Posts

III. Banque de France -Ein Kind der Französischen Revolution und Napoleons- von Thomas Seidel

Bild
Der Blick der Deutschen auf den 9. November wird geprägt von vielerlei historischen Ereignissen, guten wie schlechten. Jüngst erinnert der 9. November an den Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 und damit für einen der raren glücklichen Momente deutscher Geschichte. Verdunkelt wird die Erinnerung an diesen Tag durch die nationalsozialistischen Novemberprogrome gegen die jüdische Bevölkerung von 1938. Genau siebzig Jahre vor dem Fall der Berliner Mauer fand im Jahr 1919 an jenem Tag die Ausrufung der Weimarer Republik statt. Noch weiter zurück, ins Jahr 1848 fällt die Hinrichtung von Robert Blum, eines linksliberalen Abgeordneten der einzigen deutschen Nationalversammlung, und damit das Ende einer gesamtdeutschen Revolution. Doch ist der 9. November keinesfalls nur ein deutscher Schicksalstag, sondern vielmehr ein europäischer. Für die heutige Prägung von ganz Europa wichtiger war der 9. November 1799, der allerdings nach dem Französischen Revolutionskalender als der 18. Brumaire des J

IBAN die Schreckliche oder Konjunkturspritze in Europa von Thomas Seidel

Bild
In wenigen Wochen, zum 1. August 2014 tritt die Single European Payment Area (SEPA) verbindlich anstelle aller alten nationalen Zahlungssysteme Europas in Kraft. Zumindest für Überweisungen und für Lastschriften. Was auf den ersten Blick recht langweilig klingt, ist in Wirklichkeit eine weltweit einmalige Herausforderung mit einem großen Potenzial von Möglichkeiten aber auch Schwierigkeiten für den Europäischen Wirtschaftsraum. Anders als oberflächlich gedacht gilt SEPA nicht nur für den EURO-Raum, sondern schließt auch andere europäische Länder mit ein. Das selbst dann wenn sie über eine eigene Währung verfügen wie etwa in Großbritannien das Pfund oder in Schweden die Krone. Mit der Schweiz ist sogar ein Land völlig außerhalb der Europäischen Union und des EURO mit dabei. Was über SEPA täglich an Zahlungen abgewickelt wird ist beeindruckend. 140 Millionen Zahlungstransaktionen. Diese unterteilen sich in jeweils 70 Millionen Überweisungen und ebenso viele Lastschriften. Einer der

Unter Beschuss von allen Seiten –Über die Beschlüsse der EZB vom 5. Juni 2014- von Thomas Seidel

Bild
Man möchte kein Zentralbankpräsident sein, schon gar nicht ein Mario Draghi in diesen Tagen. Das Getümmel auf der gestrigen Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) spiegelte deutlich eine übersteigerte Erwartungshaltung an die Beschlüsse der EZB wider. Ganz so, als ob für das wirtschaftliche Wohl und Wehe in Europa allein die Zentralbank verantwortlich gemacht werden könnte. Doch muss in diese Gemengelage aus falschen Ansprüchen an die, und verkehrten Vorstellungen über die Rolle der Zentralbank Ordnung gebracht werden. Zunächst die nackten Fakten. Der Hauptrefinanzierungszins für Banken wird ab 11. Juni auf 0,15 und parallel der Spitzenrefinanzierungssatz auf 0,40 Prozent gesenkt. Beide Sätze gehen damit noch näher an die Null-Prozent-Marke heran. Zum gleichen Zeitpunkt wird für Geldeinlagen von Banken, welche über die bei der Zentralbank zu haltende Mindestreserve hinausgehen, mit Minus 0,10 Prozent erstmals von der EZB ein sogenannter Negativzins auf Guthaben eingef

II. The Bank of England -Her Majesty’s Central Bank- von Thomas Seidel

Bild
Das ausgehende 17.Jahrhundert ist in England eine Zeit beinahe bürgerkriegsähnlicher Auseinandersetzungen. 1677 hatte Maria, die Tochter des regierenden englischen Königs Jakob II ihren Cousin Wilhelm III von Oranien geheiratet, einen streng calvinistisch erzogenen Prinzen aus der niederländischen Linie des Hauses Oranien-Nassau. Die Versuche von Wilhelms Schwiegervater des katholischen König Jakob II in England wieder den Katholizismus zu etablieren endeten damit, dass er von seinem Schwiegersohn im Verlauf der sogenannten Glorius Revolution vom Thron verdrängt wurde. Wilhelm und Mary unterzeichneten am 23.10.1689 die berühmten „Bill of Rights“, jenes verfassungsähnliche Dokument des englischen Staates, das besonders die Rechtsbeziehungen zwischen dem König und dem Parlament regelte und letztlich eine absolutistische Königsmacht nach französischem Vorbild in England für immer verhinderte. Wilhelm befand sich im Krieg mit Frankreich das Jakob II unterstützte. Wilhelm musste erhebliche

I. Sveriges Riksbank Die Schwedische Reichsbank -Älteste aller Zentralbanken- von Thomas Seidel

Bild
Ausgehend von der historischen Entwicklung des Bankenwesens, etwa seit dem 15. Jahrhundert, mag man die älteste Zentralbank vor allem in Italien vielleicht auch in den Niederlanden vermuten. Es überrascht aus heutiger Sicht daher, dass diese Gründung ausgerechnet in Schweden zu finden ist. Man darf aber im geschichtlichen Kontext nicht vergessen, dass im 17. Jahrhundert Schweden eine der führenden Großmächte Europas war. Schweden beherrschte lange den Ostseeraum. In dieser Zeit war Russland noch weitestgehend bedeutungslos im Konzert europäischer Großmächte. Das Eingreifen des Schwedenkönigs Gustaf II. Adolf im Dreißigjährigen Krieg hatte die Stellung des Protestantismus im Europa nördlich der Alpen gesichert. Bereits 1656 hatte ein gewisser John Palmstruch die nach ihm benannte Palmstruch-Bank gegründet und im selben Jahr das Recht zur Herausgabe von Banknoten erhalten. Weil der Wert dieser ersten Banknoten jedoch nicht konsequent mit Edelmetall gedeckt war, kam es alsbald zu

SEPA mit Tücken für den Verbraucher, aber hilfreich in Europa von Thomas Seidel

Im nach hinein ist es kaum zu glauben wie naiv Europas Politiker den EURO angegangen sind. Da gab es welche die wirklich dachten alle Euro-Länder würden sich strikt an die vereinbarten Defizitgrenzen halten und staunten dann nicht schlecht, als es viele Mitgliedstaaten eben nicht taten. Andere hatten die infantile Vorstellung, wenn eine europäische Zentralbank nur ihren Sitz in Deutschland hätte, würden sich deutsche Denkweisen und Verfahren, wie zu Zeiten der mächtigen DM-Hüterin Deutsche Bundesbank, schon von ganz allein einstellen. Allgemein hatte man tatsächlich gedacht, eine Währungsunion ohne gemeinsame Fiskalpolitik würde allein für sich funktionieren. Schließlich stellte man sich auch vor, wenn denn schon eine gemeinsame Währung einmal käme, würden sich die europäischen Banken schon von alleine zusammenfinden und einen Weg für einen gemeinsame Zahlungsverkehrsabwicklung finden. Doch es kam alles anders als man gedacht hat. Nationale und bürokratische Hindernisse Mitnicht