Die EZB gibt nicht auf -Bericht von der EZB-Pressekonferenz am 10. März 2016- von Thomas Seidel

Das Pressezentrum der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main
(Quelle: Lupo_pixelio.de)
„Die Europäische Zentralbank wird nicht aufgeben in ihrem Kampf, ihre Ziele zu erreichen“. Mit dieser Kampfansage unterstrich gestern Mario Draghi noch einmal in aller Deutlichkeit, mit welcher Kraft und welchem Willen die Währungshüter Europas entschlossen sind, den einmal gewählten Pfad auch konsequent zu Ende zu gehen.

Draghi wirkte auf dieser Pressekonferenz für seine Verhältnisse leicht fahrig, unkonzentriert, einfach nicht bei der Sache. Für ihn ungewöhnlich, ließ er den Vizepräsidenten Constâncio Detailausführungen zu einer Nachfrage machen und musste sich von seiner Pressechefin Christine Graeff bei einer Gelegenheit die Regie führen lassen. Man fragt sich, was dem voran gegangen sein mag.
V.l.n.r. Vizepräsident Vitor Constancio, Präsident Mario Draghi,
Presseschefin Christine Graeff
(Quelle: Thomas Seidel Archivbild)

Wie dem auch sei, die EZB fackelte mit ihren Beschlüssen noch einmal ein Feuerwerk ab. Null Kreditzinsen, 0,4 Prozent Strafkosten auf Einlagen und eine Ausweitung des bisherigen Wertpapierankaufprogramms um 20 Milliarden Euro pro Monat (!) sind ein Bündel, das selbst die Erwartungshaltung professioneller Beobachter überrascht hat. Geschmückt wird das ganze durch einen Beschluss, mittels sogenannter TLTRO (Targeted long-term refinancing operations) fleißig kreditvergebenden Banken noch ein Extraschmankerl anzubieten, noch mehr Investitionsmittel in die Realwirtschaft zu stecken.

Ziel des Ganzen ist und soll bleiben die Wirtschaft in Europa zu mehr Wachstum anzuregen, was immer noch allgemein als das wirtschaftliche Dauerheil angesehen wird. Eine Inflation von knapp unter zwei Prozent gilt der EZB als die einzige Messgröße die den Erfolg der Operation anzeigen würde. Man ist sich der Situation in der EZB durchaus bewusst. So argumentiert Draghi, die aggregierte (für Europa) Profitabilität des Bankensektor werde durch die Maßnahmen der Zentralbanken nicht gestört. Fast beschwörend erklärt Draghi, die Dinge brauchten nun mal Zeit, um wieder in die gewünschte Richtung zu kommen. Das zeigt mehr als deutlich, wie abhängig die weitere Entwicklung von Faktoren ist, die völlig außerhalb jeder Beeinflussbarkeit durch die Zentralbanken liegen.

Schwindet die Kraft des Euro?
(Quelle: Florentine_pixelio.de)



Nach den jüngsten EZB-Ratsbeschlüssen bleibt mehr denn je offen, wie es denn weiter gehen wird. Welchen Spielraum haben Zentralbanken überhaupt noch? Statistiker sagen, noch mehr Geld kann nichts mehr bewirken. Andere meinen, man könnte ja die Marschrichtung umkehren, etwa wie es jüngst das amerikanische Fed begonnen hat. Wie auch immer es weitergehen wird, die Einflussmöglichkeiten der EZB jedenfalls scheinen von Sitzung zu Sitzung zu schwinden.

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