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Mehr Glauben als Fakten -Bericht vom 9. Institutional Money Congress in Frankfurt- von Thomas Seidel

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Zum neunten mal wurde ein Institutional Money Congress veranstaltet, wie immer in Frankfurt am Main. Die geschlossene Veranstaltung für institutionelle Anleger gleicht mehr einer Messe, gespickt mit Workshops und garniert mit Vorträgen einiger Starredner. Der 9. Institutional Money Congress in Frankfurt, mehr eine Fachmesse als eine Tagung (Quelle: Thomas Seidel) Der erste von diesen war der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman (62), zur Zeit ein viel gelesener und gehörter Professor für Nationalökonomie unter anderem an der renommierten Princeton University. Sein Vortrag unter dem Titel „Leben mit geldpolitischer Ohnmacht“ (im englischen Original: „Living with monetary impotence“) beschäftigte sich mit der weltweit desolaten Wirkung klassischer Geldpolitik. Dabei bestreitet Krugman grundsätzlich nicht die Bedeutung von Geldpolitik, stellt aber fest, dass sie zur Zeit keinerlei Effekt auf die wirtschaftliche Entwicklung habe. Die Weltwirtschaft befände sich s

Schwanken zwischen Trägheit und Aufbruch -Wie die Banken die Herausforderungen durch die FinTechs verdauen- von Thomas Seidel

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Das vergangene Jahr stand für die Banken im Zeichen einer neuen möglichen Konkurrenz, den FinTechs. Diese kleinen quirligen IT-Unternehmen scheinen am Horizont ein möglicher Wettbewerber um Kunden zu werden. Die 19. Konferenz „Bank der Zukunft“, veranstaltet vom International Bankers Forum versucht eine Zwischenbilanz zu ziehen. DZ Bank in Frankfurt am Main Gastgeber der 19. Konferenz Bank der Zukunft (Quelle: wikipedia GNU-Lizenz Quelle: mylius) Das einzelne FinTech-Unternehmen mag für eine Bank keine Konkurrenz sein, vielleicht sogar ein möglicher Partner. In der Summe wären die FinTechs für die Banken aber schon ein Bedrohung. Mit den Drohungen ging es dann auch gleich weiter, nur nicht nach außen sondern nach innen. So drohte Andreas Kramer von der Deutschen Bank den Mitarbeitern des eigenen Hauses. Ein Wandel müsse vorgenommen werden und Kramer verlangt von den Angestellten der Deutschen Bank sich anzupassen, sonst sei man in zwei Jahren nicht mehr zusammen. Solche und äh

Wer im Finanzamt sitzt, sollte nicht das Bargeld wegschmeißen von Thomas Seidel

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I n jüngster Zeit wird in den Medien immer wieder über die Abschaffung des Bargeldes in Deutschland geschrieben. Befeuert wird die Diskussion von ministerialen Überlegungen Bargeldtransaktionen auf einen Höchstbetrag von 5.000 €uro zu beschränken. Schon fühlen sich diverse „Experten“ dazu berufen, das Für und Wider einer Bargeldabschaffung abzuwägen. Dabei wird auch immer wieder argumentiert, dass die Deutschen immer noch mehrheitlich Bargeldtransaktionen allen anderen Zahlungsmodalitäten gegenüber bevorzugen. Zumindest bei der älteren Generation mag das im Alltag noch so sein. Doch Tatsache ist, dass nicht nur dem Volumen nach, sondern auch im Vergleich mit der Zahlungsart, das Bargeld in Deutschland schon längst an Boden verloren hat. Bundesfinanzministerium in Berlin Das alte Reichsluftfahrtministerium des Nazis Hermann Göring daran stört sich auch keiner (Quelle: wikipedia CCL Urheber Peter Kuhley) Warum es dennoch ein weiteres langes Leben führen wird, liegt an gan

Nicht nur das Laufen will nach einem Jahr gelernt sein - Bericht von der 32. SUERF-Konferenz- von Thomas Seidel

