Posts

Finanzielle Konsequenzen nach Corona Teil 1: "... und das Bestreben nach Glückseligkeit." von Thomas Seidel

Bild
Römische Latrinen (Quelle: wikipedia,  gemeinfrei, Urheber: Fubar Obfusco) Der nahezu totale Stillstand durch die Coronakrise verändert eines jeden Leben. Klar ist, ein "weiter so" wie bisher ist für Niemanden ratsam. In einer kleinen Serie von Beiträgen unter dem Titel "Finanzielle Konsequenzen nach Corona" möchte ich den Interessierten Hinweise geben, wie sie sich sinnvoll finanziell auf künftige allgemeine und persönliche Krisen vorbereiten können. Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung postuliert als die vier großen Ziele für einen jeden Menschen Gleichheit, Freiheit, Leben (das Deutsche Grundgesetz spricht von der "körperlichen Unversehrheit") und eben das Bestreben nach Glückseligkeit. Die Coronakrise hat den Menschen vor allem die Grenzen der finanziellen Glückseligkeit deutlich aufgezeigt. Für das Hier und Jetzt ist das nicht mehr zu ändern. Für die Zukunft kann man sich aber richtig vorbereiten. Die Entscheidung zum allgemeinen Corona-Shut-dow

Was von der Liquiditätsflutwelle übrig bleiben wird -von Thomas Seidel-

In diesen Tagen werden die Grundlagen für mächtige Liquiditätsprogramme gelegt. Die Europäische Union jongliert mit 750 Milliarden Euro Wiederaufbauhilfe. Allein für Deutschland plant die Bundesregierung ein Paket von 130 Milliarden Euro, andere Länder in Europa planen ähnliche Konjunkturprogramme. Jüngst hat die Europäische Zentralbank (EZB) beschlossen, ihre ohnehin schon üppigen Anleihekaufprogramme auf 1.350 Milliarden Euro aufzustocken. Man redet auf europäischer Ebene also über 2.100 Milliarden Euro an liquiden Mitteln, zuzüglich der jeweils nationalen Programme. Würde man jede eintausend Euro mit einem Kubikmeter Wasser gleichsetzen, entspräche das etwa einem Zehntel des Wasservolumens der Ostsee. Eine schöne Flutwelle, wenn man es ausschüttet. Die Frage ist, was davon übrig bleiben wird. Das Credo der Monetaristen, alle wirtschaftlichen Probleme allein mit Geld in sehr liquider Form lösen zu können, begleitet die Weltwirtschaft seit den 1980er Jahren. Die Summen mit denen an ve

Der späte Sieg des John Maynard Keynes von Thomas Seidel

Bild
Der Heißluftballon steht exemplarisch für das Auf- und Ab der Schuldendynamik. Daraus wird abgeleitet, dass sich ein Staat über die Dauer auch allein durch ein Wirtschaftswachstum entschulden kann, wenn dies nur ausreichend genug über dem  Zinsniveau liegt. (Quelle: SAFE, Moritz Schularick) Seit Jahrzehnten tobt in der Volkswirtschaft ein Glaubenskrieg zwischen den Keynesianern und den Monetaristen. Es geht um die grundsätzliche Konstitution von Volkswirtschaften und deren Auswirkungen auf die inzwischen globalen Gesellschaften. Spätestens seit den 1970er Jahren hatten die Monetaristen bei Politikern in vielen Ländern mit ihren Vorstellungen die Oberhand gewonnen. Doch in Folge der Corona-Krise zeigt sich die Überlegenheit des Keynesianismus in aller Deutlichkeit. Der britische Ökonom John Maynard Keynes (1883 - 1946) postulierte im Kern, und übrigens nicht nur national sondern gleich global, eine Wirtschaftsordnung, die wirtschaftliche und finanzielle Entwicklu

Norbert Blüm -Karriere eines Bundessozialministers- Eine Nachschau von Thomas Seidel-

