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„Was passiert, wenn keiner aufpasst?“ -Zu Fragen über Geschäftskultur und Ethik im Finanzwesen- von Thomas Seidel

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Hoffentlich lässt nicht nur der Projektor den Teilnehmern ein Licht aufgehen Patrick Kenadjian von Davis Polk & Wardwell London LLP führt durch die Tagung (Quelle: Thomas Seidel) Die Geschäftspraktiken im Finanzwesen gelten als ruppig und rücksichtslos. Banken haben ihr Vertrauen offensichtlich auf lange Zeit verspielt. Das Image der Branche ist an einem Tiefpunkt angelangt. In einer hochkarätig besetzten Tagung wurde kürzlich darüber gesprochen, ob es für Banken einer Geschäftskultur und Ethik bedarf und wie dies zu erreichen sei. Wandel der Branche vom Langeweiler zum Husarenritt Noch bis in die 1980er Jahre hinein galten Banken als eher langweilige Geldverwalter, arbeitend quasi wie der öffentliche Dienst, wenig profitorientiert und ziemlich risikoscheu. Ein alter Spruch besagte, mit den Einnahmen aus Handelsprovisionen und Gebühren könne ein Bankinhaber die Personal- und Betriebskosten zahlen – die etwa viermal so hohen Zinseinnahmen wären für Absch

Für die Fintech-Revolution fehlt in Deutschland das große Geld -Bericht von der 18. Euro Finance Week- von Thomas Seidel

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Vorbereitungen auf die Fintech-Konferenz auf der 18. Euro Finance Week im Congress Center Messer Frankfurt (Quelle: Thomas Seidel) Auch die 18. Euro Finance Week in Frankfurt beschäftige sich schwerpunktmäßig unter anderem mit dem in diesem Jahr allgegenwärtigen Thema der Fintech-Unternehmen und ihre Bedeutung und Auswirkung auf die Finanzbranche. In einer vom Veranstalter Maleki Group etwas ungewohnt in Szene gesetzter Choreographie, trafen sich einmal mehr Vertreter von Banken, Fintechs, Akademia, Politik und Finanzaufsicht und diskutierten über den Stand und die mögliche Entwicklung der Dinge.

Tod eines Vorbilds -Ein Nachruf auf Helmut Schmidt- von Thomas Seidel

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Helmut Schmidt 2001 (Quelle: wikipedia GNU-Lizenz Urhebernvpswitzerland) Helmut Schmidt hat vieles in sich vereinigt, was auf den ersten Blick hin widersprüchlich wirken könnte. Er war ein sehr deutscher Deutscher und gleichzeitig ein sehr nichtdeutscher Deutscher. Er war ein sehr realistischer Denker und gleichzeitig ein sehr philosophischer Geist. Er war ein sehr direkter Gesprächspartner und gleichzeitig ein unglaublich gefühlvoller Diplomat. Vor allem aber war er ein sehr verantwortungsbewusster Entscheider, der auch für alle seine Entscheidungen öffentlich die Verantwortung übernahm und dies stets ausreichend begründete. Darin unterschied er sich von den meisten seiner Landsleute, die im Allgemeinen Entscheidungen scheuen und schon gar nicht die Verantwortung dafür übernehmen wollen. Dieser Charakterzug hat Schmidt von früh an den Ruf des Machers eingebracht. Es war dann weniger das konkrete Tun im Einzelnen worauf es ankam, sondern das er überhaupt etwas tat, gleich

Stochern im Nebel -Auswirkungen der Digitalisierung des Finanzwesen- von Thomas Seidel

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Im House of Finance an der Frankfurter Goethe-Universität hat das Center for Financial Studies seinen Sitz (Quelle: Thomas Seidel) Auf einer Frankfurter Veranstaltung „Digitizing Finance“ setzt sich unter anderem EZB-Direktor Peter Praet mit der Problematik auseinander. Praet findet, inzwischen seien Risiken gut mess- und einschätzbar. Doch für Zentralbanken gäbe es eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren. Dazu gehörten vor allem die tatsächliche wirtschaftliche Verfassung, die Umsetzung geldpolitischer Entscheidungen durch die Wirtschaft und welche Erwartungen die unterschiedlichen Akteure an die künftige wirtschaftliche Entwicklung und die entsprechenden politischen Handlungen haben. Allein über viele Daten aus Geschäftstransaktionen zu verfügen, reiche nicht aus. Um daraus eine Grundlage für Entscheidungen zu schaffen, müssten Daten in einem Kontext betrachtet werden, welcher wiederum einer bestimmten Vorstellung wie sich die Wirtschaft entwickeln soll folge.  Peter Praet (Qu

Der Euro -Größter Fehler des 20. Jahrhunderts- Ansichten des amerikanischen Ökonomen Barry Eichengreen von Thomas Seidel

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Das 20. Jahrhundert ist wahrhaft reich an wirtschaftlichen Katastrophen. Inflation, Hyperinflation, Depression, zwei Weltkriege, Ölpreisschocks, und diverse Finanzkrisen haben das vergangene Jahrhundert reichlich erschüttert. Aber der größte Fehler sei ganz am Ende mit der Einführung des Euro gemacht worden. Barry Eichengreen am 20. Okt. 2015 in der Goethe-Universität in Frankfurt am Main (Quelle: Thomas Seidel) So jedenfalls sagt es der US-amerikanische Nationalökonom und Wirtschaftshistoriker Barry Eichengreen, von der University of California -Berkeley- in einem Vortrag, den er letzten Dienstag an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main gehalten hat. Das Kernproblem bei der Einführung des Euro ist für Eichengreen vor allem die fehlende Fiskalunion und auch die noch nicht ausreichend umgesetzte Bankenunion. Das aber sei letztlich ein politisches Problem. Überhaupt sieht Eichengreen in der Unfähigkeit der Politik, Entscheidungen zu treffen, die Hauptursache für alle Fin