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Unter den Non-Profit-Organisationen die in Europa seit langem die Entwicklung an den Finanzmärkten beobachten, gehört die 1963 gegründete SUERF ( Société Universitaire Européenne de Recherches Financières) mit zu den ältesten in Europa. Dieser Tage nun hat SUERF zusammen mit der Deutschen Bundesbank und der Stiftung Geld und Währung in Frankfurt am Main eine zweitägige Konferenz abgehalten. Dreh- und Angelpunkt war die neue europäische Bankenaufsicht bei der EZB, der Single Supervisory Mechanism (SSM), in seinem Zustand etwa ein Jahr nach dessen Tätigkeitsaufnahme. 32. SUERF-Konferenz in der Landeszentralbank Hessen in Frankfurt am Main (Quelle: Deutsche Bundesbank) Viele prominente Namen unter der Leitung des Schweizers Urs Birchler, der gleichzeitig Präsident der Universität von Zürich wie auch von SUERF ist, kamen da zusammen. Zentralbanken wie die Deutsche Bundesbank waren vertreten etwa von deren Vizepräsidentin Claudia Buch. Auf den englischsprachig superpeinlichen Auf

The Bridge – America -Eine Fernsehkritik von Thomas Seidel-

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The Bridge - America Eine Kriminalserie des Senders FX Fox (Quelle: FX Fox) In der traditionell faden Fernsehprogrammzeit zwischen den Weihnachtsfeiertagen und dem Ende der Ferien Anfang Januar kommt ausgerechnet ein Abnudelsender wie Pro7 Maxx, der ansonsten vor allem mit der ewigen Wiederholung schon x-mal gesehener Fernsehserien von sich reden macht, mit einer Krimiserie aus den USA frisch ins Free-TV, die wie kaum eine zweite in letzter Zeit ausserordentlich gut gelungen ist. Wie der Dampf in einer Espressomaschine wird die erste 13-teilige Staffel allerdings innerhalb weniger Tage im Rhythmus 3-3-3-4 durch den Äther gepresst. Warum die Sender mit dieser neuen Ausstrahlmethode, die auch und vor allem bei erfolgreichen Serien in letzter Zeit häufig Anwendung findet, ordentliches Unterhaltungsmaterial wie einen Feuerwerkskörper abfackelt, erschließt sich nicht so ganz. Schließlich könnten die Sender damit wochenlang ein Publikum an sich binden. Aber vielleicht entspricht d

Der Müll –Eine bittersüße vorweihnachtliche Betrachtung- von Thomas Seidel

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Der Weg nach Hause führt durch eine enge Wohnstraße. Rechts und links stehen recht schmucke Einfamilienreihenhäuser aus den 1930er Jahren, inzwischen sehr farbenfroh und individuell gestaltet. Bewohnt werden die Häuser von Familien und Ehepaaren unterschiedlichen Alters. Manche sind in Rente, in anderen Häusern wachsen Kinder heran unter manchen Dächern wohnen gar drei Generationen. Links und rechts am Straßenrand wird geparkt, jeder Quadratmeter ist kostbar. Dennoch, die Bepflanzung auf dem Gehweg wird von den Anwohnern sorgfältig gepflegt. Um die schmalen Bäume hat so mancher Nachbar kleine Blumenbeete angelegt, die in den warmen Monaten herrlich blühen und dann im Straßenpflaster wie kleine Oasen wirken. Man hat sofort das Gefühl, es ist eine Gegend in der die Leute gerne heimisch sind und es überall nett und adrett hergehen soll. Weihnachtsmarkt in Frankfurt am Main (Quelle: Marilyn Weidner) In diesen Adventstagen, kurz vor Weihnachten, ergibt es sich,

Die Schatten der Überliquidität verdunkeln schon den Horizont -Zu den jüngsten Entscheidungen der Europäischen Zentralbank- von Thomas Seidel

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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrer letzten regulären Sitzung des Governing Council in diesem Jahr 2015 Entscheidungen getroffen, die die kommenden Probleme aus dem massiven Ankaufsprogrammen zur Liquiditätsversorgung am fernen Horizont abzeichnen lassen. Presseleute bei der Vorbereitung auf die EZB-Pressekonferenz am 3. 12. 2015 (Quelle: Thomas Seidel) Moderne Zentralbanken etwa wie das Federal Reserve System in den USA, die Bank of England oder eben die EZB haben eine Reihe von enorm wichtigen Aufgaben im modernen Wirtschafts- und Finanzsystem zu erledigen. Neben der Funktion als klassischer Versorger mit Bargeld, ist das vor allem eine Bank für die Banken zu sein. Sie versorgen den Finanzsektor mit ausreichender Liquidität, sodass die Banken zahlungsfähig bleiben. Zentralbanken besorgen aber vor allem auch den reibungslosen Zahlungsverkehr, was angesichts von Millionen Transaktionen jeden Tag eine technische und organisatorische Mammutaufgabe ist. Wie gut das