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Wäre die Finanzkrise nach deutschem HGB nicht passiert? -Ein Vortrag über den Zusammenhang von Buchhaltung und Finanzstabilität- von Thomas Seidel

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Einfach aber wahr! (Quelle: Thomas Seidel) Im Nachklang der Finanzkrise von 2007/2008 sind viele Akteure beschuldigt worden, letztlich Verursacher dieser bislang schlimmsten globalen Wirtschaftskrise, deren Auswirkungen noch immer andauern, zu sein. Unter anderem machen einige auch internationale Buchungsregeln verantwortlich, namentlich die Vorschriften nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) und dem International Accounting Standards (IAS). Vom Präsidenten des Accounting Standards Committee of Germany Prof. Dr. Andreas Barckow war kürzlich in geschliffenstem Englisch ein Vortrag zu hören, der zu diesem Thema sehr nachdenklich macht. Vorträge über Buchhaltungs-Standards scheinen per se tröge und sehr spezialisiert zu sein. Müssen sie aber nicht, wie Andreas Barckow unter Beweis stellte und mit witzigen Karikaturen belegte. In der Sache aber ging Barckow bis ins kleinste Detail. Das hier im Einzelnen wider zu geben, könnte leicht ausufern. Deshalb muss

Viel Routine und ein Rätsel -Bericht von der EZB-Pressekonferenz vom 20. Oktober 2016- von Thomas Seidel

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EZB-Präsident Mario Draghi (m) auf der Pressekonferenz am 20. Oktober 2016 (Quelle: Thomas Seidel) Es klingt so scheinbar gleichermaßen routiniert wie abgedroschen, wenn der EZB-Rat in seiner regulären Sitzung beschließt, die Hauptzinssätze unverändert zu lassen. Auch der Zeitraum für die Fortführung des Ankaufprogramms von 80 Milliarden Euro monatlich bis Ende März 2017 und, wenn nötig, darüber hinaus, ist nicht wirklich neu oder käme überraschend. Neu klingt da schon eine Aussage, man habe den Horizont des Ankaufprogramms überschritten. Auch hat sich an den Basisdaten für diese Entscheidung nicht fundamental etwas geändert. Die EZB sieht die europäische Wirtschaft insgesamt in einer vorhandenen aber schwachen Erholungsphase. Die sei immerhin stark genug, um sich nicht von der ein oder anderen globalen Unsicherheit in ihrem Wachstum gleich stören zu lassen. Selbst ein kleiner Keim wachsender Inflation wird ausgemacht. Diese Inflation sei keineswegs bedrohlich, eher sehnli

IMF: Aussichten für die Weltwirtschaft sind mit Risiken belastet von Thomas Seidel

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links Dr. Jeffrey Franks, rechts Prof. Dr. Uwe Walz (CFS) Quelle: Thomas Seidel Nur wenige Tage nach dem Jahrestreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF, engl. IMF „International Monetary Fund“) tingeln dessen Sektionsdirektoren durch die Welt. Sie erörtern mit ihren Zuhörern, worüber in Washington D.C. gesprochen wurde. Dazu stellen sie sich auch den Fragen des Publikums. Für Europa hat dies Dr. Jeffrey Franks, der IMF Direktor für Europa am letzten Donnerstag im Center for Financial Studies an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main getan. Selbst acht Jahre nach der letzten großen Finanzkrise gäbe es immer noch keine durchgreifende wirtschaftliche Erholung. Insgesamt sei in Europa ein Wachstum festzustellen, es bleibe aber Schwach. Zu unterschiedlich seien die Ausgangslagen der Länder in der EURO-Gruppe. Es gäbe einige Länder, die ein Wachstum noch nicht einmal anstreben könnten. Dennoch seien die Aussichten für den EURO-Raum insgesamt sogar besser als selbst für

Das Scheitern der deutschen Banken am Investmentbanking von Thomas Seidel

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Deutsche Großbankzentralen in Franfurt am Main: ganz links Commerzbank, mittig Silberturm der Dresdner Bank, ganz rechts Doppelturm der Deutschen Bank Quelle: wikipedia GNU-Lizenz, CCL-Lizenz, Urheber: Schaengel Ich war selbst dabei, damals bei der National Westminster Bank in London, als im Herbst 1986 in London bei den Investmentbanken die Sektkorken zum Big Bang knallten. Man feierte die umfangreichste Liberalisierung der britischen Finanzindustrie. Ein politisches Geschenk der amtierenden Premierministerin Margaret Thatcher. Von Stund an explodierten die Bank- und Handelsgeschäfte am Finanzplatz London. Der Handel mit Finanzinstrumenten wie Optionen, SWAPs, Futures und Termingeschäften sollte Großbritannien einen kräftigen wirtschaftlichen Aufschwung bescheren. Einher ging das, vor allem im Großraum London, mit kräftig steigende Preisen, besonders im Immobiliensektor. Für Frau Thatcher jedoch war die Finanzmarktregulierung nicht nur eine Reaktion auf den steigenden Konkurren

Die Liberalität erstickt die Freiheit -Ein Essay- von Thomas Seidel

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 Die Freiheitsstatue im Hafen von New York (Quelle: Silke Mertens_pixelio.de) Nicht ganz zu Unrecht, gilt die Freiheit als eines der verletzbarsten Güter der menschlichen Existenz. Für die Freiheit muss tagtäglich gerungen werden. Nichts ist im Kleinen wie im Großen permanent mehr Attacken ausgesetzt als die Freiheit. Stets war und ist die Freiheit strengen Reglementierungen ausgesetzt, sowohl geistigen wie körperlichen. Die Freiheit zu tun und zu lassen was man will, wird notwendigerweise immer dadurch eingeschränkt, wo es die Freiheit Anderer berührt. Das ist noch am ehesten nachvollziehbar. Dem Zwang sich mit anderen Menschen zu arrangieren, kann man sich durch den Zug in die Einsamkeit entziehen. Das geht aber einher mit einem Verzicht auf gesellschaftlichen Kontakt, ein für fast alle Menschen zu hoher Preis. Mehr noch als die Begrenzung der körperlichen Freiheit, wirkt im Alltag die Einschränkung der geistigen Freiheit. Zu allen Zeiten scheint und schien von der Gesellsc

Konzentration auf das Wesentliche oder, wie man sich elegant der Staatsschulden entledigt von Thomas Seidel

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21. Handelsblatt Jahreskonferenz im Kap Europa Frankfurt am Main EUROFORUM/Marc-Steffen Unger Wie immer nach der Sommerpause veranstaltete das Handelsblatt auch in diesem Jahr eine der wichtigsten Finanztreffen in Frankfurt am Main. Das die Tagung erstmals im neuen Konferenzzentrum der Messe dem Kap Europa stattfand, war vor allem der noch weiter gestiegenen Anzahl von Teilnehmern und Pressvertretern geschuldet. Das unterstreicht die wachsende Bedeutung der Veranstaltung, allerdings zunehmend nur auf nationaler Ebene. Bemerkenswert war, dass ausser bei zwei Beiträgen über alle Diskutanten hinweg Deutsch die Lingua France war. Das ist jedoch kein Zeichen für eine zunehmende Wichtigkeit Deutschlands im internationalen Finanzgeschehen, sondern nur ein Beleg für die Abwesenheit wichtiger angelsächsischer Branchenvertreter. Dennoch wurde über die gegenwärtige Situation und künftige Entwicklungen in der Finanzbranche in hochkarätiger Teilnehmerbesetzung gesprochen und diskutiert.