Die Politik des leichten Geldes bringt keinen Segen -Bericht von der euromoney conference in Frankfurt- von Thomas Seidel

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Die Herausforderungen für den Bankensektor nach der Finanzkrise brechen nicht ab. Die Banken müssen sich in immer schnellerer Abfolge den Forderungen von Regulierern und den Entwicklungen an den Märkten anpassen. Eine Facette des Geschehens wurde am letzten Septembertag in der euromoney conference -The Public Sector Financing- nahe Frankfurt am Main unter Fachleuten besprochen. Die euromoney conference fand im Kempinski in Grabenbruch bei Frankfurt am Main statt (Quelle: Thomas Seidel) Sicht einer Zentralbank Mit Andreas Dombret führte eine Vorstandmitglied der Deutschen Bundesbank in das Thema ein. Vor dem Hintergrund extrem niedriger Leitzinssätze, würden die Erträge der Banken im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren voraussichtlich um die Hälfte einbrechen. Da sollten sich die Banken alternativ auch auf Geschäfte mit anderen Einnahmequellen konzentrieren. Dombret empfahl hier besonders Provisionsgeschäfte. Darüber hinaus müssten die Banken mehr in ihre IT-Strukture

Mit FinTechs dem Kind im Kunden entgegen kommen -Bericht von der 1. Konferenz für Finanztechnologie- von Thomas Seidel

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Als immer wichtiger werdendes Thema der Finanzbranche entwickelt sich das, was zur Zeit unter dem Begriff FinTechs-Revolution zusammen gefasst wird. Während die einen darin den Aufbruch zu einer völligen Neugestaltung des Bankenwesens sehen, gestehen andere der Entwicklung lediglich einen normalen evolutionären Charakter zu. Das Bankmagazin aus dem Hause Springer, in Zusammenarbeit mit dem Center for Financial Studies an der Frankfurter Goethe-Universität, veranstaltete am 9. September 2015 zu diesem Thema die 1. Konferenz für Finanztechnologie. Vertreter aus der Branche und der Wissenschaft bekamen Gelegenheit ihre An- und Aussichten miteinander auszutauschen. 1. Konferenz für Finanztechnologie Begrüßung durch Dr. Volker Brühl (GF Center for Financial Studies) (Quelle:  Thomas Seidel) Das Thema ist auch ein neues Betätigungsgebiet für die einschlägigen Unternehmen aus der Beraterbranche. So stellte Friedericke Stradtmann von der Accenture GmbH gleich Anfangs die Frage, wie B

Regulierung und Digitalisierung fordern Banken heraus -Bericht von der 20. Handelsblatt Jahrestagung Banken im Umbruch- von Thomas Seidel

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Die diesjährige Tagung beschäftigte sich intensiv mit der Frage, ob neue innovative IT-Unternehmen, so genannte FinTechs, für die klassischen Banken eine echte Heraus-forderung oder gar Konkurrenz sein könnten. Doch durch alle Beiträge und Themen klang stets das Wehklagen der Finanzbranche über eine überbordende Regulierungswut der Aufsichtsbehörden. Banken im Umbruch 20. Handelsblatt Jahrestagung im Frankfurter Marriott Hotel am 2.und 3. September 2015 Quelle:  ©EUROFORUM Gleich zu Beginn machte Jürgen Fitschen von der Deutschen Bank deutlich, die aktuelle Geld-politik sollte nicht die Banken unterstützen, sondern die Wirtschaft ankurbeln. Die erhöhten Kapitalanforderungen der Aufsicht machten Finanzprodukte teurer. Eine Preiserhöhung, die an die Kunden weiter gegeben werden müsste.  Jürgen Fitschen Deutsche Bank Quelle:  ©EUROFORUM Fitschen beobachte, dass sich Europas Banken zunehmend aus der globalen Handelsfinanzierung zurück zögen, eine Lücke die durch Banken and

Ist das Infaltionsziel der EZB noch angemessen? -Bericht von der EZB Pressekonferenz- vom 3. September 2015 von Thomas Seidel

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Die EZB hat am Donnerstag wieder eine Sitzung des Governing Council hinter sich gebracht. Die Schlüsselzinssätze bleiben danach unverändert. Das Ankaufprogramm von Wertpapieren wird fortgeführt. Unter Umständen wird erwogen, das Ankaufprogramm für Anleihen sogar noch auszudehnen, da die europäische Wirtschaft Anzeichen einer leichten Schwäche zeigt. EZB Pressekonferenz am 3. September 2015 mit Präsident Mario Draghi (Mitte) Quelle: Thomas Seidel Dabei wurde im Governing Council nicht darüber diskutiert, ob eine Ausweitung des Ankaufprogramms entweder über eine längere Laufzeit oder ein größeres Volumen vorgenommen werden könnte. Die Entwicklung der Inflation hänge zur Zeit vor allem am Ölpreis. Der sei nach wie vor so niedrig, weil die Nachfrage schrumpft, aber das Angebot mehr als ausreichend bleibe. Diese Entwicklung sei vor allem von der nachlassenden Wirtschaft in China bestimmt. EZB-Präsident Mario Draghi sieht überhaupt die wirtschaftlichen Probleme vieler Schwellenlän