Bild
Norbert Blüm auf dem CDU Bundesparteiltag in Mainz 1986 (Quelle: wikipedia, CCL, Urheber: Bundesarchiv, B 145 Bild-F073616-0021 / Schaack, Lothar / CC-BY-SA 3.0) Wenn heute das durchschnittliche Rentenniveau in Deutschland bei 48 Prozent liegt, sich Menschen nach 45 Jahren Arbeit ihr täglich Brot von den Tafeln holen müssen, vor allem Frauen im Alter bitter verarmen, Kinder durch die Kosten für die Pflege der Eltern nahezu ruiniert werden und Berufstätige durch einen Burnout im Höhepunkt ihrer Schaffensphase völlig ausgemergelt sind,  dann ist das Alles vor allem mit einem Namen verbunden, Norbert Blüm! Der langjährige bundesdeutsche Arbeits- und Sozialminister, der in dieser Funktion während der gesamten Regierungszeit Helmut Kohls im Amt war, galt vielen als das soziale Gewissen und Gesicht der Kohl-Zeit. Helmut Kohl selbst kannte nur ein einziges Regierungsprogramm, den persönlichen Machterhalt. Dieser Prämisse ordnete er alles andere unter. Niemand seiner Gefolgsleute dur

Der Donnerhall des Bundesverfassungsgerichts von Thomas Seidel

Bild
Bundesverfassungsgericht (Archivbild) Quelle: wikipedia, CCL Bundesarchiv, B 145 Bild-F080597-0004 / Reineke, Engelbert / CC-BY-SA 3.0 Das deutsche Bundesverfassungsgericht hat mit einem einzigen Urteil schlicht das gesamte Funktionieren Europas und darüber hinaus in Frage gestellt. Während sich die ganze Welt im Strudel der schlimmsten bis heute bekannten Pandemie befindet, kippt ein achtköpfiges deutsches Richtergremium mal eben so die Art der Staatsfinanzierung der letzten 25 Jahre. Die langfristigen Folgen dieser Entscheidung sind für die meisten Menschen heute unabsehbar. Zu Zeiten der europäischen Kunstwährung ECU, also vor allem in den 1980er Jahren, dröhnten die geldmarktpolitischen Entscheidungen des Zentralbankrats der Deutschen Bundesbank an nahezu jedem zweiten Donnerstag wie ein Donnerhall durch die im ECU angeschlossenen Länder, zu denen übrigens auch Großbritannien mit seinem Britischen Pfund gehörte. Schnell mussten sich die anderen Zentralbanken den deutsc

Zentralbanken während der Corona-Krise von Thomas Seidel

Bild
EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der virtuellen Geister-Presse-Konfernez vom 30. April 2020 Bildmaterial:  https://www.flickr.com/photos/europeancentralbank/sets/72157714060239612/ Am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche haben die US-amerikanische Zentralbank Federal Reserve System (FED) und die Europäische Zentralbank (EZB) turnusgemäß ihren aktuellen geldpolitischen Beschlüsse unter dem Eindruck der aktuellen Corona-Krise bekannt gegeben. Dabei ist interessant zu beobachten, wie diese beiden Institutionen und andere wichtige Zentralbanken mit dem massiven politischen Erwartungsdruck umgehen können. Jerome H. Powell Governor of the FED Bildmaterial:   www.federalreserve.gov/aboutthefed/ bios/board/powell.htm Wenn jetzt in der Presse kommentiert wird, dass die Unabhängigkeit des FED gefährdet sein könnte, während man die Unabhängigkeit der EZB nicht einmal im Ansatz beeinträchtigt sieht, dann hat das auch etwas mit den unglücklichen Umständen der Entstehung des FED

Kein Wirtschaften wie bisher mehr -Bericht von der 41. VV-Konferenz von Hauck & Aufhäuser von Thomas Seidel

Bild
Virtuelle 41. VV-Konferenz von Hauck & Aufhäuser Quelle: Hauck & Aufhäuser, Thomas Seidel Die Frühjahrskonferenz des Bankhauses Hauck & Aufhäuser für Vermögensverwalter, immer ein wichtiger Indikator der Branche, konnte wegen des Coronavirus dieses Jahr physisch nicht stattfinden. Flugs hat man bei Hauck & Aufhäuser die ganze Veranstaltung virtuell gelungen in das Internet verlegt. So konnten etwa 70 Teilnehmer von den Vorträgen und den Gesprächen der  Expertenrunde partizipieren. Ganz wie man es von einer normalen Hauck & Aufhäuser VV-Konferenz gewohnt ist, führt auch diesmal Katja Dofel charmant moderierend durch die Konferenz. Vorstandsmitglied Dr. Sepp von Hauck & Aufhäuser Quelle: Hauck & Aufhäuser, Thomas Seidel Das Hauck & Aufhäuser Vorstandsmitglied Dr. Sepp skizzierte die wachsende Bedeutung des Bankhauses. Nach dem erfolgreichen Erwerb der Luxemburger Aktivitäten des ehemaligen Bankhauses Sal. Oppenheim, gelang zuletzt die Ak

