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Der Müll –Eine bittersüße vorweihnachtliche Betrachtung- von Thomas Seidel

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Der Weg nach Hause führt durch eine enge Wohnstraße. Rechts und links stehen recht schmucke Einfamilienreihenhäuser aus den 1930er Jahren, inzwischen sehr farbenfroh und individuell gestaltet. Bewohnt werden die Häuser von Familien und Ehepaaren unterschiedlichen Alters. Manche sind in Rente, in anderen Häusern wachsen Kinder heran unter manchen Dächern wohnen gar drei Generationen. Links und rechts am Straßenrand wird geparkt, jeder Quadratmeter ist kostbar. Dennoch, die Bepflanzung auf dem Gehweg wird von den Anwohnern sorgfältig gepflegt. Um die schmalen Bäume hat so mancher Nachbar kleine Blumenbeete angelegt, die in den warmen Monaten herrlich blühen und dann im Straßenpflaster wie kleine Oasen wirken. Man hat sofort das Gefühl, es ist eine Gegend in der die Leute gerne heimisch sind und es überall nett und adrett hergehen soll. Weihnachtsmarkt in Frankfurt am Main (Quelle: Marilyn Weidner) In diesen Adventstagen, kurz vor Weihnachten, ergibt es sich,

Die Schatten der Überliquidität verdunkeln schon den Horizont -Zu den jüngsten Entscheidungen der Europäischen Zentralbank- von Thomas Seidel

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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrer letzten regulären Sitzung des Governing Council in diesem Jahr 2015 Entscheidungen getroffen, die die kommenden Probleme aus dem massiven Ankaufsprogrammen zur Liquiditätsversorgung am fernen Horizont abzeichnen lassen. Presseleute bei der Vorbereitung auf die EZB-Pressekonferenz am 3. 12. 2015 (Quelle: Thomas Seidel) Moderne Zentralbanken etwa wie das Federal Reserve System in den USA, die Bank of England oder eben die EZB haben eine Reihe von enorm wichtigen Aufgaben im modernen Wirtschafts- und Finanzsystem zu erledigen. Neben der Funktion als klassischer Versorger mit Bargeld, ist das vor allem eine Bank für die Banken zu sein. Sie versorgen den Finanzsektor mit ausreichender Liquidität, sodass die Banken zahlungsfähig bleiben. Zentralbanken besorgen aber vor allem auch den reibungslosen Zahlungsverkehr, was angesichts von Millionen Transaktionen jeden Tag eine technische und organisatorische Mammutaufgabe ist. Wie gut das

„Was passiert, wenn keiner aufpasst?“ -Zu Fragen über Geschäftskultur und Ethik im Finanzwesen- von Thomas Seidel

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Hoffentlich lässt nicht nur der Projektor den Teilnehmern ein Licht aufgehen Patrick Kenadjian von Davis Polk & Wardwell London LLP führt durch die Tagung (Quelle: Thomas Seidel) Die Geschäftspraktiken im Finanzwesen gelten als ruppig und rücksichtslos. Banken haben ihr Vertrauen offensichtlich auf lange Zeit verspielt. Das Image der Branche ist an einem Tiefpunkt angelangt. In einer hochkarätig besetzten Tagung wurde kürzlich darüber gesprochen, ob es für Banken einer Geschäftskultur und Ethik bedarf und wie dies zu erreichen sei. Wandel der Branche vom Langeweiler zum Husarenritt Noch bis in die 1980er Jahre hinein galten Banken als eher langweilige Geldverwalter, arbeitend quasi wie der öffentliche Dienst, wenig profitorientiert und ziemlich risikoscheu. Ein alter Spruch besagte, mit den Einnahmen aus Handelsprovisionen und Gebühren könne ein Bankinhaber die Personal- und Betriebskosten zahlen – die etwa viermal so hohen Zinseinnahmen wären für Absch

Für die Fintech-Revolution fehlt in Deutschland das große Geld -Bericht von der 18. Euro Finance Week- von Thomas Seidel

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Vorbereitungen auf die Fintech-Konferenz auf der 18. Euro Finance Week im Congress Center Messer Frankfurt (Quelle: Thomas Seidel) Auch die 18. Euro Finance Week in Frankfurt beschäftige sich schwerpunktmäßig unter anderem mit dem in diesem Jahr allgegenwärtigen Thema der Fintech-Unternehmen und ihre Bedeutung und Auswirkung auf die Finanzbranche. In einer vom Veranstalter Maleki Group etwas ungewohnt in Szene gesetzter Choreographie, trafen sich einmal mehr Vertreter von Banken, Fintechs, Akademia, Politik und Finanzaufsicht und diskutierten über den Stand und die mögliche Entwicklung der Dinge.

