Posts

Rom ist eine Hure -Ein Reisebericht- von Thomas Seidel

Bild
Über den Dächern von Rom (Quelle: Thomas Seidel) Um es gleich vorweg zu nehmen, Paris ist eleganter, London ist abwechslungsreicher, New York ist hektischer, Berlin ist großzügiger und Wien ist zivilisierter. Rom ist eine Zumutung. Schon in der Antike war Rom als Hauptstadt eines Weltreiches bekannt. Vor etwa zweitausend Jahren ist sie, aus einer republikanischen Verfassung heraus, zum Sitz eines Kaisers geworden. Von Unterbrechungen abgesehen, über tausendfünfhundert Jahre Residenz eines theokratischen Universalherrschers. Doch weder damals noch heute hat Rom irgend etwas von einer Residenz an sich. Rom das war immer und ist bis heute vor allem eine Krämerstadt. Unglaublich eng, unglaublich dreckig und unglaublich stickig. Vor allem morgens, wenn die Ausschweifungen der Nacht zu Ende gehen, fängt die Hure an zu stinken. All der Ausfluss dieser Stadt scheint seit ewigen Zeiten in den Tiber abgeleitet zu werden. Selten sieht man im Europa unserer Tage eine solche

Bargeld ist das Geld der Bürger! -Bericht vom 4. Bargeldsymposium der Deutschen Bundesbank- von Thomas Seidel

Bild
Das Hilton Hotel Frankfurt (Innenansicht) (Quelle: Thomas Seidel) Das diesjährige Bargeldsymposium der Deutschen Bundesbank im Frankfurter Hilton Hotel geriet zu einem leidenschaftlichen Verfassungsappell für die Beibehaltung des Bargelds. Eine ganze Reihe hochkarätiger Sprecher, aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, sorgten für fundamentale Einsichten in das Thema. Dennoch formieren sich starke Gegner des klassischen Bargelds, teils aus unlauteren politischen Motiven, teils aus purem profitorientierten Opportunismus. Es mutet schon merkwürdig an, dass ausgerechnet an einem Aschermittwoch, ein Bargeldsymposium der Deutschen Bundesbank stattfindet. Das wahre Bare wird umgangssprachlich auch gerne mal Asche oder auch Kohle genannt, wie Karl LudwigThiele, im Vorstand der Deutschen Bundesbank unter anderem für das Bargeld zuständig, es so schön ausdrückte. Zugleich war dieser 14. Februar auch ein Valentinstag. Ist dieser kalendarische Zufall, der zuletzt

Qualifikation ist mehr denn je Schlüssel zum Überleben -Ein Gespräch mit Robert S. Kaplan- Bericht von Thomas Seidel

Bild
Volker Wieland (l.) im Gespräch mit Robert S. Kaplan (r.) (Quelle: Thomas Seidel) Ein Jahr nach dem Start der neuen Administration in den USA, besuchte mit Robert S. Kaplan wieder ein Regionalpräsident des Federal Reserve Systems (FED) aus Dallas Frankfurt. Hier ist Kaplan kein Unbekannter. Das IMFS Institut lud zu einem Gespräch über makroökonomische Trends und ihre Auswirkungen auf die Geldpolitik der USA ein. Kaplan sprach aber mehr über die künftigen Herausforderungen für eine moderne Volkswirtschaft. Der Saal im Obergeschoss des Alten Kasinos der Goethe-Universität ist voll bis auf den letzten Platz. Das sind schätzungsweise an die zweihundert Zuhörer. Doch die Lecture findet notgedrungen als Hörspiel statt. Die Organisatoren der Veranstaltung haben schlicht den Aufbau einer Bühne vergessen. Schon zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen outen sie sich damit als echte „Veranstaltungsprofis“. So können nur die Teilnehmer in der ersten beiden Reihen den Gast in persona

Bericht über die ILF Konferenz über: Basel III -Are we done now?- von Thomas Seidel

Bild
Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel Der Ort nach dem das Regelwerk benannt ist (Quelle: wikipedia, Lizenz Freie Kunst) Erst im letzten Dezember ist es, nach nahezu zehnjährigen zähen Verhandlungen zu einer Verabschiedung des neuen globalen Regelwerks Basel III für die Finanzindustrie gekommen. Wir hatten darüber bereits berichtet. (Hier einfügen des links). Basel III soll im Wesentlichen einen Beitrag dazu leisten, die Möglichkeiten einer erneuten verheerenden weltweiten Finanzkrise einzudämmen. Nun ist es an der Zeit, unter Fachleuten darüber zu diskutieren, was die Vereinbarung über Basel III gebracht hat. Das Institut for Law and Finance (ILF) tat dies dieser Tage in Frankfurt am Main. Zur Bewältigung dieser komplexen Materie, wurde die Veranstaltung in mehrere Diskussionsgruppen aufgeteilt, die sich jeweils mit Teilaspekten beschäftigten. Den einführenden Vortrag hielt Stefan Ingves von der Schwedischen Reichsbank, der das Basler Komitee bis zu Ve

