Finanzielle Konsequenzen nach Corona Teil 6: Der richtige Sachversicherungsmix von Thomas Seidel
(Quelle: www.google.com)
Der nahezu totale Stillstand durch die Coronakrise verändert eines jeden Leben. Klar ist, ein "weiter so" wie bisher ist für niemanden ratsam. In einer kleinen Serie von Beiträgen unter dem Titel "Finanzielle Konsequenzen nach Corona"möchte ich den Interessierten Hinweise geben, wie sie sich sinnvoll finanziell auf künftige allgemeine und persönliche Krisen vorbereiten können.
Man ahnt es schon die ganze Zeit, die Deutschen sind, zumindest in Europa, das am besten versicherte Volk. Besonders im Bereich der Sachversicherungen sind viele skurrile Angebote möglich, etwa wie eine Versicherung gegen den Fall in einem Fahrstuhl stecken zu bleiben. Man kann sich sogar gegen das Risiko von unerwarteten Zwillingsgeburten versichern, was aber zumindest moralisch fragwürdig ist. Sich gegen die Folgen eines "whole-in-one", dass heißt, es zu schaffen, mit dem ersten Schlag den Golfball in das Loch eines Fairways zu schlagen, zu versichern, macht da schon mehr Sinn. Schließlich schreiben die Golfregeln vor, bei einem solchen Glückstreffer alle auf dem Golfplatz Anwesenden, was immer sie wollen, auf eigene Rechnung im Clubhaus einen trinken zu lassen.
Abgesehen von gesetzlichen Sachversicherungen, wie etwa der KFZ-Haftplicht, machen für den Normalbürger vor allem zwei Sachversicherungen einen Sinn: die Rechtsschutzversicherung (RV) und die private Haftplichtversicherung (HV). Ich behaupte sogar, diese beiden Versicherungen müssen Hand in Hand gehen, eine für sich allein macht keinen Sinn. Denn sollte man tatsächlich einmal zu einem Schadensersatz verurteilt werden, nimmt einem die Haftplichtversicherung wenigsten die finanziellen Folgen davon ab.
Ähnlich wie bei einer Unfallversicherung sollte bei der HV der Grundsatz gelten "nicht kleckern sondern klotzen". Versicherungssummen von 50 Millionen und höher sind bereits zu einem Jahresbeitrag von unter 50,00 €uro zu haben. Sowieso sollte man nicht ohne eine private Haftpflichtversicherung herum laufen, denn schnell hat man ganz unabsichtlich Jemanden oder dessen Eigentum geschädigt.
Das führt auch gleich zur Notwenigkeit einer Rechtsschutzversicherung. Zu jeder Zeit und an jedem Ort muss man besonders in der deutschen Gesellschaft damit rechnen, von Jemanden bezichtigt, angezeigt, gemahnt oder verklagt zu werden. Die Wahrheit ist, wir leben in einer Denunziantengesellschaft, wie es sich ganz aktuell vor dem Hintergrund der Corona-Krise mehr als deutlich zeigt. Gefördert wird das Unwesen des maßlosen Beschuldigens übrigens auch durch den Gesetzgeber. Dieser hat es beispielsweise bis heute nicht geschafft, dem widerwärtigen anwaltlichen Abmahngeschäft einen wirksamen Riegel vorzuschieben. In den allgegenwärtigen Zeiten des Internets und der Social Media tappt man unversehens in irgendwelche angeblichen Rechtsverletzungsfallen. Da sind Streitigkeiten mit Nachbarn schon deshalb nachvollziehbarer, weil man seinen vermeintlichen Gegner wenigsten kennt.
Schließlich hat eine Rechtsschutzversicherung mit einer guten arbeitsrechtlichen Komponente auch noch einen möglichen Schutzcharakter für den Erhalt des Erwerbseinkommens. Denn ohne eine vernünftige RV kann man sich gegen keine der oben erwähnten Angriffe wehren, muss am Ende immer zum Zweck der Schadensbegrenzung klein beigeben. Das gilt auch für Auseinandersetzungen mit der öffentlichen Hand. Auch wenn eine Rechtsschutzversicherung unter den Sachversicherungen relativ teuer ist, so macht sie sich meiner Erfahrung nach am meisten bezahlt.
Was ist bei einer Rechtsschutzversicherung zu beachten? Privat-, Berufs- und Verkehrsrechtsschutz sollten zur Grundausstattung einer RV zählen. Es lohnt sich darüber nachdenken, ob man "Behördliche Widerspruchsverfahren" mit einbindet. Die RV muss auf die Lebenssituation passen und gegebenenfalls bei Veränderungen aktualisiert werden. Zum Beispiel, wer eine RV als Mieter abschließt, sollte eine Wohnrechtsschutz dazu wählen. Als Hausbesitzer dann aber in einen Vermieterrechtsschutz wechseln. Ob man einen "erweiterten Strafrechtsschutz" oder einen "Rechtsschutz in Unterhaltsfragen" benötigt, dass muss jeder für sich selbst entscheiden. Sehr empfehlenswert bei einer RV ist auch eine Selbstbeteiligung bis 300,00 €uro. Das spart Beiträge! Als Arbeitnehmer ist der Schlüssel jedoch die Berufs-RV. In keinem Rechtsbereich ist man immer noch mehr der Willkür eines Vertragspartners ausgesetzt, als gerade am Arbeitsplatz. Wer hier die Kosten einer Absicherung scheut, ist falsch beraten.
Eine ordentliche Grundausstattung mit Selbstbeteiligung ist heute ab etwa 250,00 €uro Jahresbeitrag zu haben. Das sind in dreißig Berufsjahren rund 7.500,00 €uro an Beitragszahlung. Klingt viel. Eine einzige berufliche Abfindungszahlung von nur 15.000,00 €uro, die man sich durch eine RV erstritten hat, deckt diese Kosten aber bereits allemal.
Schließlich noch ein Wort zu den auch nicht gerade preiswerten Hausratversicherungen. Eine solche abzuschließen setzt voraus, erst einmal einen Haushalt zu haben, den zu schützen sich überhaupt lohnt. Wer sich in diversen Selbstbaumöbeln wohl fühlt und diese auch noch alle zwei Jahre hipphalber austauscht, sich überwiegend von Pick-up-food ernährt und per Versandwesen dreimal im Jahr die komplette Garderobe wechselt, muss sich fragen lassen, was denn da an Hausrat werthaltig sein soll? Für den Jahresbeitrag einer gescheiten Hausratversicherung kann man sich denn auch ein oder gar zwei Wochen Last-minute-Urlaub auf Malle oder sonst wo gönnen. Dort läßt es sich dann über den Verlust eines vermeintlichen Hausrats trefflich hinweg trösten. Freilich, wer in jeder Hinsicht nachhaltig und wertstabil lebt, dem sollte eine gute Hausratversicherung es dann auch schon wert sein.
Teil 1 "...und das Bestreben nach Glückseligkeit"
Teil 2 Über Fasolt und Fafner vom Speichern und Hamstern
Teil 3 Die Krankentagegeldversicherung
Teil 4 Die Berufsunfähigkeitsversicherung
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