Finanzielle Konsequenzen nach Corona Teil 7: Der ultimative Schlüssel -Bildung & Berufung- von Thomas Seidel

Fortuna imperatrix mundi (Glück Herrscherin der Welt) Glücklich zu sein liegt in unserer eigenen Hand

John Lydgate's Siege of Troy, showing the Wheel of Fortune 

(Quelle: wikipedia, gemeinfrei, Urheber: unbekannt)


Der nahezu totale Stillstand durch die Coronakrise verändert eines jeden Leben. Klar ist, ein "weiter so" wie bisher ist für niemanden ratsam. In einer kleinen Serie von Beiträgen unter dem Titel "Finanzielle Konsequenzen nach Corona"möchte ich den Interessierten Hinweise geben, wie sie sich sinnvoll finanziell auf künftige allgemeine und persönliche Krisen vorbereiten können.

In den vorhergehenden Artikeln dieser Serie "Finanzielle Konsequenzen nach Corona" wurde meist über harte Faktoren gesprochen. Richtig sparen, gescheit Bevorraten, die Absicherung des Arbeitseinkommens und die Abwehr von Angriffen handeln von harten Fakten, die man auch gut statistisch nachvollziehen und belegen kann. Es gibt aber auch eine Reihe von "weichen" Faktoren, die für eine erfolgreiche, sichere  und möglichst krisenfeste Lebensgestaltung genauso entscheidend wirken, gemeint sind hier Bildung und Berufung.

In unzähligen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass eine höhere akademische Bildung, gerechnet über ein ganzes Berufsleben, mit großer Wahrscheinlichkeit dauerhaft auch zu einem besseren Einkommen und damit einer guten Altersversorgung führt. Das mag in einer statistischen Betrachtung richtig sein, trifft es aber auch für jeden Einzelnen zu? Nehmen wir die Tätigkeit als Mediziner. Viele studieren Medizin, weil sie sich davon ein dauerhaft gutes Einkommen versprechen, sozialen Status und vielleicht einmal einen gewissen Grad von Unabhängigkeit. Gerade aber Medizin ist keine Wissenschaft sondern eine Kunst und für einen wirklich erfolgreichen Mediziner bedarf es daher eines Talents.

Damit sind wir bei einem wichtigen, gleichwohl aber nur allzu oft unbeachtetem Punkt, genau die Tätigkeit auszuüben, für die man wirklich talentiert ist. Alles andere führt nämlich nur zu Frust und Misserfolg. Leider wird im Erziehungsalltag unserer Gesellschaft  so gut wie nie nach Talenten gefragt oder gar systematisch geforscht. Was in einem System der dogmatischen Chancengleichheit auch gar nicht realisiert werden kann. Man muss die Suche danach, wofür man eigentlich talentiert ist, also selber in die Hand nehmen. Das bedeutet immer wieder, selbstreflektierend zu hinterfragen, was einem wirklich Spaß und Freude macht, oder für was man eine Leidenschaft entwickelt. Fressen, Faulenzen und Ficken mag man sicher gerne mit leidenschaftlichem Spaß betreiben, aber leider bringt das in den wenigsten Fällen Geld ein, sondern kostet statt dessen etwas.

Unter den akademischen Studiengängen gibt es solche, mit denen man fast immer aber nicht unbedingt überall gutes Geld verdienen kann. Ein Beispiel dafür sind etwa die Juristen. Ob selbständig als Anwalt und/oder Notar, ob angestellt in mannigfaltigen gut bezahlten Positionen in der Wirtschaft oder ob sicher im Staatsdienst, manche meinen, als Jurist eine Garantie auf ein auskömmliches Leben zu haben. Das gilt aber nur, wenn man auch wirklich einen Sinn für die Prinzipen von Regeln hat und die Ordnungsprinzipien versteht, die diese Regeln schaffen. Dafür braucht es aber wieder das bereits erwähnte Talent. Es gibt aber auch solche akademischen Studiengänge, mit denen man kaum eine Chance auf eine glanzvolle Karriere hat, die Biologen etwa können davon sicher ein Liedchen singen.

