Ein Tandem präsentiert die europäische Bankenaufsicht -Pressekonferenz der Europäischen Bankenaufsicht- von Thomas Seidel
Erstmals gaben die höchsten Präsentanten der Europäischen
Bankenaufsicht bei der EZB (SSM Single Supervisory Mechanism) in einer
Pressekonferenz einen Rückblick auf ein komplettes Jahr Arbeit. Ganz anders als
bei der Schwesterinstitution Europäische Zentralbank, bei der der Fokus der
Öffentlichketi allein beim EZB-Präsidenten, derzeit Mario Draghi, liegt, traten
die Präsidentin Danièle Nouy und ihre Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger als
ein Tandem auf. Beide verlasen jeweils eine eigene Grundsatzerklärung und beide
standen abwechselnd und ergänzend später für die Fragen der anwesenden
Pressevertreter zur Verfügung.
v.l.n.r. Sabine Lautenschläger Vizepräsidentin des SSM, Danièle Nouy Präsidentin des SSM und Pressechefin (Quelle: Thomas Seidel) |
Mme Nouy zeigte sich zufrieden mit dem Anwachsen der
Kernkapitalquoten von 9 auf 13 Prozent seit 2012. Sie sieht darin eine größere
Widerstandfähigkeit des Bankensektors gegenüber Krisen. Vor dem Hintergrund
niedriger Zinsen, allgemein schwachen Wirtschaftswachstums, kränkelnden
Emerging Markets und fallenden Ölpreisen zweifle man, genauso wie die Investoren
in Banken, an der künftigen Fähigkeit der Banken ausreichend profitabel zu
bleiben. Daher betrachte man die Anpassungen in den Geschäftsmodellen der
Banken als eine der besonderen Herausforderungen. In diese Richtung wird ein
Fokus der Bankenaufsicht künftig gerichtet sein. Die europäisiche
Aufsichtsbehörde unterschätzt nicht die Herausforderungen, die sich für die
Branche durch die erweiterte Regulierung ergeben. Mme Nouy stellt aber ein
Abflachen der Menge an neuen Vorschriften in Aussicht und betont auch, dass man
nicht über ein Basel IV spräche.
Frau Lautenschläger arbeitet die Vorteile einer europäischen
Bankenaufsicht heraus. So erlaube der europäische Blickwinkel über die Grenzen
hinweg zu schauen und Vergleiche und Abgleiche anzustellen, mit denen man
aufkommende Problem früher erkennen will. Durch das Zusammenwirken der
Erkenntnisse von 19 nationalen Aufsichtsbehörden entstünde ein Zentrum
analytischer Kraft. Gleiche Standards ermöglichten eine gleichwertige
Bankenaufsicht. Der „Supervisory Review and Evaluation Process (SREP)“ zeige bereits eine Angleichung von
Risikoprofilen der Banken und aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen. Doch
neben den direkt durch den SSM beaufsichtigten Banken, gäbe es immer noch runf
3.200 lokal zu kontrollierende Institute. Auf diesem Sektor ist wohl noch eine
intensive Angleichung in Methodik und Anwendung durchzusetzen.
Grundsätzlich empfinde man die Cost/Income-Ratio der Banken
in Europa als zu hoch. Zur Steigerung der Profitabilität der Banken, sollte in
einigen Ländern auch über Fusionen nachgedacht werden. Was die Angemessenheit
der Aufsichtsanforderung für kleinere Banken angeht, will man sich des
Instruments der Proportionalität bedienen. Man will die gleichen Maßstäbe für
alle Kreditinstitute anwenden, gleichwohl aber bei der Durchführung der
jeweiligen Betriebsgröße entsprechende Anforderungen stellen.
Zweifellos ist die etwas mehr als ein Jahr tätige
europäische Bankenaufsicht noch am Anfang ihres Wirkens und ihrer
Möglichkeiten. Die beiden Damen machten auf Nachfrage aus dem Kreis der
Pressevertreter deutlich, es gäbe keine Entscheidungshierarchie in dem
Institutionsgebilde EZB/SSM. So wie der SSM die Geldpolitik der EZB nicht in
Frage stelle, so wird man sich in die eigene Vorgehensweise wohl nicht
hineinreden lassen. Dann müssen die beiden Damen allerdings auch bei
öffentlichen Veranstaltungen präsenter sein als bisher. In den vergangen Wochen
jedenfalls haben Vertreter der EZB gerne über den SSM gesprochen, dieser kam
jedoch mangels Präsenz selber nicht zu Wort.
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