Zeit der Katharsis -Gesellschaftliche Auswirkungen der Corona-Krise von Thomas Seidel

Bild
Der Schrei von Eduard Munch (Quelle: wikipedia, gemeinfrei, Eduard Munch 1893) Schlimm genug, dass eine Seuche wie Corona zehntausende Menschen infizieren kann und in dessen Folge dann Tausende ihr Leben lassen müssen. Wie schnell sich die Natur gegen die hilflose Menschheit wenden und sie weltweit zumindest massiv bedrohen kann, ist eine gänzlich unerwartete Erfahrung der lebenden Generationen. Doch offenbart die Coronaseuche gnadenlos die gesellschaftlichen Schwächen der Zeit, insbesondere auf der ökonomischen und staatlichen und politischen Ebene. Man kann sehr genau bestimmen, seit wann die modernen Gesellschaften begonnen haben, sich in jene Richtung zu entwickeln, unter der man heute leiden muss. Es ist der 9. November 1989, der Tag des Mauerfalls in Berlin. Auch wenn dieser Tag vor allem einen symbolischen Charakter hat. Seitdem jedenfalls haben sich die gesellschaftlichen Systeme weltweit wesentlich verändert. Die alten Strukturen einer bis dahin weitestgehend bipo

Von der Rolle -Eine gesellschaftskritische Betrachtung- von Thomas Seidel

Bild
Der Anblick solcher leeren Rolle scheint Panik auszulösen Quelle: wikipedia, GNU-Lizenz Urheber: Neptuul Deutschland ist bekannt als das Land der Sparer und Schnäppchenjäger. Gefühlt trifft dies schon unter normalen Umständen besonders auf den Verbrauch von Wasser und Toilettenpapier zu. Keine guten Voraussetzungen für einen sauberen Stuhlgang also. Umso erstaunlicher ist, dass vor dem Hintergrund der Corona-Krise, ausgerechnet Klopapier ganz oben auf der Liste der Hamsterkäufer zu stehen scheint. Bekannt in Deutschland ist ein Witz, wie sich nach einer Darmentleerung mit nur einem Blatt Klopapier angeblich gründlich die entsprechende Körperstelle wieder reinigen lässt. Wie dem auch sei, wissenschaftlich wurden jedenfalls die kulturell sehr unterschiedlichen Reinigungsgewohnheiten untersucht und verglichen. In einer weltweit führenden Nation zum Beispiel, faltet man aus viel Klopapier eine Art Büschel. Hierzulande hingegen wird Blatt für Blatt aufeinander gestapelt und dam

Die Wirkung von Licht und Tiefe -Vincent van Gogh im Städel-Museum- von Thomas Seidel

Bild
Einladung zu einem tieferen Verständnis van Gogh's (Quelle: Thomas Seidel) Das Städel-Museum in Frankfurt am Main zeigt eine kompakte Ausstellung von Werken des niederländischen Malers Vincent van Gogh (1853- 1890). Dabei ist es dem Museum gelungen, das Werk des Malers in einen Kontext mit Bildern anderer Künstler um seine Zeit herum zusammen zu bringen. So steht nicht die sattsam bekannte wechselhafte Biographie des malerischen Ausnahmetalents im Mittelpunkt, sondern der Kern des Werkes selbst. Die Hafenarbeiter in Arles 1888 Museo Nacional Thyssen-Bornemisza Madrid (Quelle: Thomas Seidel) Scheinbar ein wenig ruhig ist es schon geworden um das Städel-Museum, welches in Frankfurt eine der bedeutensten Kunstsammlung Deutschlands beherbergt. Der neue Direktor Philipp Demandt reisst sich, anders als sein Vorgänger Max Hollein, nicht um jeden öffentlichkeitswirksamen Auftritt. Was die Kuratoren der aktuellen van Gogh-Ausstellung allerdings erarbeitet haben, ist wa