Tod eines Vorbilds -Ein Nachruf auf Helmut Schmidt- von Thomas Seidel

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Helmut Schmidt 2001 (Quelle: wikipedia GNU-Lizenz Urhebernvpswitzerland) Helmut Schmidt hat vieles in sich vereinigt, was auf den ersten Blick hin widersprüchlich wirken könnte. Er war ein sehr deutscher Deutscher und gleichzeitig ein sehr nichtdeutscher Deutscher. Er war ein sehr realistischer Denker und gleichzeitig ein sehr philosophischer Geist. Er war ein sehr direkter Gesprächspartner und gleichzeitig ein unglaublich gefühlvoller Diplomat. Vor allem aber war er ein sehr verantwortungsbewusster Entscheider, der auch für alle seine Entscheidungen öffentlich die Verantwortung übernahm und dies stets ausreichend begründete. Darin unterschied er sich von den meisten seiner Landsleute, die im Allgemeinen Entscheidungen scheuen und schon gar nicht die Verantwortung dafür übernehmen wollen. Dieser Charakterzug hat Schmidt von früh an den Ruf des Machers eingebracht. Es war dann weniger das konkrete Tun im Einzelnen worauf es ankam, sondern das er überhaupt etwas tat, gleich

Stochern im Nebel -Auswirkungen der Digitalisierung des Finanzwesen- von Thomas Seidel

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Im House of Finance an der Frankfurter Goethe-Universität hat das Center for Financial Studies seinen Sitz (Quelle: Thomas Seidel) Auf einer Frankfurter Veranstaltung „Digitizing Finance“ setzt sich unter anderem EZB-Direktor Peter Praet mit der Problematik auseinander. Praet findet, inzwischen seien Risiken gut mess- und einschätzbar. Doch für Zentralbanken gäbe es eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren. Dazu gehörten vor allem die tatsächliche wirtschaftliche Verfassung, die Umsetzung geldpolitischer Entscheidungen durch die Wirtschaft und welche Erwartungen die unterschiedlichen Akteure an die künftige wirtschaftliche Entwicklung und die entsprechenden politischen Handlungen haben. Allein über viele Daten aus Geschäftstransaktionen zu verfügen, reiche nicht aus. Um daraus eine Grundlage für Entscheidungen zu schaffen, müssten Daten in einem Kontext betrachtet werden, welcher wiederum einer bestimmten Vorstellung wie sich die Wirtschaft entwickeln soll folge.  Peter Praet (Qu

Der Euro -Größter Fehler des 20. Jahrhunderts- Ansichten des amerikanischen Ökonomen Barry Eichengreen von Thomas Seidel

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Das 20. Jahrhundert ist wahrhaft reich an wirtschaftlichen Katastrophen. Inflation, Hyperinflation, Depression, zwei Weltkriege, Ölpreisschocks, und diverse Finanzkrisen haben das vergangene Jahrhundert reichlich erschüttert. Aber der größte Fehler sei ganz am Ende mit der Einführung des Euro gemacht worden. Barry Eichengreen am 20. Okt. 2015 in der Goethe-Universität in Frankfurt am Main (Quelle: Thomas Seidel) So jedenfalls sagt es der US-amerikanische Nationalökonom und Wirtschaftshistoriker Barry Eichengreen, von der University of California -Berkeley- in einem Vortrag, den er letzten Dienstag an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main gehalten hat. Das Kernproblem bei der Einführung des Euro ist für Eichengreen vor allem die fehlende Fiskalunion und auch die noch nicht ausreichend umgesetzte Bankenunion. Das aber sei letztlich ein politisches Problem. Überhaupt sieht Eichengreen in der Unfähigkeit der Politik, Entscheidungen zu treffen, die Hauptursache für alle Fin

Die Politik des leichten Geldes bringt keinen Segen -Bericht von der euromoney conference in Frankfurt- von Thomas Seidel

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Die Herausforderungen für den Bankensektor nach der Finanzkrise brechen nicht ab. Die Banken müssen sich in immer schnellerer Abfolge den Forderungen von Regulierern und den Entwicklungen an den Märkten anpassen. Eine Facette des Geschehens wurde am letzten Septembertag in der euromoney conference -The Public Sector Financing- nahe Frankfurt am Main unter Fachleuten besprochen. Die euromoney conference fand im Kempinski in Grabenbruch bei Frankfurt am Main statt (Quelle: Thomas Seidel) Sicht einer Zentralbank Mit Andreas Dombret führte eine Vorstandmitglied der Deutschen Bundesbank in das Thema ein. Vor dem Hintergrund extrem niedriger Leitzinssätze, würden die Erträge der Banken im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren voraussichtlich um die Hälfte einbrechen. Da sollten sich die Banken alternativ auch auf Geschäfte mit anderen Einnahmequellen konzentrieren. Dombret empfahl hier besonders Provisionsgeschäfte. Darüber hinaus müssten die Banken mehr in ihre IT-Strukture

Mit FinTechs dem Kind im Kunden entgegen kommen -Bericht von der 1. Konferenz für Finanztechnologie- von Thomas Seidel

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Als immer wichtiger werdendes Thema der Finanzbranche entwickelt sich das, was zur Zeit unter dem Begriff FinTechs-Revolution zusammen gefasst wird. Während die einen darin den Aufbruch zu einer völligen Neugestaltung des Bankenwesens sehen, gestehen andere der Entwicklung lediglich einen normalen evolutionären Charakter zu. Das Bankmagazin aus dem Hause Springer, in Zusammenarbeit mit dem Center for Financial Studies an der Frankfurter Goethe-Universität, veranstaltete am 9. September 2015 zu diesem Thema die 1. Konferenz für Finanztechnologie. Vertreter aus der Branche und der Wissenschaft bekamen Gelegenheit ihre An- und Aussichten miteinander auszutauschen. 1. Konferenz für Finanztechnologie Begrüßung durch Dr. Volker Brühl (GF Center for Financial Studies) (Quelle:  Thomas Seidel) Das Thema ist auch ein neues Betätigungsgebiet für die einschlägigen Unternehmen aus der Beraterbranche. So stellte Friedericke Stradtmann von der Accenture GmbH gleich Anfangs die Frage, wie B