Finanzielle Konsequenzen nach Corona Teil 2: Über Fasolt und Fafner von Thomas Seidel

Der zum Drachen mutierte Riese Fafner in der Siegfried Aufführung in San Franzisko 1935
Man will ja nicht, dass das bei Horten und Hamstern aus einem wird, oder?

Der nahezu totale Stillstand durch die Coronakrise verändert eines jeden Leben. Klar ist, ein "weiter so" wie bisher ist für niemanden ratsam. In einer kleinen Serie von Beiträgen unter dem Titel "Finanzielle Konsequenzen nach Corona"möchte ich den Interessierten Hinweise geben, wie sie sich sinnvoll finanziell auf künftige allgemeine und persönliche Krisen vorbereiten können.

Ein weltweit merkwürdiges Phänomen zu Beginn der Coronakrise war nicht so sehr das Horten von Gütern des täglichen Bedarfs, wie etwa trockene oder konservierte Lebensmittel, sonder ausgerechnet das Hamstern von Klopapier, jedenfalls in den Kulturkreisen, wo man es gewohnt ist, sich den Arsch mit solchem Papier abzuwischen. In manchen Haushalten hat man jetzt wohl einen Vorrat für die nächsten zehn Jahre. Aber Klopapier ist sicherlich nicht die rentierlichste Geldanlage und erst recht nicht eine sinnvolle Form des Hortens von Dingen.

Das Horten von Dingen hat schlechte Begleiterscheinungen, wie es schon die Legende von den Brüdern Fasolt und Fafner in der germanischen Nibelungensaga anschaulich beschreibt. Die beiden Riesen errichten im Auftrag der Götter deren Wohnsitz Walhalla. Am Ende werden sie für ihre Arbeit mit dem durch die Götter geklauten Goldschatz der Nibelungen belohnt. Daraufhin erschlägt Fafner seinen Bruder Fasolt, zieht mit dem Goldschatz ab, verwandelt sich in einen Drachen und macht fortan nichts mehr, ausser seinen Goldhort zu bewachen, bis der Held Siegfried ihn tötet.
Horten, das bringt also gleich immer eine Reihe von Todsünden mit sich: Neid, Gier, Hass bis zu Mord und Totschlag. Aber für Klopapier jemanden umbringen ? Bevor etwas raus kommt, muss ja erst einmal etwas rein.

Ein Goldhamster. Fast ist dem Tier die Verzweiflung anzusehen. Was gibts noch zu hamstern?
(Quelle: wikipedia, GNU-Lizenz, Urheber:  Sqrt (Andreas Hein))

In einem normalen Haushalt in Deutschland empfiehlt es sich, bei vielen Dingen des täglichen Gebrauchs stets zwei Stück zuhause zu haben. Eines, welches aktuell im Gebrauch ist und eines als Vorrat. Ersatz wird dann immer gekauft, wenn der Vorrat in Gebrauch genommen wird. Eine solche Vorgehensweise hilft auch zur Vermeidung mancher banaler Ehekräche. Das gilt für Gegenstände des täglichen Lebens wie Zahnpasta oder Seife, aber auch Lebensmittel wie Essig, Öl u.v.a.m. Das hat an sich noch nicht viel mit dem Horten selbst zu tun, sondern ist den immer noch mangelhaften Geschäftsöffnungszeiten in Deutschland geschuldet, wo tatsächlich nicht die Verbraucher, sondern Kirchen und Gewerkschaften darüber bestimmen, wann man Güter des täglichen Bedarfs kaufen darf.

Eine vernünftige Vorratshaltung braucht natürlich ein klein wenig vorausschauende individuelle Planung. Dazu muss keine komplexe Tabelle angelegt werden. Eine halbe Stunde Nachdenken und wenige Notizen reichen schon aus. Da die Bedürfnisse der Menschen unendlich vielgestaltig sind, gibt es an dieser Stelle nur einige beispielhafte Gedanken dazu.

Ratsam ist immer, einige langfristig aufbewahrbare Lebensmittel im Hause zu haben, die keine besonderen Anforderungen an die Lagerung haben. Dazu gehören etwa Nudeln aber durchaus auch konservierte Lebensmittel in Büchsen oder Gläsern. Wichtiger noch als Lebensmittel ist eine ausreichende Menge an nichtalkoholischen Getränken. Hungern kann man eine Zeit, aber Verdursten? Alles was eine Kühlung oder gar Tiefkühlung braucht, ist weniger zum Horten geeignet. Die Stromversorgung ist auch bei uns keine Selbstverständlichkeit und in Krisenzeiten aller Art immer in Frage gestellt, wie etwa bei Stürmen, Fluten und ähnlichen Naturkatastrophen. In einigen Haushalten und Familien kann eine Rücklage etwa von Batterien sehr notwendig sein. Das hängt natürlich von der Ausstattung mit entsprechenden Geräten ab. Man geht also im ersten Schritt durch, welche Dinge man ständig braucht und überlegt dann, wieviel davon für drei Monate reichen muss. So entsteht die Anschaffungsliste. Ist das Zeug im Haus, sollte man es so lagern, dass die Ware ständig in Bewegung bleibt. Das älteste Gekaufte steht also vorn zuerst zum Verbrauch, die neueste Ware kommt immer ganz hinten dran. So entsteht ein Warenumschlag, der Verfallsdaten der Güter berücksichtigt. Das gilt insbesondere für alle Arten von Medikamenten! Lagern von Lebensmitteln in Kellern sollte allerdings gut überlegt sein. Diese Räume bieten zwar meist ein gutes Lagerklima, saufen aber z.B. bei einer Überschwemmung naturgemäß immer zuerst ab.

Ein anderer wichtiger Aspekt bei der Vorsorge mit Gütern ist die Frage nach der Energiebevorratung. Was wenn Strom- und Gasversorgung unterbrochen sind? Da empfiehlt sich die Bereithaltung eines kleinen Gaskochers mit Kartuschen etwa aus dem Campingbedarf. Natürlich in überschaubaren auf drei Monate ausgelegte Mengen. Auf keinen Fall empfiehlt es sich, sonstigen Brennstoff zu horten. Wer vernünftig früh sein Auto betankt, hat genug Treibstoff für einen Ernstfall.

Wie bei der im Teil 1 dieser Serie angesprochenen Finanzrücklage, sollte das Horten von Güter des täglichen Bedarfs für einen Zeitraum von maximal drei Monaten angelegt werden. Es braucht auch nicht gleich den Bau eines Atombunkers im Garten. Wenn man es vernünftig angeht, werden selbst vierköpfige Familien feststellen, dass ein gut sortiertes Regal völlig ausreicht.

Eine angemessene und durchdachte Lagerhaltung von Gütern des täglichen Bedarfs verschafft ausserdem, ganz so wie die Finanzrücklage, psychische Ruhe und Gewissheit im Fall einer Krise und hält die Menschen von riskanten hektischen Beschaffungsaktionen ab.

Der Schlüssel für eine vielfältige Speiseversorgung: Das Hühnerei!
(Quelle: wikipedia, CCL, Urheber: Ren West)

Schließlich ein Tipp für solche die damit keine gesundheitlichen Probleme haben: Wichtiger als das Gold der Nibelungen ist ein Lebensmittel, mit dem sich sehr viele unterschiedliche Speisen einfach herstellen lassen, das Ei! Eier lassen sich zwar nicht sehr lange aufbewahren und brauchen also einen ständigen Warenumschlag. Man sollte aber eine für den jeweiligen Haushalt angemessene Menge immer da haben.



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