Die Fidor Bank AG soll nicht mit einem Fin-Tech verwechselt werden von Thomas Seidel
Matthias Kröner (rechts) CEO der Fidor Bank AG Quelle: Thomas Seidel |
Mit deutschem
know-how und französischem Kapital versucht die Fidor Bank AG bei
Finanzdienstleistungen neue Akzente zu setzen. Man bekommt einen Eindruck, wie
mobiles Banking funktionieren könnte. Aber auch branchenübergreifend und
international ist die Fidor Bank AG bereits unterwegs.
Banking einmal ganz anders? Die Fidor Bank AG mit Sitz in
München verspricht das. Man sei digital, on-line und ansonsten auch ganz hipp. Ihr
Lebenszyklus ist kurz beschrieben. Hervorgegangen aus der 2003 gegründeten
Kölsch Kröner & Co AG (wahrscheinlich ist dabei nicht das rheinische Bier
als Mitgründer gemeint) nimmt das in Fidor Bank AG umfirmierte Institut, nach
Erteilung einer Vollbanklizenz, 2009 den Geschäftsbetrieb auf. In der Zeit vom
Frühjahr 2007 bis Mitte 2015 war die Bank börsennotiert. Jenes kurze
unabhängige Leben endet im Sommer 2016, als die Fidor Bank AG von der
französischen BPCE übernommen wird. Diese ist wiederum ein 2009 vollzogener
Zusammenschluss der französischen Volksbanken (Banque Populaire) und der
französischen Sparkassen (Group Caisse d’Epargne). Mithin also eine Fusion von
zwei Bankengruppen, die in Deutschland so undenkbar wäre, wie etwa die
vollständige Ökumene zwischen Katholiken und Protestanten. 2014 jedenfalls
weist die Fidor Bank noch folgende Geschäftszahlen aus: Bilanzsumme ca. 305 Mio
€uro; Einlagen ca. 270 Mio €uro; Kundenkredite ca. 220 Mio €uro. Heute sollen
es etwa 160.000 Kunden sein. Von Anfang an dabei und bis heute CEO der Fidor
Bank AG ist Matthias Kröner, welcher ursprünglich von der DAB kam. Wir
begegneten Matthias Kröner jetzt in Frankfurt.
Die DAB ist eine schon länger in Deutschland etablierte
Direktbank, ähnlich etwa wie die ING-Diba oder auch die Comdirekt. Und genau
das ist auch die Fidor Bank AG, eine Direktbank unter Anderen. Bedeutend anders
im Auftritt der Fidor Bank AG ist die sogenannte Community. Bei klassischen
Banken sollen die Kunden untereinander möglichst wenig von sich wissen, am
besten noch nicht einmal die Lebenspartner, schließlich sei man ja diskret. Die
Fidor Bank dagegen fördert mit der Communityfunktion den Austausch der Kunden
untereinander und den Kontakt mit der Bank an sich. Wer weiß schon, was sich
auf dieser Plattform neben Geldgeschäften noch alles für Verbindungen
herstellen lassen.
Nicht nur Journalisten waren zu dem Gespräch eingeladen Quelle: Thomas Seidel |
Matthias Kröner jedenfalls, ein begnadeter Kommunikator mit
leicht bayrisch angehauchter Zunge, preist die Fidor Bank AG salopp in höchsten
Tönen und schmettert jegliche Kritik meist auf eine sehr humorvolle Art ab. So
sei der Einstieg der Franzosen ein Segen, denn das sorge für Stabilität in der
Entwicklungsphase mit permanenter Kapitalknappheit. Überhaupt würden die
französischen Geschäftspartner viel innovativer agieren und einmal bestimmte
Strategien auch konsequent durchziehen. Man kennt das ja von Ludwig XIV. und
Napoleon. Letzterem gilt auch ein besonderer Gruß von Matthias Kröner,
schließlich habe Napoleon die bayrischen Wittelsbacher zu einem Königshaus
gemacht. In München weiß man sehr wohl, woher nicht nur der Föhn weht.
Kröner möchte mit der Fidor Bank ein Gegenmodell zu den
etablierten Banken sein. Die argumentierten immer mit der beliebten deutschen
Sucht nach Sicherheit und dabei seien die Kundenwünsche nicht so wichtig. Das
mache die Fidor Bank ganz anders, schließlich hat man ja die Community. So wüsste
man, was die Kundenwünsche seien. Konkrete Vorteile für die Kunden: Neben den
Zahlungsverkehrsfunktionen gebe es eine große Fondauswahl und viel Transparenz.
Das Geschäftsgebaren der Fidor Bank AG sehen ihre Kunden aber auch in
Einzelfällen durchaus anders. Wie man auf der Webseite www.kritische-anleger.de/fidor-bank/erfahrungen/
nachlesen kann, scheinen reine Privatkunden in der Regel eher zufrieden zu sein
als Geschäftskunden. Die Winde lassen also nicht immer nur die Sonne über
München scheinen.
Umtriebig bleibt man dennoch bei der Fidor Bank AG und ihren
diversen Tochtergesellschaften. So hat man sich im letzten Jahr mit der
spanischen Telefónica, die in Deutschland unter der Marke O2 bekannt
ist, geeinigt, dass deren Kunden ein komplettes mobiles Bankkonto bei der Fidor
Bank AG angeboten wird, bedienbar natürlich vorzugsweise über eine mobile App.
Dazu passt die Aussage von Matthias Kröner, Handelsketten könnten leicht ihren
Brand (Marke) auch um Finanzdienstleistungen erweitern. Das stimmt. Es ist kaum
vorstellbar, dass Sparkassen damit anfangen würden Obst, Gemüse, Fleisch und
Brot aus regionalem Anbau anzubieten, obwohl sie diese Hersteller gerne als
ihre Kunden anpreisen.
Mit der Abu Dhabi Islamic Bank hat man in der Region der
Vereinigten Arabischen Emirate die erste „community-based digital bank“ auf den
Weg gebracht. In einem Land mit deutlich mehr Sand als Geldautomaten, wo wenige
ein Konto aber alle ein Mobiltelefon besitzen, eine innovative Lösung. Und das
vor Ort auch noch ganz nach den Regeln des Islamic Banking. Tatsächlich treffen
solche Rahmenbedingungen auf viele Länder der Dritten Welt zu. Ein solches
Geschäftsmodell ließe sich auch in anderen Gebieten skalieren. Aber auch in Europa
scheint noch manches möglich zu sein. So suche man in den Niederlanden eine
Zusammenarbeit mit dem Vermögensverwalter F. van Lanschot Bankiers. Ziel sei
es, das Fidor dort die gesamte Abwicklung übernehmen.
Fin-Techs werden immer gerne gefragt, wie es denn so mit der
Bankenregulierung bei ihnen stünde. Mit einer Volllizenz ist die Fidor Bank AG
natürlich Gegenstand der vollen aufsichtrechtlichen Überprüfung. Das sei auch sinnvoll,
bekennt Matthias Kröner. Dann entfleucht ihm ein Satz, der für alle Banken
gültig sein sollte, tatsächlich aber inhaltlich sehr revolutionär ist.
Regulierung könne Innovationen auch ersticken, allerdings sollte man eine
Regulierung erst richtig lesen können und dann mit den Regulierern darüber
reden. Eine Vorgehensweise die es in Deutschland überlicherweise so nicht gibt.
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