Zum "...Bestreben nach Glück" muss es aber um die richtige Berufung gehen. Erst jüngst haben Umfragen ergeben, wie erschreckend viele Menschen Tätigkeiten nachgehen, die sie eigentlich gar nicht machen wollen. Die Motive sind vielfältig: Da gibt es fatale Familientraditionen ("de Obba hat beim Obbel malocht, de Vadder hat beim Obbel malocht, isch maloch beim Obbel und de Klaa wird aalsemol aach beim Obbel maloche" sind Sprüche, die man beispielsweise im Rhein-Main-Gebiet auch heute noch zu hören bekommt); da gibt es totale Ratlosigkeit ("ich habe keine Ahnung" ist ein Spruch, den man bei jüngeren Leuten fast immer zu hören bekommt); es gibt gut gemeinte aber schlechte Ratschläge etwa ("lern Bankkaufmann, da biste sicher", ist in allen Facetten immer ein blöder Spruch) und viele andere unbedachte Gründe mehr. Wie aber soll man heraus bekommen, was einem wirklich liegt, wenn man es nicht schon als Kind weiß oder es einem in den Schoss gelegt wurde?

Nun die richtige Berufung für sich zu entdecken ist eine durch und durch sinnliche Angelegenheit. Man muss es probieren. In der Praxis bedeutet das, man besucht und versucht solange unterschiedliche Berufe, bis einem die Sinne und das Bauchgefühl sagen "...genau das ist mein Ding". Leider wird den jungen Menschen von schulischer Seite heute nicht mehr oft die Gelegenheit geboten, sich in den verschiedenen Tätigkeitsfeldern umzusehen. Man ist gezwungen, Eigeninitiative zu ergreifen, schon während der Schule und in der Freizeit möglichst unterschiedliche Dinge zu tun. Strengt an? Vielleicht? Vielleicht macht es aber auch großen Spaß. Mit jedem Antesten, etwa via Praktikum, sammelt man nicht nur allgemein Erfahrungen. Man erlangt vor allem mehr Sicherheit für die Entscheidung, welcher Berufung man nachgehen soll. Auch wenn es am Ende eine Tätigkeit ist, die nicht so üppig bezahlt wird wie etwa bei einem Arzt oder Juristen. Wer das tut was man wirklich will und kann, wird es aber zur Meisterschaft bringen. Meister ihres Faches werden aber immer beruflich erfolgreich sein können und durch ihre Meisterschaft gutes Geld verdienen. Damit legt man den besten Grundstein für eine gedeihliche persönliche Zukunft. Selbst wenn alle anderen in dieser Serie erläuterten Mechanismen versagen, wer sich auf sich selbst verlassen kann, hat die beste Absicherung überhaupt erlangt. 

Übrigens: Ob man im Leben in finanziellen Dingen alles richtig gemacht hat, ergibt sich erst im Ruhestand. Wer als Rentner Monat für Monat, nach Abzug aller Sozialabgaben und Steuern netto mehr Ruhestandsbezüge herausbekommt, als das letzte durchschnittliche Nettomonatseinkommen während der Berufstätigkeit, der kann sagen, er habe in dieser Hinsicht irgendwie zumindest sehr viel richtig gemacht. Alle anderen müssen sich bis zu ihrem Tod mit weniger begnügen.

Mit diesem Beitrag findet die Serie "Finanzielle Konsequenzen nach Corona" ihren Abschluss. In einiger Zeit wird eine neue Serie aufgelegt. Dabei geht es dann um die "Vordenker der Nationalökonomie".

In dieser Artikelserie sind außerdem bereits erschienen:

Teil 1 "...und das Bestreben nach Glückseligkeit..."

Teil 2 Über Fasolt ud Fafner vom Speichern und Hamstern

Teil 3 Die Krankentagegeldversicherung

Teil 4 Die Berufsunfähigkeitsversicherung

Teil 5 Die Unfallversicherung

Teil 6 Der richtige Sacherversicherungsmix

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