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Ein Depp mit einem Werkzeug bleibt immer noch ein Depp -Betrachtung des Digital Growth Forum 2019- von Thomas Seidel

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Im Frankfurter Pollux-Haus befindet sich das TechQuartier (Quelle: Thomas Seidel) Das Thema Digitalisierung ist in aller Munde. Kaum eine Konferenz, auf der dieses Stichwort nicht angesprochen wird. Doch gibt es inhaltlich erhebliche Unterschiede. Es kommt darauf an, ob die Konferenzteilnehmer nur aus der ersten Etage eines Unternehmen sind, oder ob es eine Zusammenkunft der eigentlichen Macher ist. Das „Digital Growth Forum 2019“ war so eine Macherkonferenz. Statt lauwarme Absichtserklärungen, gab es tatsächliche Faktenaussagen. Statt „political correctness“ klare Ansagen was ist und wohin die Reise geht. Ein überwiegend jüngeres Publikum ist dabei, sich konkret seine Zukunft zu gestalten. Das zu beobachten, wäre wichtig für alle wirtschaftlichen Entscheider! Das Forum bot einen lockern Rahmen (Quelle: Thomas Seidel) Das Forum war eine Co-Veranstaltung der Firmen Klickkonzept, Google und Creditshelf. Das bedeutet, die Kompetenzen eines Online-Marketing-Spezi

Ist die Unabhängigkeit der Zentralbanken in Gefahr? -Bericht von der 20. EZB-Beobachterkonferenz- von Thomas Seidel

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Der übervoll besetzt Saal im Frankfurter Hilton Hotel (Quelle. Thomas Seidel) Die Jubiläumsveranstaltung der XX. ECB and It's Watchers Conference (in Deutsch kurz und knapp: EZB-Beobachterkonferenz) wurde von über 350 Teilnehmern besucht, davon allein gut 70 Pressevertretern der in Finanzsachen international bedeutenden Medien. Der Liberty Ballroom im Frankfurter Hilton Hotel platzte aus allen Nähten. Wie man hörte, war das allein dem Vergessen der Organisatoren zu verdanken, sich rechtzeitig um geeignete Räumlichkeiten bemüht zu haben. Echte deutsche Gründlichkeit! Volker Wieland vom IMFS (Institut for Monetary and Financial Stability) (Quelle: Thomas Seidel) Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in diesem Jahr zwei prominente Abgänge zu verzeichnen: Der Belgier Peter Praet in seiner Funktion als Chef-Ökonom und der italienische Präsident der EZB Mario Draghi geben turnusgemäß ihre Ämter ab. Beide ließen es sich daher auch nicht nehmen, persönlich einen l

Was Großbritannien für immer verzockt hat -von Thomas Seidel-

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Englische Version Königin Elizabeth II (m). Ihre Vorgänger haben die königliche Macht dem Primat des Parlaments untergeordnet. Heute kann sie nur noch repräsentieren und ermahnen. Stoppen kann die Königin das Parlament nicht mehr. Die königliche Familie auf dem Balkon des Buckingham Palastes am 16. Juni 2012 (Quelle: wikipedia, CCL, Urheber carfax2) Die große Hoffnung der Befürworter eines Austritts von Großbritannien aus der Europäischen Union ist eigentlich reaktionär: Man träumt von den guten alten Zeiten eines längst untergegangenen Empires. Etwas realistischer sehnt man sich vielleicht zumindest nach dem Commonwealth of Nations. In jedem Fall will man aber so schnell wie möglich wieder souverän sein. Sich nichts von der EU sagen lassen. Vor allem weg, von der verhassten europäischen Jurisdiktion, die so sehr kontinentaleuropäisch geprägt ist und nichts mit den angelsächsischen Rechtstraditionen zu hat. Viele britische Bürger sind bereit, dafür auch durchaus erhebliche

Zum Tode von Karl Lagerfeld von Thomas Seidel

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Englische Version Karl Lagerfeld (Quelle FAZ, Urheber: Helmut Fricke) Da werden viele Tränen fließen und die Seine wird davon über die Ufer treten.  Wer einmal Karl Lagerfeld bei der Arbeit beobachten konnte, war zutiefst beeindruckt von seinem guten Geschmack und der Stilsicherheit, mit der er im Minutentakt zu sagen wusste, was zusammenpasst oder eben nicht. Vor allem die Modehäuser Fendi und Chanel haben sich Jahrzehnte lang gerne auf sein Urteil verlassen. Von sich selbst sagte Karl Lagerfeld einmal in einem Interview, er könne eigentlich nur ein bisschen Zeichnen, sonst mache er doch eigentlich nichts! Das war dann doch ein wenig zu sehr untertrieben.  Zu sagen, Karl Lagerfeld hatte Talent, reicht nicht aus. Man kann nicht ermessen, wie groß und wie tief das Universum war, das Karl Lagerfeld in seinem Kopf hatte. Aber es war sicher in jeder Hinsicht unermesslich. Seine mehrfachen Bibliotheken mit unglaublich vielen Bildbänden lassen allenfalls erahnen, was

