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Von Leberknödelsuppe und Hochenergietrassen -Über eine bundesweite Ausdehnung der CSU- von Thomas Seidel

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Wildbad Kreuth (Quelle: wikipedia J.Patrick Fischer) In jüngster Zeit wird immer wieder kolportiert, dass eine bundesweite Ausdehnung der Christlich Sozialen Union (CSU) eine sinnvolle politische Neuerung für die Bundesrepublik Deutschland wäre. Befürworter solcher Gedanken sehen traditionell die CSU rechts von ihrer Schwesterpartei CDU. Sie glauben, die CSU sei das natürliche Sammelbecken stramm konservativer Wähler und damit beispielsweise ein Gegenmodell zur als zu radikal empfundenen Partei Alternative für Deutschland (AfD). Man glaubt, viele Mitglieder und Wähler der AfD würden sich nur deshalb dieser Partei zuwenden, weil es ihrer Meinung nach an einer „anständigen“ und etablierten rechten Partei in Deutschland fehle. Eine Lücke die eine CSU mit ihrem Personal und ihrer Erfahrung leicht füllen könne. Solchen Vorstellungen aber steht die traditionelle Wirklichkeit der CSU entgegen. Die CSU ist zunächst und zutiefst eine bayrische Partei. Von kurzen Unterbrechungen abges

Die Gesellschaften brechen sich ihre eigenen Versprechen -Bericht von der „17. ECB and Its Watchers“ Konferenz- von Thomas Seidel

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Gesellschaftshaus am Palmengarten in Frankfurt am Main Aussenansicht (Quelle: Thomas Seidel) Auch in diesem Jahr fand, diesmal im Gesellschaftshaus des Frankfurter Palmengartens, eine EZB-Beobachterkonferenz statt. Kaum ein Gebäude in Frankfurt hat einen so strengen Kontrast zwischen Aussen- und Innenerscheinung seit vor einiger Zeit im Inneren die alte Pracht des Vorkriegsbaus wieder hergestellt werden konnte. In drei hochkarätig besetzen Gesprächsgruppen wurden die Möglichkeiten einer Zentralbankpolitik, insbesondere natürlich der Europäischen Zentralbank, erörtert. So stand die diesjährige Konferenz also ganz im Zeichen der außergewöhnlichen Rahmenbedingungen, unter denen bei Zentralbanken zur Zeit Entscheidungen in Geldmarktangelegenheiten getroffen werden müssen. Die Veranstaltung wurde in drei große Themenbereiche gegliedert. Gesellschaftshaus am Palmengarten  teilweise Innenansicht (Quelle: Thomas Seidel) Mit welchen Instrumenten das Inflationsziel erreicht werden s

Christine Lagarde: Die Welt braucht einen Drei-Wege-Ansatz von Thomas Seidel

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Christine Lagarde Präsidenten des Internationalen Währungsfonds IWF (Quelle: Thomas Seidel) Mit einer famosen Referenz an, und Zitaten von, Johann Wolfgang von Goethe reicherte die Präsidentin des Internationalen Währungsfonds ihren eindringlichen Appell an Verantwortliche in Politik und Wirtschaft an, die weltweit durchaus vorhandene, aber gleichmaßen fragile wirtschaftliche Entwicklung zu stützen. Jens Weidmann Präsident der Deutschen Bundesbank Gastgeber (Quelle: Thomas Seidel) Unterschiedliche Entwicklungen Die zarte Pflanze wirtschaftlicher Erholung droht wieder auszutrocknen. Global entwickle sich das wirtschaftliche Geschehen sehr unterschiedlich. Während wichtige Länder und Regionen schwächeln, etwa wie China, die USA, Europa und Japan, kämen andere Volkswirtschaften wie Indien, Indonesien, Malaysia, Philippinen und Vietnam sehr gut voran. Effekte wie der schwache Wechselkurs des Euro und niedrige Ölpreise helfen Europa. Abnehmende Kapitalabflüße aus China seien

