Schwanken zwischen Trägheit und Aufbruch -Wie die Banken die Herausforderungen durch die FinTechs verdauen- von Thomas Seidel
Das vergangene Jahr stand für die Banken im Zeichen einer
neuen möglichen Konkurrenz, den FinTechs. Diese kleinen quirligen
IT-Unternehmen scheinen am Horizont ein möglicher Wettbewerber um Kunden zu
werden. Die 19. Konferenz „Bank der Zukunft“, veranstaltet vom International
Bankers Forum versucht eine Zwischenbilanz zu ziehen.
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DZ Bank in Frankfurt am Main Gastgeber der 19. Konferenz Bank der Zukunft (Quelle: wikipedia GNU-Lizenz Quelle: mylius) |
Das einzelne FinTech-Unternehmen mag für eine Bank keine
Konkurrenz sein, vielleicht sogar ein möglicher Partner. In der Summe wären die
FinTechs für die Banken aber schon ein Bedrohung. Mit den Drohungen ging es
dann auch gleich weiter, nur nicht nach außen sondern nach innen. So drohte
Andreas Kramer von der Deutschen Bank den Mitarbeitern des eigenen Hauses. Ein
Wandel müsse vorgenommen werden und Kramer verlangt von den Angestellten der
Deutschen Bank sich anzupassen, sonst sei man in zwei Jahren nicht mehr
zusammen. Solche und ähnliche Töne prägten die Veranstaltung. Aggressiv meldete
sich auch André Bajorat, CEO beim FinTech figo GmbH aus Hamburg. Für ihn ist
ein Grund der Unbeweglichkeit der Banken die Trägheit der eigenen IT-Systeme.
Er spreche erst gar nicht mit Banken, von denen er sicher sei, dass sie
innerhalb der nächsten zehn Jahre nicht mehr existieren würden und führt als
Beispiel eine Provinzsparkasse an.
Dieter Loewe Geschäftsführer bei der NTT DATA Deutschland
GmbH in Frankfurt a.M. stellt verschiedene Thesen auf, wonach Banken nur dann
wie ein FinTech operieren könnten, wenn man sich zum Bespiel von herkömmlichen
Key Performance Indicators lösen würde; man den Wandel in einer
Bankorganisation besser händeln könne als den Umgang mit Geld; wenn man es sich
leisten könne Fehler zu machen oder auch den Mut zu haben in einem
unregulierten Umfeld zu arbeiten. Unterm Strich, eine Bank sollte also am
besten keine Bank mehr sein. Doch es wird schnell übersehen, FinTechs sind
andererseits aber auch keine Banken und somit überhaupt kein direkter
Konkurrent zu ihnen. Zur Zeit sind FinTechs nicht mehr als weitere Intermediäre,
die sich neben den Banken, Vermögensverwaltern und anderen Finanzdienstleistern
zwischen den Kunden und sein Geld quetschen und von den ohnehin mageren
Erträgen, die Anleger heute überhaupt noch erzielen können, mitleben.
19. Konferenz Bank der Zukunft mit Mahnung zur Gelassenheit (Quelle: Thomas Seidel) |
Immer wieder zitierte Studien, die den Banken wegen der
FinTechs einen 30-prozentigen Ertragswegfall prognostizieren, bezeichnen die
klassischen Banken als nicht mehr zeitgemäß genug in ihrem Verhalten den Kunden
gegenüber. An dieser Stelle spricht Gregor Roth, seines Zeichens Bereichsleiter
Operations & Services bei der DZ Bank in Frankfurt von der „evolutionären Revolution“. Kunden
wollten heute gerne nur kaufen, nicht aber gerne bezahlen. Roth sieht hier eine
Chance für die Banken wieder sexy zu sein, indem sie es schaffen auf diskrete
Weise im Hintergrund die Bezahlung des Kundenkonsums zu erledigen. Zunächst
wird aber erst einmal sehr diskret verschwiegen, dass all das natürlich nur für
solvente Kunden in Frage kommt. Überhaupt spielt in allen Diskussionen ein
möglicher Problemkunde keine Rolle. Dass das etwa in Deutschland über ein
Viertel der mündigen Bevölkerung ist, wird einfach nicht wahrgenommen.
Andreas G.Scholz führt durch das III.Panel (Quelle: Thomas Seidel) |
Für Kunden, so wird suggeriert, müsse eine Bank heute
omnipräsent sein. Die Konsumenten möchten zu jeder Zeit und an jedem Ort ihre
Bankgeschäfte schnell und unbürokratisch erledigen wollen. Dazu müsse man in
den Banken die Vernetzung von Front- und Backend über alle Geschäftsbereiche
hinweg, vertikal und horizontal bis in die Tiefe der Geschäftsprozesse
verbessern. Banken könnten das auch ohne FinTechs selber machen, wenn sie die
richtigen Mitarbeiter als Ressource hätten. Ein wesentlicher Mangel sei, dass
die Mitarbeiter aus den Fachbereichen in den Banken nicht die Fähigkeiten
hätten ihre fachlichen Anforderungen überhaupt zu beschreiben. An Kompetenz
mangele es und nicht etwa an der Ressource Geld. An dieser Stelle wird
eingewendet, damit Banken für Kunden wieder sexy werden, müssten sie erst
einmal für die Mitarbeiter wieder sexy sein. Doch fände der Wandel in einem
schwierigen Umfeld zunehmender Regulierung und Risikominimierung aus, wozu bei
den Risiken dann freilich auch wesentliche Eingriffe in der Banken-IT gehören.
Die Tagung zeigt, im Thema FinTech schwankt die
Bankindustrie zwischen Trägheit und Aufbruch. In den Medien findet eine
gefährliche Fokussierung statt, die aus Banken scheinbar nur noch Dienstleister
für Privatkunden und Konsumenten machen. Doch sind die Banken weit mehr als das.
Sie finanzieren Handel und Industrie, ebnen Wege für Investitionen und den Außenhandel,
alles Bereiche die mit dem binnenländischen Konsum nichts zu tun haben. Da ist
es gut zu hören, wer Regulierung als ein Instrument des Kundenschutzes ansehe,
komme an den Banken nicht vorbei. Bei allem Gewurstel in kurzlebigen
Technologien aber müssen die Banken zuerst einmal eine Strategie beschließen,
wohin sie in der nächsten Zeit wollen. Danach können sie dann ihre
Investitionen und Ressourcen ausrichten.
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