Beim Zahlungsverkehr der Zukunft hinkt Europa wieder mal hinterher -von Thomas Seidel-

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Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main (Quelle: wikipedia, GNU-Lizenz, Urheber Torben) Über Zahlungsverkehr zu sprechen, das scheint auf den ersten Blick ein langweiliges Thema zu sein. Läuft doch! Eben das ist es, was an diesem Thema das faszinierende ist, dass es läuft. Zahlungsverkehr funktionierte reibungslos zu DM-Zeiten, schaffte ebenso reibungslos den Übergang zum €uro und lässt sich heute sogar in Sekundenschnelle und viele Währungen hinweg um den ganzen Globus hin praktizieren, nur nicht in Deutschalnd. Kaum jemand macht sich heute Gedanken darüber, was es braucht, um eine Infrastruktur aufzubauen und am Leben zu halten, die es schafft, täglich Millionen von Transaktionen zu bewältigen. Wer macht sich klar, dass der Zahlungsverkehr die Blutbahn des weltweiten Wirtschaftsgeschehens ist? Niemanden interessiert sich wirklich dafür, wie dieses System immer wieder erneuert wird und sich geschmeidig den technologischen Herausforderungen der Zukunft anp

Das „Nein“ der EU zur Fusion der Bahntechnik von Siemens und Alsthom ist schlicht dumm! -Ein Kommentar von Thomas Seidel-

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Palais Berlaymont Sitz der Europäischen Kommission in Brüssel (Quelle: wikipedia, CCL, Urheber -User-Zinneke) Erwartungsgemäß haben die Wettbewerbshüter der Europäischen Gemeinschaft die geplante Fusion der Bahnsparten des deutschen Siemens-Konzern mit dem französischen Alsthom untersagt. Man sieht in Brüssel, dass in Teilbereichen, vor allem bei der Signaltechnik, die Gefahr einer übergroßen Marktmacht bestünde. Schon aus Wettbewerbsgründen ist diese Entscheidung zweifelhaft. Weil ja jeden Tag tausende von Kunden Signalanlagen für Bahnstrecken kaufen. Besonders aus Gesamteuropäischer Sicht aber ist diese Untersagung schlicht dumm! Jahrzehnte lang haben sich die beiden Hersteller von Bahntechnik erbitterte Konkurrenzkämpfe vor allem auf ausländischen Märkten geliefert. Lange schon währt dieser Systemstreit zwischen den beiden Herstellern. Lange hat es auch gedauert, sich auf eine Technik zu einigen, die es überhaupt möglich macht, das der französische TGV auf deutschen G

Was nicht ausdrücklich gesagt wurde -Bericht von den jüngsten Beschlüssen des EZB-Rates- von Thomas Seidel

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Englische Version Mario Draghi (m) bei seinen Ausführungen in Begleitung des Vizepräsidenten der EZB Louis de Guindos und der Presseschefin Christina Graeff (Quelle: Thomas Seidel) Die erste EZB-Pressekonferenz im neuen Jahr 2019 verspricht zunächst nicht sehr interessant zu werden. In Bezug auf das was gesagt wurde, war sie das auch. Spannend aber ist das, wozu offensichtlich oder absichtlich nichts gesagt wurde. Man ist sich sicher bei der EZB, die aktuellen Konditionen, mit einem Leitzins von Null Prozent und einem Stopp von Neuerwerbung im Ankaufprogramm, werden bis über den Sommer 2019 so bleiben, um das angestrebte Ziel einer Kerninflation von knapp unter zwei Prozent zu erreichen. Was nicht gesagt wurde, es soll bis etwa zum Ende der Amtszeit von Mario Draghi als Präsident der EZB dabei bleiben. Wenn davon die Rede ist, keine Neuankäufe von Staatsanleihen mehr zu tätigen, so wird dennoch der Bestand von, immerhin 25 Prozent aller Staatsanleihen im Eurorau

Der Schwund der britischen Identität -Die Ursachen des Brexit und seine Folgen- von Thomas Seidel

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Wenn nicht schnell eine Art volksrevolutionäre Bewegung dem politischen Establishment ein Ende setzt, gehen auf den Inseln bald die Lichter aus (Quelle: Berliner Zeitung Urheber: dpa) Viele Briten hat der Brexit in eine nationale Identitätskrise gestürzt. Vor allem die Befürworter des Austritts erhoffen sich eine regelrechte Katharsis von der „Beschmutzung“ durch die Europäische Union. Sie sind bereit, dafür auf Jahre hinaus auch schwere Lasten und Entsagungen auf sich zu nehmen. Doch der nationale Konflikt basiert auch auf sehr alten Feden. Zwischen dem Norden und dem Süden Englands; zwischen Anglikanern und solchen, die das nie werden wollen und zwischen den Generationen. Nur wenigen ist wirklich klar, es ist allein das Königshaus, welches in Personalunion als Könige die Kronen von England und Wales und Schottland trägt. Nur das hält das sogenannte „Großbritannien“ als Staatsgebilde überhaupt zusammen. Es gibt gute Gründe dafür, warum dieses Großbritannien bis heute