Asiens Wirtschaft schwächelt leicht - bleibt aber global größter Wachstumstreiber von Thomas Seidel

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Im House of Finance an der Frankfurter Goethe-Universität gab am Quartalsende 2016 der stellv. Chefökonom der Asia Development Bank (ADB) mit Sitz in Manila/Philippines Dr. Juzhong Zhuang einen Ausblick auf die Entwicklung Asiens für das Jahr 2016/17. Begleitet wurde die Präsentation von einer sich anschließenden Diskussion mit Fachleuten und dem Publikum. House of Finance Goethe Universität Frankfurt am Main (Quelle: Thomas Seidel) Asien definiert sich in der Sicht der ADB nicht als geographischer Begriff. Ausgeklammert sind ganz Russland, der Nahe und Mittlere Osten, also mithin die kernmuslimischen Länder. Hier geht es mehr um das Gebiet, welches im Deutschen allgemein als der „Ferne Osten“ verstanden wird. Es schließt vor allem mit China und den indischen Ländern, den Ländern Indochinas und des malayischen Archipels, sowie Taiwans, Südkorea und Japans aber den bei weiten größten Wirtschaftsraum auf der Welt überhaupt ein. Grob geschätzt vier Milliarden Menschen als potenzi

Ein Tandem präsentiert die europäische Bankenaufsicht -Pressekonferenz der Europäischen Bankenaufsicht- von Thomas Seidel

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Erstmals gaben die höchsten Präsentanten der Europäischen Bankenaufsicht bei der EZB (SSM Single Supervisory Mechanism) in einer Pressekonferenz einen Rückblick auf ein komplettes Jahr Arbeit. Ganz anders als bei der Schwesterinstitution Europäische Zentralbank, bei der der Fokus der Öffentlichketi allein beim EZB-Präsidenten, derzeit Mario Draghi, liegt, traten die Präsidentin Danièle Nouy und ihre Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger als ein Tandem auf. Beide verlasen jeweils eine eigene Grundsatzerklärung und beide standen abwechselnd und ergänzend später für die Fragen der anwesenden Pressevertreter zur Verfügung. v.l.n.r. Sabine Lautenschläger Vizepräsidentin des SSM, Danièle Nouy Präsidentin des SSM und Pressechefin (Quelle: Thomas Seidel) Mme Nouy zeigte sich zufrieden mit dem Anwachsen der Kernkapitalquoten von 9 auf 13 Prozent seit 2012. Sie sieht darin eine größere Widerstandfähigkeit des Bankensektors gegenüber Krisen. Vor dem Hintergrund niedriger Zinsen, allgem

Die Zukunft von Europas Finanzarchitektur -Ein Vortrag von Dr. Wolfgang Schäuble- von Thomas Seidel

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An der Frankfurter Goethe-Universität trug kürzlich unter diesem Titel   der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble in einem großen Bogen die Gestaltungsmöglichkeiten eines europäischen Rahmens für die Finanzbranche vor. Campus der Frankfurter Goethe-Universität (Quelle: Thomas Seidel) Grundsätzlich könne Regulierung Unbekanntes nicht vorwegnehmen, man eile als Gesetzgeber der Entwicklung immer hinterher. Schäuble sieht das im Sinne der demokratischen Freiheit aber nicht negativ, sondern betrachtet es als sogar zwingend notwendig. Man kann das so verstehen, dass in einer demokratischen Gesellschaft nicht nur die Freiheit des Denkens und der Rede, sondern auch die des Handels, von strafrechtlich relevanten Handlungen natürlich abgesehen, nicht von vornherein eingeschränkt werden sollte. Auf die Wirtschaft übertragen macht das natürlich erst eine fruchtbare innovative Entwicklung möglich. Erst mal ein Schluck - Dr.Wolfgang Schäuble bei seinem Vortrag (Quelle: Thomas Seid

