Das Vermächtnis des Donald Trump -Ein Kommentar von Thomas Seidel-

Szene aus dem Film "Logan's Run" von 1976. Logan (Michael York) und Jessica (Jenny Agutter) im völlig verrotteten Kongressgebäude in Washington D.C.
Quelle: Google, (Ersteller- MGM/Kobal/REX/Shutterstock  |  Urheber- MGM/Kobal/REX/Shutterstock Urheberrecht- Copyright (c) 1976)

In der Natur eines föderalen Staatsgebildes liegt es, dass auch bei Wahlen ein Gleichgewicht der Interessen zwischen den Gesetzen der Bundesmitglieder und denen des Bundes gefunden werden muss. Dann können Wahlen auf Bundesebene schon mal länger dauern. Vor einigen Monaten zogen sich die Bundeswahlen in Indien beispielsweise über Wochen hin. Was aber zur Zeit in den Vereinigten Staaten von Amerika passiert, hat einen deutlich anderen Charakter.

Das Wahlsystem in den USA mag aus fremder Sicht antiquiert und dringend reformbedürftig sein. Manchen erscheint selbst das Mehrheitswahlrecht als nicht mehr zeitgemäß. Doch all das geht die Welt ausserhalb Amerikas nichts an. Den zweifelhaften Eindruck den die aktuelle Präsidentenwahl hinterläßt, spiegelt vor allem die Schwächen der Protagonisten wider. 

Jedes demokratische Selbstverständnis setzt die Einsicht in die Tatsache einer Niederlage voraus. Daran scheint es auf Seiten der aktuellen amerikanischen Executive und ihrer zahlreichen Anhänger inzwischen vollständig zu fehlen. Zweifelhaft ist ebenso das Taktieren von Parteipolitikern, übrigens auf beiden Seiten des politischen Spektrums. Wenigstens scheint sich die Dritte Gewalt, die Judikative, zumindest bislang nicht von den Forderungen des Pöbels beeindrucken zu lassen. Erstaunlicherweise finden nach Jahren diverse US-Medien wieder zu ihrer Rolle als Beobachter zurück, statt sich lediglich als parteiische Propagandamaschine missbrauchen zu lassen.

Selbst in einem politisch zerrissenen Land müssen die Unterlegenen akzeptieren, dass sie sich dem Sieg der Mehrheit zu unterwerfen haben. Doch geben die USA zur Zeit eher das Bild eines despotischen Entwicklungslandes ab. Damit haben die Vereinigten Staaten für sehr lange Zeit etwas wichtiges verloren: Niemals mehr dürfen ihre Vertreter mit dem moralisch erhobenen Zeigefinger in der Welt herumlaufen und von anderen Nationen die Einhaltung demokratischer Spielregeln einfordern, die sie selbst auf die jetzige Art und Weise völlig besinnungslos auf dem Altar der Macht geopfert haben. Das wird, gleich wie diese Präsidentenwahl ausgeht, für immer das Vermächtnis des Donald Trump sein.

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