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IBAN die Schreckliche oder Konjunkturspritze in Europa von Thomas Seidel

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In wenigen Wochen, zum 1. August 2014 tritt die Single European Payment Area (SEPA) verbindlich anstelle aller alten nationalen Zahlungssysteme Europas in Kraft. Zumindest für Überweisungen und für Lastschriften. Was auf den ersten Blick recht langweilig klingt, ist in Wirklichkeit eine weltweit einmalige Herausforderung mit einem großen Potenzial von Möglichkeiten aber auch Schwierigkeiten für den Europäischen Wirtschaftsraum. Anders als oberflächlich gedacht gilt SEPA nicht nur für den EURO-Raum, sondern schließt auch andere europäische Länder mit ein. Das selbst dann wenn sie über eine eigene Währung verfügen wie etwa in Großbritannien das Pfund oder in Schweden die Krone. Mit der Schweiz ist sogar ein Land völlig außerhalb der Europäischen Union und des EURO mit dabei. Was über SEPA täglich an Zahlungen abgewickelt wird ist beeindruckend. 140 Millionen Zahlungstransaktionen. Diese unterteilen sich in jeweils 70 Millionen Überweisungen und ebenso viele Lastschriften. Einer der

Unter Beschuss von allen Seiten –Über die Beschlüsse der EZB vom 5. Juni 2014- von Thomas Seidel

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Man möchte kein Zentralbankpräsident sein, schon gar nicht ein Mario Draghi in diesen Tagen. Das Getümmel auf der gestrigen Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) spiegelte deutlich eine übersteigerte Erwartungshaltung an die Beschlüsse der EZB wider. Ganz so, als ob für das wirtschaftliche Wohl und Wehe in Europa allein die Zentralbank verantwortlich gemacht werden könnte. Doch muss in diese Gemengelage aus falschen Ansprüchen an die, und verkehrten Vorstellungen über die Rolle der Zentralbank Ordnung gebracht werden. Zunächst die nackten Fakten. Der Hauptrefinanzierungszins für Banken wird ab 11. Juni auf 0,15 und parallel der Spitzenrefinanzierungssatz auf 0,40 Prozent gesenkt. Beide Sätze gehen damit noch näher an die Null-Prozent-Marke heran. Zum gleichen Zeitpunkt wird für Geldeinlagen von Banken, welche über die bei der Zentralbank zu haltende Mindestreserve hinausgehen, mit Minus 0,10 Prozent erstmals von der EZB ein sogenannter Negativzins auf Guthaben eingef

II. The Bank of England -Her Majesty’s Central Bank- von Thomas Seidel

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Das ausgehende 17.Jahrhundert ist in England eine Zeit beinahe bürgerkriegsähnlicher Auseinandersetzungen. 1677 hatte Maria, die Tochter des regierenden englischen Königs Jakob II ihren Cousin Wilhelm III von Oranien geheiratet, einen streng calvinistisch erzogenen Prinzen aus der niederländischen Linie des Hauses Oranien-Nassau. Die Versuche von Wilhelms Schwiegervater des katholischen König Jakob II in England wieder den Katholizismus zu etablieren endeten damit, dass er von seinem Schwiegersohn im Verlauf der sogenannten Glorius Revolution vom Thron verdrängt wurde. Wilhelm und Mary unterzeichneten am 23.10.1689 die berühmten „Bill of Rights“, jenes verfassungsähnliche Dokument des englischen Staates, das besonders die Rechtsbeziehungen zwischen dem König und dem Parlament regelte und letztlich eine absolutistische Königsmacht nach französischem Vorbild in England für immer verhinderte. Wilhelm befand sich im Krieg mit Frankreich das Jakob II unterstützte. Wilhelm musste erhebliche

I. Sveriges Riksbank Die Schwedische Reichsbank -Älteste aller Zentralbanken- von Thomas Seidel

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Ausgehend von der historischen Entwicklung des Bankenwesens, etwa seit dem 15. Jahrhundert, mag man die älteste Zentralbank vor allem in Italien vielleicht auch in den Niederlanden vermuten. Es überrascht aus heutiger Sicht daher, dass diese Gründung ausgerechnet in Schweden zu finden ist. Man darf aber im geschichtlichen Kontext nicht vergessen, dass im 17. Jahrhundert Schweden eine der führenden Großmächte Europas war. Schweden beherrschte lange den Ostseeraum. In dieser Zeit war Russland noch weitestgehend bedeutungslos im Konzert europäischer Großmächte. Das Eingreifen des Schwedenkönigs Gustaf II. Adolf im Dreißigjährigen Krieg hatte die Stellung des Protestantismus im Europa nördlich der Alpen gesichert. Bereits 1656 hatte ein gewisser John Palmstruch die nach ihm benannte Palmstruch-Bank gegründet und im selben Jahr das Recht zur Herausgabe von Banknoten erhalten. Weil der Wert dieser ersten Banknoten jedoch nicht konsequent mit Edelmetall gedeckt war, kam es alsbald zu