Altersvorsorge im Niedrigzinsumfeld. Eine Alternative von -myPension- von Thomas Seidel

Bild
Im Frankfurter Hochhaus Pollux (r.) entstehen innovative Ideen (Quelle: wikipedia, CCL, Urheber: Epizentrum) Sinkende Staatsrenten, brüchige betriebliche Altersvorsorge, schlecht rentierliche Kapitalversicherungen im Niedrigzinsumfeld prägen heute die Altersvorsorge. Prekäre Arbeitsverhältnisse selbst für Akademiker, hohe Kosten für den eigenen Nachwuchs und die Alterspflege der eigenen Eltern ist zunehmend die Lebenssituation der jungen Menschen. Eigentlich müßten die jungen Generationen enorme Sparleistungen für sich selbst erbringen. Leider bleibt ihnen aber dafür entweder nichts von ihrem Nettoeinkommen übrig, oder sie pfeifen gleich ganz auf jegliche private Altersvorsorge. Während die etablierten Kapitalversicherer und Fondsgesellschaften arrogant auf die Umwälzung weiterhin hoher Vertriebskosten beharren, versucht der Newcomer -mypension- mit knallharten Kosteneinsparungen und neuen Anlagefeldern die persönliche Altersvorsorge wieder attraktiv und bezahlbar zu machen.

Die Märkte bilden sich ihre Nachrichten selber ein -Bericht von der EZB-Pressekonferenz vom 25. Januar 2018- von Thomas Seidel

Bild
Mario Draghi (Mitte) auf der Pressekonferenz (Quelle: Thomas Seidel) Substantielle Neubeschlüsse hat das EZB-Direktorium auf seiner heutigen Sitzung nicht gemacht. Die anschließende Pressekonferenz deckt aber eine neue Tendenz auf. Wo keine Nachrichten sind, machen sich die Märkte zunehmend selber welche. So etwas kann nicht lange gut gehen. Die Europäische Zentralbank (EZB) produziert Langeweile. Und das schon seit über 15 Monaten. Die Zentralbank ändert nicht ihre Beschlüsse im Kern. So bleiben die Leitzinsen unverändert. Das Ankaufprogramm für Staatsanleihen wurde zwar gekürzt, es bleibt aber bestehen. Auch sonst gibt es keine Anzeichen für Änderungen. Das gilt ebenso für die Inflation. Das Ziel der EZB, knapp unter 2 Prozent ist nicht erreicht. Also ändert sich auch nichts. Nur die Wirtschaft, das gibt Mario Draghi zu, wächst gut aber unerwartet. Dieser Kurs der EZB wurde im Herbst 2016 so beschlossen. Der Hintergrund war das europäische Wahljahr 2017. In den N

Vom Big Bang zum Brexit -Eine Lecture von Prof. Dr. Catherine R. Schenk Faculty of History University of Oxford-

Bild
Das House of Finance an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main (Quelle: Thomas Seidel) Die erste Lecture des neuen Jahres an der Frankfurter Goethe-Universität beschäftigt sich mit den Folgen der Finanzmarktderegulierung in Großbritannien der 1980er Jahre. Was in einem großen historischen Bogen betrachtet, als eine Ursache des Brexit hätte entlarvt werden können, verkümmert zu einer mikroskopischen Detailansicht. Catherine R. Schenk erweist als Wirtschaftshistorikerin ihrer Fakultät einen Bärendienst. Wenngleich von der breiten Öffentlichkeit so nicht wahrgenommen, war der 27. Oktober 1986 für die weltweite Finanzwirtschaft einer der wichtigsten Tage in der jüngeren Geschichte. Der Tag wurde unter dem Begriff „Big Bang“ bekannt, was im Deutschen soviel bedeutet wie „Der große Knall“. An diesem Tag trat in Großbritannien eine Deregulierung der nationalen Finanzmärkte in Kraft. Rückblickend kann man heute mit Fug und Recht behaupten, mit diesem Tag entwickelte sich der