine über zweihundertfünfzigjährige Herrschaft des lokalen Kriegsadels und Japan wurde unter den Meiji-Kaisern in die Moderne katapultiert. Keine moderne Institution Japans kann mithin früher als 1854 entstanden sein. Millard Fillmore 13. Präsident der Vereinigten Staaten (Quelle: wikipedia) Das gilt auch für Nippon Ginko, wie die Bank of Japan (BoJ) in der

EU strebt Kaptialmarktunion an von Thomas Seidel

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Viele Märkte in der Europäischen Union müssen noch vereinheitlicht werden. Nach der etwas abrupten Bildung der Bankenunion vor dem Hintergrund der Finanzkrise, will sich die EU nun einer Anpassung der Kapitalmärkte widmen. Wovon dabei auszugehen ist, darüber sprach   neulich der Franzose Nicolas Véron, der den Think-Tanks Bruegel in Belgien und dem Peterson Institute in Washington DC angehört, im Center for Financial Studies in Frankfurt am Main. Nicolas Véron (Quelle: Bloomberg Gleamlight Ph.Molitor) Während für die Bankenunion die Integration im Vordergrund stand, ginge es bei der Kapitalmarktunion mehr um Entwicklung. Kapitalmärkte in der EU, das stünde für alle Arten von Nicht-Banken-Finanzierungen u.a.: Aktien, Bonds, Venturekapital, Private Equity, IPO’s, Corporate Bonds, Leasing und etwa auch Kreditversicherungen. Das entscheidende Ziel sei die Finanzierung von stark wachsenden und innovativen Unternehmen sicher zu stellen, auch durch nicht notwendigerweise klassisc

Thesen zur radikalen Begrenzung der Bankenmacht von Thomas Seidel

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Seit einiger Zeit wird in akademischen Kreisen Europas darüber diskutiert, wie die Macht der Banken und das Risiko, welches sie für ganze Länder und deren Steuerzahler darstellen, wirksam begrenzt werden kann. Zu dieser Diskussion leistete jetzt mit David Shirreff, ein ehemaliger Frankfurt Korrespondent des Economist, als Journalist einen Beitrag. David Shirreff bei seinem Vortrag im Center for Financial Studies, Frankfurt (Quelle: CFS) In Shirreffs Augen gibt es, trotz aller politisch groß angekündigten Erklärungen, immer noch zu große Banken die auch nach wie vor zu groß seien, um scheitern zu dürfen. Staaten blieben also erpressbar und Steuerzahler letztlich die Dummen. Shirreff plädiert für eine modifizierte Neuauflage des Glass-Stegall-Act. Jenes Gesetzespaket aus den Jahren 1932 und 1933 ist benannt nach seinen Initiatoren, dem US-Senator Carter Glass und dem US-Kongressabgeordneten Henry B. Steagall. Kern des Gesetzes war die Einführung des sogenannten Trennbanksy