Die EZB gibt nicht auf -Bericht von der EZB-Pressekonferenz am 10. März 2016- von Thomas Seidel

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Das Pressezentrum der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main (Quelle: Lupo_pixelio.de) „Die Europäische Zentralbank wird nicht aufgeben in ihrem Kampf, ihre Ziele zu erreichen“. Mit dieser Kampfansage unterstrich gestern Mario Draghi noch einmal in aller Deutlichkeit, mit welcher Kraft und welchem Willen die Währungshüter Europas entschlossen sind, den einmal gewählten Pfad auch konsequent zu Ende zu gehen. Draghi wirkte auf dieser Pressekonferenz für seine Verhältnisse leicht fahrig, unkonzentriert, einfach nicht bei der Sache. Für ihn ungewöhnlich, ließ er den Vizepräsidenten Constâncio Detailausführungen zu einer Nachfrage machen und musste sich von seiner Pressechefin Christine Graeff bei einer Gelegenheit die Regie führen lassen. Man fragt sich, was dem voran gegangen sein mag. V.l.n.r. Vizepräsident Vitor Constancio, Präsident Mario Draghi, Presseschefin Christine Graeff (Quelle: Thomas Seidel Archivbild) Wie dem auch sei, die EZB fackelte mit ihren Beschl

Die Finanzbranche fordert deutliche Bewegung bei Politik und Aufsicht -Bericht vom 2. Süddeutsche Zeitung-Finanztag- von Thomas Seidel

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Die erstklassig besetzte Veranstaltung beschäftigte sich intensiv mit der Zukunft der Finanzbranche. In einem kompakten Ein-Tages-Programm wurde für wichtige Themen ein Überblick gegeben. Carsten Kengeter Chef der Deutschen Börse spricht über die geplante Börsenfusion mit der LSE (Quelle: sz-finanztag2016-MathisWienand) Den Auftakt machte der französische EZB-Direktor Benoît Cœuré. Er betonte, weder die Europäischen Zentralbank noch die Politik dürften Teil einer Unsicherheit für die Finanzmärkte sein, was ansonsten zu unbeherrschbaren Risiken führe. Leider bringe die neue Bankenregulierung aber Unsicherheiten in die Finanzbranche, sowohl quantitativ als auch in der Frage, in welche Richtung sich die Aufsicht entwickle. Die Herausforderungen durch FinTechs sieht Cœuré als Schwächung der Bankenbranche an. FinTechs könnten jedoch zu einer Restrukturierung des Bankensektors beitragen. Besonders bemerkenswert an dem Auftritt von Cœuré ist, dass innerhalb von wenigen Wochen nach Ma

Mehr Glauben als Fakten -Bericht vom 9. Institutional Money Congress in Frankfurt- von Thomas Seidel

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Zum neunten mal wurde ein Institutional Money Congress veranstaltet, wie immer in Frankfurt am Main. Die geschlossene Veranstaltung für institutionelle Anleger gleicht mehr einer Messe, gespickt mit Workshops und garniert mit Vorträgen einiger Starredner. Der 9. Institutional Money Congress in Frankfurt, mehr eine Fachmesse als eine Tagung (Quelle: Thomas Seidel) Der erste von diesen war der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman (62), zur Zeit ein viel gelesener und gehörter Professor für Nationalökonomie unter anderem an der renommierten Princeton University. Sein Vortrag unter dem Titel „Leben mit geldpolitischer Ohnmacht“ (im englischen Original: „Living with monetary impotence“) beschäftigte sich mit der weltweit desolaten Wirkung klassischer Geldpolitik. Dabei bestreitet Krugman grundsätzlich nicht die Bedeutung von Geldpolitik, stellt aber fest, dass sie zur Zeit keinerlei Effekt auf die wirtschaftliche Entwicklung habe. Die Weltwirtschaft befände sich s