SEPA mit Tücken für den Verbraucher, aber hilfreich in Europa von Thomas Seidel

Im nach hinein ist es kaum zu glauben wie naiv Europas Politiker den EURO angegangen sind. Da gab es welche die wirklich dachten alle Euro-Länder würden sich strikt an die vereinbarten Defizitgrenzen halten und staunten dann nicht schlecht, als es viele Mitgliedstaaten eben nicht taten. Andere hatten die infantile Vorstellung, wenn eine europäische Zentralbank nur ihren Sitz in Deutschland hätte, würden sich deutsche Denkweisen und Verfahren, wie zu Zeiten der mächtigen DM-Hüterin Deutsche Bundesbank, schon von ganz allein einstellen. Allgemein hatte man tatsächlich gedacht, eine Währungsunion ohne gemeinsame Fiskalpolitik würde allein für sich funktionieren. Schließlich stellte man sich auch vor, wenn denn schon eine gemeinsame Währung einmal käme, würden sich die europäischen Banken schon von alleine zusammenfinden und einen Weg für einen gemeinsame Zahlungsverkehrsabwicklung finden. Doch es kam alles anders als man gedacht hat. Nationale und bürokratische Hindernisse Mitnicht

Heartbleed und die IT-Industrie von Thomas Seidel

Genug ist genug! Die neueste und, da sind sich alle einig, gravierendste Sicherheitslücke im Internet und allen dazu gehörenden Anwendungen, seit April unter der Bezeichnung "Heartbleed" bekannt, ist der schlimmste Fehler der IT-Industrie. Was immer und von wem auch immer bislang als sicher vorgefaselt wurde, Heartbleed zeigt deutlich und schonungslos, dass alle, wirklich alle Beteiligten dieser Branche nichts weiter sind als unprofessionelle Scharlatane, deren ach so fachliches Wissen zum Teil von Kindern ausgetrickst werden kann.  Schon immer hat die IT-Industrie nichts weiter als Halbfertigprodukte hergestellt und verkauft. Das ist ihr Geschäftsmodell für den schnellen Umsatz. Irgendwelche Hardware kann nur mit einer Software überhaupt betrieben werden. In schnellen Produktionszyklen bedingt weiter entwickelte Hardware dann automatisch eine neue Software und weiterentwickelte Software bedingt wiederum die Anschaffung von neuer Hardware und so hangeln sich diese Zykl

Etappensieg der Euroskeptiker von Thomas Seidel

Das deutsche Bundesverfassungsgericht hat mit seiner Auffassung zur Unrechtmäßigkeit des Outright Monetary Transactions Programm (OMT-Programm) der Europäischen Zentralbank   in Europa für eine ziemliche Überraschung gesorgt. Euroskeptiker, vor allem in Deutschland, die die Klage angestrengt haben, fühlen sich in ihrer Auffassung bestätigt. Doch welche Interessen haben sich da eigentlich organisiert? Man muss mittlerweile schon über zwanzig Jahre zurück gehen, um sich die Umstände der Euroentstehung klar zu machen. Es scheint unter Historikern mittlerweile als ausgemacht, dass in Folge der deutschen Wiedervereinigung die Ablösung der Deutschen Mark zugunsten einer europäischen Währung beschlossen wurde. Schon lange davor, und trotz der immensen Kosten der Wiedervereinigung, war die DM die Leitwährung in Europa. Was immer im Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank auf einer rein deutschnationalen Ebene als geldpolitische Entscheidungen getroffen wurde, alle anderen Länder in Europa

Schuldenkrisen basieren auf Kreditblasen von Thomas Seidel

Vor dem Hintergrund der Schuldenkrise wird man geradezu bombardiert mit immer neuen Zahlen über staatlichen Schuldenberge, seien es die europäischen Länder, seien es die Vereinigten Staaten von Amerika, sei es Japan oder auch ein schuldnerischer Daueraspirant wie Argentinien. So gut wie nichts hört man dagegen von den Verbindlichkeiten privater Haushalte. Doch diese müssten in die Analysen dringend mit einbezogen werden, sagt Adair Turner, ehemaliger Chefaufseher der britischen Finanzaufsichtsbehörde FSA, auf einer Veranstaltung in Frankfurt am Main. Nur so könnten falsche politische Entscheidungen für die Zukunft verhindert werden. In den Industrieländern habe sich der Anteil privater Verschuldungen von 50 Prozent in 1960 auf heute 160 Prozent des Bruttoinlandsprodukts mehr als verdreifacht. Selbst bei einem Industrieneuling wie China habe das Volumen der sogenannten „social finance“ inzwischen ein Volumen von 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht. Somit wachse die priva